EZB: Erhöhte Wachsamkeit bei Risiken


Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt dem europäischen Finanzsektor ein gutes Zeugnis aus und weist in einer aktuellen Analyse darauf hin, dass das  Finanzsystem des Euroraums als solide bewertet wird. In dem halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht der EZB wird darauf hingewiesen, dass die Marktturbulenzen im Februar und März die Widerstandsfähigkeit des Systems zum dritten Mal innerhalb eines Jahres getestet hätten und die daraus resultierenden Volatilitäten der Finanzmärkte gut absorbiert wurden. EZB-Vizepräsident Lucas Papademos wies bei der Vorstellung des Berichts darauf hin, dass diverse Risiken weiterhin existierten würden und einige hinsichtlich Relevanz sogar gewachsen seien. Es gebe keinen Spielraum für Selbstzufriedenheit, sagte er.

Systemische Risiken können Finanzsystem schädigen

Die Verwundbarkeit des Finanzsystems kann nach Ansicht des EZB-Vizepräsidenten durch einen abrupten und massiven Rückgang der Marktliquidität infolge einer vorsichtigeren Risikoeinschätzung induziert werden. So können etwa Zahlungsschwierigkeiten bei einem großen Unternehmen oder mehrerer Finanzdienstleister am Anfang einer Kettenreaktion stehen. Die EZB weist auch darauf hin, dass die hohe Verschuldung im Unternehmenssektor primär auf die Aktivitäten von neuen Akteuren, wie Hedgefonds und Private-Equity-Gesellschaften zurückzuführen sei. In der Folge würden auch verstärkt Kreditrisiken in andere Teile des Finanzsystems transferiert. Die Frage sei, wie die verschiedenen Teilnehmer derartiger Transaktionen auf eine Wende im Kreditzyklus reagieren würden.

Adäquate Risikomanagement-Systeme gefordert

Eine abrupte Auflösung der globalen Leistungsbilanzungleichgewichte (siehe USA) stellt nach Ansicht der EZB zumindest mittelfristig ein Risiko für die Finanzstabilität dar. Allerdings schätzt Papademos die Wahrscheinlichkeit für ein derartiges Ereignis als eher gering ein. Sollte es dennoch eintreten, so würden die Risiko-Management-Systeme einiger wichtiger Akteure einem harten Test unterzogen. Eine wichtige Botschaft an die Finanzmarktakteure lautet daher: Nur mit einem adäquaten Risikomanagement-System kann man sich auf mögliche Turbulenzen vorbereiten. Die EZB wies außerdem darauf hin, dass zur Zeit der wichtigste Stabilisierungsfaktor des Finanzsystems die hohe Finanzmarktliquidität darstellt. In diesem Kontext wächst auch der Markt für „Credit Risk Transfers“ (CRT). Die EZB weist aber auch darauf hin, dass eine Risikoaversion der Markteilnehmer dazu führen könnte, dass Liquidität knapper würde und in der Folge die Risiken zunehmen würden.  Betroffen wären auf der einen Seite Banken, aber auf der anderen Seite auch Anleihe-Emittenten sowie Hedgefonds, die als Käufer von „schlechten“ Risiken am Markt agieren.

Verhaltenskodex für Hedgefonds gefordert

Der EZB-Vizepräsident sprach sich für einen Verhaltskodex in der Hedgefonds-Branche aus. Er wies auf die aus den Aktivitäten der Hedgefonds resultierenden systemischen Risiken hin. Diese Einschätzung resultiere vor allem aus Daten, die auf Überkapazitäten und in den vergangenen Jahren gesunkene profitable Investitionsmöglichkeiten hindeuteten. Papademos wies in diesem Kontext auf die rückläufigen Durchschnittsrenditen der Hedgefonds hin.


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