Die Eurokrise bringt die deutsche Konjunktur nach Einschätzung des Münchener ifo-Instituts später als erwartet aus dem Tritt. Statt im vergangenen Sommer rechnen die Wirtschaftsforscher nun mit einem Einbruch im laufenden Winterhalbjahr. Im Jahresendquartal dürfte die gesamtwirtschaftliche Produktion um 0,3 Prozent sinken. Mit einem Abgleiten in eine ausgewachsene Rezession sei aber aus heutiger Sicht nicht zu rechnen.
Für das erste Quartal 2013 ist daher nach Ansicht der Forscher mit einer leichten Erholung zu rechnen. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte um 0,2 Prozent zunehmen. Per saldo soll die gesamtwirtschaftliche Produktion im Winterhalbjahr 2012/13 ungefähr stagnieren.
Alles in allem dürfte das BIP im Jahresdurchschnitt 2012 den Vorjahresstand nur um 0,7 Prozent übertreffen. Für 2013 rechnen die Experten im Jahresschnitt ebenfalls nur mit einer Zuwachsrate von 0,7 Prozent. Die Unsicherheit ist hier aber sehr groß. Wie ifo-Präsident Hans-Werner Sinn ausführte, kann die Spanne zwischen einem Minus von 0,6 Prozent bis zu einem Plus von 2,0 Prozent liegen.
Im Vergleich zur Juni-Prognose des ifo Instituts bedeutet der Durchschnittswert von 0,7 Prozent für 2013 eine deutliche Abwärtskorrektur. Ursprünglich hatten die Experten erwartet, dass die Eurokrise schon im vergangenen Sommer voll durchschlägt. Nun soll der Abschwung erst im laufenden Winterhalbjahr eintreten.
Der Beschäftigungsaufbau wird nach Ansicht der Experten 2013 nicht nennenswert in Gang kommen. Sie rechnen damit, dass sich die Arbeitslosenquote leicht von 6,8 Prozent in diesem Jahr auf 6,9 Prozent im kommenden Jahr zulegen wird.
Die Inflationsrate dürfte sich 2012 auf 2,0 Prozent belaufen. Im kommenden Jahr soll sie sich auf voraussichtlich 1,6 Prozent abschwächen.
Euro-Austritt Deutschlands ist keine Option
Der Chef des Münchener ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, hat sich vehement gegen einen Austritt Deutschlands aus der Eurozone ausgesprochen. "Wenn einzelne Länder wettbewerbsmäßig in der Eurozone nicht zurechtkommen, sollen sie austreten - aber doch nicht Deutschland", betonte er bei der Vorstellung der ifo-Konjunkturprognose 2012/13.
Für Länder wie Griechenland wäre es ohnehin besser, den Euroraum vorübergehend zu verlassen, argumentierte Sinn. Allerdings sei es wichtig, dass ihnen die Perspektive auf einen Wiedereintritt gegeben werde.
Dass Deutschland einen noch größeren Beitrag zur Euro-Rettung leisten soll, findet Sinn nicht. "Die Hilfe funktioniert nicht", betonte er. Wenn noch mehr Hilfe geleistet werde, würden die Empfängerländer nur noch mehr von den Hilfszahlungen abhängig. Dies sei aber kein eurospezifisches, sondern ein generelles Problem.
Die Langfassung der Prognose kann über
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