Nach dem spektakulären Milliardenverlust, den ein Händler der schweizerischen Großbank UBS verursacht hat, haben die Ratingagenturen eine Überprüfung ihrer Einstufungen für das Züricher Institut eingeleitet. So kündigte Standard & Poor's (S&P) am Freitag an, das Langfristrating ("A+") der UBS AG werde derzeit untersucht.
Am Morgen hatte sich bereits Moody's ("Aa3") eine entsprechende Abstufung vorbehalten. Beide Agenturen verweisen auf den am Donnerstag bekannt gewordenen Milliardenverlust, den ein hauseigener Händler dem Institut mit eigenmächtigen Geschäften eingebrockt hat. Es sei möglich, dass die UBS im dritten Quartal rote Zahlen ausweisen werde, musste die Bank einräumen. Der 31-jährige Aktienhändler wurde am selben Tag in London festgenommen.
Der Verlust sei zwar aufgrund der Kapitalsituation zu verkraften, so die Einschätzung von S&P. Der Vorfall stelle jedoch für die Bank einen Rückschlag in dem Bestreben dar, die Reputation und das Risikomanagement nach den schwachen Jahren 2007 bis 2009 wieder aufzubauen. Die Entscheidung über die Bonitätsbewertung soll bekannt gegeben werden, sobald alle Details als Licht gekommen sind. Das Rating werde entweder bestätigt oder um eine Stufe gesenkt, so S&P.
Auch Fitch kündigte eine Überprüfung an, die Ratingagentur konzentriert sich dabei auf das so genannten Viability-Rating der Bank. Die vor wenigen Monaten als Nachfolgerin des alten Individualratings eingeführte Bewertung beschreibt auf einer Skala von "aaa" bis "c" die Überlebensfähigkeit eines Instituts ohne zusätzliche Hilfsmaßnahmen außenstehender Institutionen. Bislang hatte Fitch die schweizerische Großbank hier mit "a-" bewertet.
Das viel beachtete langfristige Emittentenrating beließ Fitch bei "A+". Hintergrund sei die Erwartung, dass das Institut gegebenenfalls Hilfe von der schweizerischen Regierung erhalten würde.
Die Belastung durch den Handelsverlust hält Fitch bei der UBS für handhabbar. Die Bank werde im Gesamtjahr 2011 profitabel bleiben. Gravierender und deshalb für das Viability-Rating bedeutsamer sei, dass der Handelsverlust ein deutlicher Rückschlag für den Wiederaufbau des Investmentbankings sei. So fragten sich die Fitch-Analysten, ob der Verlust Hinweise auf Fehler in der Risikokontrolle und der strategischen Ausrichtung des Investmentarms liefere.
Mit Interesse warten die Beobachter deshalb auf detaillierte Information über das Entstehen des Milliardenverlustes und die Reaktion der jüngst umgebauten Risikokontrolle im Investmentbanking. Zwar könne kein Regelwerk Missbräuche völlig verhindern. Die Höhe des Verlustes sei angesichts der reduzierten Investmentbanking-Aktivitäten der Großbank und ähnlicher Vorfälle in anderen Großbanken vergleichsweise hoch ausgefallen. Sie zeige zudem, welch hohe Risiken dem Investmentbanking innewohnten, so die Analysten. Der Vorfall stütze somit Forderungen nach einer dauerhaften Verkleinerung der Sparte.
Kaum weniger gravierend sehen die Analysten die möglichen Folgen des Milliardenverlusts für den Bereich Vermögensverwaltung an. Es habe die Bank mehrere Jahre gekostet um die sinkenden Neugeldzuflüsse wieder zu beleben. Sollte der Vorfall die vermögende Kundschaft beunruhigen und zu Neugeldabflüssen führen, würde dies das Viability-Rating der Bank schwer unter Druck setzen, warnten die Analysten.
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Kommentare zu diesem Beitrag
Erst nach Bekanntgabe eines solchen Fehlers wird über ein Downgrade diskutiert.
Lehmann war Freitag solide Montag pleite.
Wenn der Downgrade auf Basis einer Neubewertung des Risikomanagements, im besonderen auf die Fehler im Op-Risk, muss jedes Finanzinstitut mindestens mit einem negativ Ausblick neu bewertet werden.
Letzlich hilft es aber auch nix: die Ratingagenturen sind für den Müll