Weltwirtschaftliche Risikoanalyse

Europa zwischen Zöllen und strukturellen Schwächen


Europa am Wendepunkt: Zwischen Zöllen und strukturellen Schwächen News

Creditreform Rating hat in ihren aktuellen Economic Briefs die globalen konjunkturellen Entwicklungen analysiert und dabei unter anderem die Eurozone, Deutschland, das Vereinigte Königreich und die USA betrachtet.

Im Fokus steht bei der aktuellen Analyse der Ratingagentur die Ausweitung der handelsprotektionistischen Agenda der US-Regierung, die von der Trump-Administration am "Liberation Day" am 2. April verkündet wurde. Auch wenn die Auswirkungen aktuell noch nicht im gesamten Umfang abzuschätzen sind, werden die protektionistischen Maßnahmen – darunter pauschale und gegenseitige Zölle auf eine Vielzahl von Einfuhren, insbesondere 35 Prozent auf chinesische Waren und 20 Prozent auf EU-Waren – wahrscheinlich weitreichende globale Auswirkungen haben.

Abb 01: Die wichtigsten Handelspartner EuropasAbb 01: Die wichtigsten Handelspartner Europas

So könnten sie weltweit, nicht zuletzt in den Vereinigten Staaten, die Inflation erhöhen und wachstumsdämpfend wirken. Die Auswirkungen sind nicht auf die direkten Handelsströme beschränkt. Die Zölle werden wahrscheinlich umfassendere Zweitrundeneffekte haben, insbesondere durch eine erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit und ein geringeres Vertrauen der Unternehmen und Haushalte. Im Euroraum könnte dies die bestehenden Schwachstellen noch verschärfen, so dass das Wachstum in der Region weiterhin nur schleppend verläuft.

Besonders betroffen sind exportabhängige Branchen wie Automobil, Chemie und Logistik. Auch die Geldpolitik der Zentralbanken dürfte mit den neuen Herausforderungen unter weiteren Druck geraten. Die Entwicklung der Zinssätze ist nun unsicherer als zuvor.

Abb 02: Die wichtigsten Handelspartner DeutschlandsAbb 02: Die wichtigsten Handelspartner Deutschlands im Jahr 2024

Weitere Kernaussagen aus den aktuellen Economic Briefs:

  • Moderates Wachstum im Euroraum: Für das Jahr 2025 erwarten die Analysten von Creditreform Rating ein reales BIP-Wachstum von 0,9 Prozent im Euroraum. Geopolitische Unsicherheiten, Handelskonflikte und schwache Auslandsmärkte belasten die Konjunktur, während Reallohnzuwächse und ein robuster Arbeitsmarkt den privaten Konsum stützen. 2026 dürfte sich das Wachstum auf 1,2 Prozent beschleunigen.
  • Inflation und EZB-Zinssenkungen: Die Gesamtinflation im Euroraum nähert sich dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Kerninflation bleibt indes weiter hoch, getrieben durch ein zunehmendes Lohnwachstum und die hohe Dienstleistungsinflation. Zuletzt senkte die EZB den Einlagenzins im März 2025 auf 2,5 Prozent, mit einer weiteren möglichen Reduktion auf 2,0 Prozent bis Ende 2025 ist zu rechnen.
  • Fiskalpolitik unter Druck: Hohe Finanzierungskosten, steigende Verteidigungsausgaben und geopolitische Spannungen belasten die Fiskalpolitik. Öffentliche Investitionen könnten das Wachstum stützen, jedoch bestehen große Unsicherheiten durch mögliche Handelskonflikte und Verschiebungen in der globalen Geldpolitik. Trotz umfangreicher Verpflichtungen im Verteidigungsbereich könnte der wirtschaftliche Impuls geringer ausfallen als erwartet. Generell ist ein erheblicher Teil der Beschaffung von Verteidigungsgütern von Importen abhängig.
  • Deutschlands stagnierende Wirtschaft: Für die deutsche Wirtschaft wird im Jahr 2025 ein Wachstum von lediglich 0,2 Prozent erwartet. Insbesondere Exportrückgänge, geringe Binnennachfrage und eine schwache Industrie belasten die deutsche Wirtschaftsleitung. Ein großes Fiskalpaket mit Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur könnte eine mögliche Erholung im Jahr 2026 beschleunigen. Der deutsche Immobilienmarkt zeigt zuletzt Stabilisierungstendenzen, allerdings dürften die steigenden Anleiherenditen die Erholung des Wohnungsmarktes bremsen.
  • Gedämpftes Wachstum im UK: Die Prognose für das BIP-Wachstum des Vereinigten Königreichs wurde für 2025 auf 1,0 Prozent für 2025 gesenkt. Insbesondere die schwache Binnennachfrage, sinkende Einzelhandelsumsätze und eine schrumpfende Industrie hemmen die Erholung. Nach zwei Zinssenkungen dürfte die Bank of England die Zinsen bis Jahresende auf 3,75 Prozent senken, um Stabilität zu sichern.
  • US-Wirtschaft verlangsamt sich: Die US-Wirtschaft wird sich 2025 abschwächen. Die Federal Reserve hält die Zinsen aktuell bei 4,25 Prozent bis 4,50 Prozent, dürfte jedoch eine Senkung um 50 Basispunkte ab Juni vornehmen. Handels- und Fiskalrisiken bleiben bestehen.

Vollständige Analyse
 

[ Bildquelle Titelbild: Generiert mit AI ]
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