Die neuen Kapital- und Liquiditätsvorschriften für Banken sind nach Aussage von Nout Wellink, Mitglied des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB), für alle Staaten und Banken weltweit relevant und sollten ohne Verzögerungen umgesetzt werden. "Bemühungen, die Vereinbarung zu verzögern oder abzuschwächen, wird die Finanzstabilität und die Robustheit der Erholung gefährden", sagte Wellink am Donnerstag laut Redetext beim Financial Stability Institute in Kapstadt. Das als Basel III bekannte Reformwerk soll das Finanzsystem stabiler und widerstandsfähiger machen.
"Jedes Land muss feststellen, ob es Banken mit einer Größe und Komplexität im Verhältnis zur Wirtschaft besitzt, die 'too big to fail' sind, und muss entsprechende Maßnahmen einleiten", erklärte Wellink, der Vorsitzender des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht ist, weiter. Die Vorsitzenden der Notenbanken und Aufsichtsbehörden der im Basler Ausschuss vertretenen Länder hatten sich im September 2010 auf eine deutliche Verschärfung der Kapital- und Liquiditätsanforderungen an Kreditinstitute verständigt. Mit den neuen Regeln soll eine Wiederholung der Finanzkrise verhindert werden.
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Die Schweiz koppelt sich nach Auffassung von Josef Ackermann mit den höheren "too big to fail"-Vorschlägen zu stark von den weltweiten Empfehlungen ab. In einem Interview mit der schweizerischen Zeitung "Sonntag" sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank: "Die kleine Schweiz ist speziell herausgefordert, da sie im Verhältnis zur Volkswirtschaft über zwei sehr große Banken verfügt. Dennoch: Ich bin der Meinung, dass sich die Schweiz mit diesen Anforderungen zu stark von den globalen Empfehlungen abkoppelt und damit andere Länder unter Druck setzt. Deshalb stehe ich den Vorstößen der Kommission eher kritisch gegenüber". Nach einem Vorschlag der "too big to fail"-Expertenkommission sollen die Großbanken UBS and Credit Suisse ihr Eigenkapital auf 19% erhöhen.
Dass eine der beiden Banken durch die strengeren Vorschriften leichter von Auslandsinstituten übernommen werden könnte, sieht Ackermann nicht: "Diese Gefahr sehe ich weniger. Die Bewertungen in der Schweiz sind in der Regel gut. Es bräuchte sehr viel, um eine der Großbanken zu übernehmen, gerade im Private Banking sind die Schweizer Banken stark. Bei einer Übernahme durch einen ausländischen Konkurrenten würden sie viele Kunden verlieren."
Auf die Frage, wie stark die Vermögensverwaltung in der Schweiz darunter leiden werde, dass das Bankgeheimnis aufgeweicht wurde und nun die Regeln von OECD 26 gelten, erklärte Ackermann: "Ich glaube nicht an negative Auswirkungen. Ich bleibe zuversichtlich für den Schweizer Bankenplatz als Ganzes." Zur Konjunkturentwicklung sagte Ackermann, die Schwellenländer seien in einer starken Wachstumsphase, die auch weitergehen werde. In den USA zeigten sich positive Signale, dass die Wirtschaft aus der schweren Krise kommt. Europa biete ein uneinheitliches Bild. Deutschland wird dieses Jahr seiner Meinung nach um mehr als 2% wachsen.