EZB-Chefvolkswirt Peter Praet glaubt nicht daran, dass die europäische Wirtschaft so bald wieder auf Normalbetrieb umschalten kann. "Es wird Jahre dauern, um die Krise zu überwinden", sagte der Notenbanker bei einer Veranstaltung des Bundesfinanzministeriums. Die Krise zeige deutlich die Anfälligkeit der Weltwirtschaft und des Finanzsystems.
Der Währungshüter betonte außerdem, dass die Dreijahrestender die Europäische Zentralbank nicht daran hinderten, bei der Geldpolitik die Zügel anzuziehen. "Lassen Sie mich unterstreichen, dass die langfristigen Repo-Geschäfte unsere Fähigkeit zur Straffung der Geldpolitik nicht beeinträchtigt haben, um der Inflation zu begegnen", sagte Praet. Die Dreijahrestender seien sowieso keine Medizin oder gar der Königsweg, um die Krise zu überwinden.
Die Europäische Zentralbank hatte den Banken mit zwei langjährigen Repo-Geschäften zuletzt über eine 1 Billion Euro zur Verfügung gestellt, um den Druck auf die Finanzbranche zu lindern. Der Chefvolkswirt der EZB empfahl den Banken, ihre Bilanzen zu stärken und den Euro-Mitgliedern, ihre Haushalte in Ordnung zu bringen.
Vor allem die Länder, die von internationalen Geldgebern am Leben gehalten werden müssen, sollten seiner Ansicht nach Strukturreformen umsetzen und die Arbeitsmärkte öffnen. Die Lösung der Krise liege nicht bei der EZB, sondern in den Händen der Politik, sagte Praet weiter.
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Geldpolitik kann nach Aussage von EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann nicht zur Lösung struktureller Probleme eingesetzt werden und darf nicht dazu führen, dass Regierungen notwendige Reformen aufschieben. Am Rande des Treffens der Notenbankgouverneure und Finanzminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sagte Weidmann: "Geldpolitik kann keine strukturellen Probleme lösen." Er reagierte damit auf Forderungen, die Europäische Zentralbank (EZB) solle ihre Geldpolitik weiter lockern, um die Wirtschaftsaktivität im Euroraum zu stützen.
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