Die Eurokrise und die flaue Weltwirtschaft haben die deutsche Außenwirtschaft im Februar in ihren Sog nach unten gerissen. Da die Importe jedoch noch kräftiger sanken als die Exporte, erhöhte sich der Überschuss in der Handelsbilanz stärker als erwartet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtete, fielen die Ausfuhren kalender- und saisonbereinigt um 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat, während sich die Einfuhren um 3,8 Prozent verringerten. Binnen Jahresfrist lagen die Exporte damit um 2,8 Prozent und die Importe um 5,9 Prozent niedriger.
Die schwache Verfassung vieler EU-Staaten machte sich in den Daten bemerkbar, doch auch in Drittstaaten wurde auf Jahressicht weniger ein- und ausgeführt. Die Warenversendungen in die Länder der Europäischen Union fielen um 3,4 Prozent, die Eingänge sanken um 4,5 Prozent. In die Länder der Eurozone gingen die Exporte sogar um 4,1 Prozent zurück, die Importe nahmen um 5,7 Prozent ab. Die Ausfuhren in Drittländer fielen um 1,9 Prozent, die Einfuhren aus diesen Ländern sanken um 8,3 Prozent.
Die Außenhandelsbilanz schloss im Februar mit einem Überschuss von 16,8 Milliarden Euro ab. Kalender- und saisonbereinigt lag der Außenhandelsbilanzüberschuss bei 17,1 Milliarden Euro. Von Dow Jones Newswires befragte Ökonomen hatten nur mit einem Aktivsaldo von 15,0 Milliarden Euro gerechnet.
Zusammen mit den Salden für Dienstleistungen (plus 0,4 Milliarden Euro), Erwerbs- und Vermögenseinkommen (plus 7,3 Milliarden Euro), laufende Übertragungen (minus 6,8 Milliarden Euro) sowie Ergänzungen zum Außenhandel (minus 1,7 Milliarden Euro) schloss - nach vorläufigen Berechnungen der Deutschen Bundesbank - die Leistungsbilanz im Februar mit einem Überschuss von 16,0 Milliarden Euro ab. Volkswirte hatten nur ein Plus von 13,8 Milliarden Euro erwartet.
Neben der tiefen Krise in Euroländern wie Spanien, Portugal, Irland, Griechenland und Zypern macht der deutschen Außenwirtschaft auch die stagnierende Wirtschaft in Frankreich, Belgien und Niederlanden zu schaffen. Zudem lässt ein kräftiger Aufschwung in den USA und eine deutliche Wachstumsbeschleunigung in Schwellenländern wie China, Brasilien und Indien und Mexiko weiter auf sich warten. Auch in Deutschland läuft die Konjunktur nicht völlig rund, was sich an den schwachen Einfuhren ablesen lässt.
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Kommentare zu diesem Beitrag
Der Chef des Instituts für Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, glaubt, dass die Talsohle der Krise bald durchschritten ist. "Unsere neueste Prognose zeigt, dass selbst die Krisenländer im Laufe dieses Jahres den Tiefpunkt ihrer wirtschaftlichen Entwicklung erreichen werden. Danach geht es wieder langsam aufwärts", sagte Fratzscher zur Süddeutschen Zeitung.
Zwar erhole sich Deutschland schneller als der Rest der Eurozone, doch warnte Fratzscher vor Überheblichkeit: "Wir schwimmen auf einer Welle der Euphorie, weil wir uns mit dem Rest Europas vergleichen." Deutschland sollte sich vielmehr mit Schwellenländern oder den USA vergleichen.
Fratzscher forderte mehr Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Energie, damit Deutschland sein Wachstumspotenzial ausschöpft. Geld sei genug dafür da. "Deutschland spart viel zu viel und legt das Geld viel zu schlecht an", sagte Fratzscher. Wenn das Land in zehn Jahren gut dastehen wolle, müsse es jetzt etwas tun. In der Pflicht sieht er dabei staatliche und private Investoren gemeinsam.