Wettrüsten im Internet ist Realität geworden. Dies ist eines der Ergebnisse des jährlich erscheinenden "Virtual Criminology Report", den der IT-Sicherheitsspezialist McAfee dieses Jahr zum fünften Mal vorlegt. Die Verfasser des Berichts verzeichnen eine Zunahme politisch motivierter Online-Angriffe und stellen fest, dass sich mit den USA, Russland, Frankreich, Israel und China bereits fünf Länder mit Angriffswaffen zur Internetkriegsführung ausgestattet haben. "Wir warnten schon vor mehr als zwei Jahren vor einem globalen Cyber-Wettrüsten", sagt Dave DeWalt, President und CEO von McAfee. "Eine Reihe von Staaten trifft bereits Vorkehrungen für eine Art Internetkrieg. Nicht mehr nur Atomwaffen stellen heute die größte Bedrohung dar, sondern auch Waffen im Cyberspace. Darauf müssen wir uns alle einstellen."
Der "Virtual Criminology Report 2009" enthält Erkenntnisse von mehr als zwei Dutzend weltweit führender Experten für internationale Beziehungen, darunter Jamie Saunders, Berater der britischen Botschaft in der US-Hauptstadt Washington, sowie Sicherheitsspezialisten des US-Nachrichtendiensts NSA und des australischen Justizministeriums. Zusammengestellt wurde der Bericht im Auftrag von McAfee vom ehemaligen Berater der US-Regierung, Paul Kurtz. Der Bericht bietet ein Modell zur Definition eines Internetkriegs, benennt die Länder, die Cyberoffensiven und -verteidigungsmaßnahmen entwickeln, analysiert Beispiele politisch motivierter Internetangriffe und zeigt auf, wie der private Sektor in die Schusslinie geraten kann. Als problematisch erachten Experten den Umstand, dass Regierungen die ihnen vorliegenden Informationen über Internetkriegsführung vielfach nicht offenlegen, wodurch sie Wirtschaft und öffentliche Hand beim Aufbau entsprechender Verteidigungsstrukturen behindern.
Experten fordern eine klare Definition dessen, was unter Cyberkriegsführung zu verstehen ist. Ohne eine offene Diskussion der Problematik unter Beteiligung von Staat, Wirtschaft und Bürgern könnten Internetangriffe auf grundlegende Infrastrukturen verheerende Folgen haben. Der diesjährige Report kommt zu folgenden Ergebnissen:
- Internetkriegsführung ist Realität: Im Laufe des vergangenen Jahres erreichten politisch motivierte Internetangriffe ein besorgniserregendes Maß. In den USA waren unter anderem das Weiße Haus, das Heimatschutzministerium, der Secret Service und das Verteidigungsministerium Ziele solcher Angriffe. Staaten entwickeln Internetwaffen, die sich gegen die Computernetze von Behörden und Infrastruktureinrichtungen richten. Bei derartigen Angriffen handelt es sich nicht bloß um einen Krieg zwischen Computern. Vielmehr muss mit Sach- und Personenschäden gerechnet werden.
- Internetwaffen richten sich gegen grundlegende Infrastrukturen: Infrastrukturen für Energie- und Wasserversorgung, Telekommunikation, Verkehr und Finanzwirtschaft gehören zu den bevorzugten Zielen kriegerischer Angriffe im Internet, weil sich dort schnell und mit geringem Aufwand großer Schaden anrichten lässt. In den meisten Industrieländern sind Infrastruktureinrichtungen mit dem Internet verbunden, gleichzeitig jedoch unzureichend geschützt. Dies macht sie besonders verwundbar und bewirkt, dass ein Angriff folgenschwerer ausfallen würde als je zuvor.
- Internetkrieg ist unzureichend definiert: An einem Internetkrieg sind so viele Akteure auf so unterschiedliche Weise beteiligt, dass die Spielregeln der Auseinandersetzung unklar sind. Auch wird noch darüber diskutiert, in welchem Maß Unternehmen für den Schutz und die Aufklärung der Öffentlichkeit verantwortlich gemacht werden sollen. Ohne eine geeignete Definition kann kaum bestimmt werden, ab wann ein Cyberangriff eine politische Reaktion oder die Drohung mit einer militärischen Antwort erfordert.
- Die Privatwirtschaft trägt das größte Risiko: In vielen Industrieländern sind Infrastruktureinrichtungen in den Händen von privaten Wirtschaftsunternehmen, die dadurch automatisch zu potenziellen Zielen von Internetangriffen werden. Die Privatwirtschaft verlässt sich weitgehend auf staatlichen Schutz vor solchen Angriffen. Wenn es zum virtuellen Schlagabtausch kommt, können Regierungen, Unternehmen und Bürger ins Kreuzfeuer geraten. Ohne Einblick in die staatliche Verteidigungsstrategie kann sich die Wirtschaft jedoch nicht angemessen schützen. Experten fordern daher eine öffentliche Debatte über Cyberkriegsführung, die das Thema aus seinem Schattendasein herausführt.
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Kommentare zu diesem Beitrag
- Die bewegungsgestörten EDV-Fuzzy's würden sich wohl vor den Zug werfen
- Berater würden ratlos vor dem PC sitzen, Alkohol trinken und das Business Continuity Management erfinden
- Massen von Menschen würden den Weg zu Ihrer Arbeit nicht mehr finden :-))))))
- Und alle vernünftigen Menschen würden einen sonnigen Tag im Freien genießen, so wie heute und jetzt gleich :-)
Zum Trost: So oft wie unsere Daten inzwischen illegal kopiert und verkauft wurden, können sie auch bei einem Hackerangriff auf Unternehmen nicht mehr verloren gehen ;-)