Im größten Bilanzfälschungsskandal in der US-Geschichte ist der ehemalige Chef des Telekommunikationsriesen WorldCom, Bernard Ebbers, in allen neun Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen in dem Prozess sahen es als erwiesen an, dass er als einer der Hauptverantwortlichen von den massiven Bilanzfälschungen wusste, die das damals zweitgrößte amerikanische Telekomunternehmen 2002 in den Gläubigerschutz trieben.
Der 63-Jährige, der seine Karriere als Milchmann und Basketball-Coach begann, war unter anderem wegen Betrugs, Verschwörung und Falschaussagen angeklagt. Er hatte noch im Zeugenstand seine Unschuld beteuert. Das Strafmaß steht noch nicht fest und soll erst am 13. Juni verkündet werden. Ebbers drohen bis zu 85 Jahre Haft.
Kronzeuge der Anklage war Scott Sullivan, einst Ebbers' Intimus, der den Betrug nach anfänglichem Leugnen zugegeben hatte und für eine mildere Strafe gegen Ebbers aussagte. Das Strafmaß für ihn steht noch nicht fest.
20.000 Jobs wegDie Bilanzbetrügereien bei WorldCom waren im Sommer 2002 ans Licht gekommen. Das Unternehmen brach unter massiven Finanzproblemen zusammen. 20.000 Mitarbeiter wurden entlassen, die meisten verloren zudem ihre gesamten Pensionsrücklagen, die in WorldCom-Aktien investiert waren. Die Papiere wurden wertlos. Insgesamt verloren Investoren 180 Milliarden Dollar.
Ebbers hatte seine 1983 gegründete Telefongesellschaft durch mehr als 60 aggressive Zukäufe innerhalb von 19 Jahren zum zweitgrößten Telekomkonzern der USA gemacht. Das Unternehmen machte 2001 einen Umsatz von 35,2 Milliarden Dollar. Allerdings waren die in Aussicht gestellten Wachstumsraten nicht einzuhalten. Um einen Kurseinbruch der Aktien zu verhindern, frisierte das Unternehmen die Bücher. Der Betrug hatte einen Umfang von elf Milliarden Dollar. Inzwischen ist das Unternehmen saniert und stark geschrumpft als MCI Inc wieder am Markt.
Quelle: ARD