Finanzindustrie ist schlecht auf MiFID vorbereitet


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Rund 15 Monate vor der Einführung der verschärften EU-weiten Richtlinien zum Anlegerschutz und zur Stärkung des Wettbewerbs fühlen sich nur wenige Banken mit den neuen Regeln vertraut. Eine Studie des Frankfurter Institutes E-Finance Lab kommt zu dem Ergebnis, dass den deutschen Finanzinstituten noch eine Menge Arbeit ins Haus steht, um die Anforderungen bis Ende 2007 umzusetzen. Zumindest finanziell bleibt die Umsetzung der EU-Richtlinie aber in einem überschaubaren Rahmen. Mit der Richtlinie "Markets in Financial Instruments Directive" - kurz MiFID - will die EU die europäischen Finanzmärkte harmonisieren und damit den Wettbewerb verstärken. Zudem soll der Anlegerschutz verbessert werden. Ab Anfang 2007 soll MiFID in nationales Recht umgesetzt werden, im November 2007 sollen die neuen Regelungen angewendet werden soll. Die EU will erreichen, dass Banken und Investmentunternehmen in allen Staaten Kundenaufträge intern oder gegen eigene Positionen verrechnen können. Zudem soll die Transparenz bei Aktiengeschäften verstärkt werden, indem eine Vielzahl an Informationen rund um außerbörsliche Aktiengeschäfte veröffentlicht werden müssen.

Nur wenige Banken mit den neuen Regeln vertraut

Finanzdienstleister müssen sich in Zukunft zudem zur "bestmöglichen Ausführung von Orders" verpflichten und vor ihren Kunden damit für die Auswahl der Börsen und Transaktionswege rechtfertigen. In diese so genannte "Best Execution" fließen Preis, Kosten, Geschwindigkeit der Abwicklung und Qualität des Handelsplatzes ein. In der Planung für das Jahresbudget 2007 haben die Finanzdienstleister zwar zunehmend Aufwendungen in Zusammenhang mit der MiFID-Einführung berücksichtigt. "Eine KPMG-Umfrage aus dem April dieses Jahres ergab, dass zu diesem Zeitpunkt rund 17% der befragten Unternehmen tatsächlich Budget eingeplant hatten", sagt KMPG-Consultant Sven Schielke. Weniger als ein Fünftel der betroffenen Unternehmen fühlen sich aber schon fit für die EU-Direktive. "Der Untersuchung des E-Finance Lab zufolge geben 42 % der Finanzdienstleister an, sich noch in der Phase der Informationssammlung zu MiFID zu befinden", sagte Peter Gomber, Professor an der Universität Frankfurt und Vorstand im E-Finance Lab. 44 % sagten, dass sie die wesentlichen Inhalte kennen würden, 14% fühlten sich mit MiFID vertraut.

Eingriff in die komplette Wertschöpfungskette

Bei der Commerzbank sind die Vorbereitungen auf die MiFID-Einführung inzwischen angelaufen, wie Compliance-Leiter Andreas Marbeiter sagt. Obwohl MiFID in die komplette Wertschöpfungskette des Wertpapiergeschäftes eingreift, zeigt sich Marbeiter zuversichtlich, die Anforderung fristgerecht umzusetzen: "Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass wir die Anforderungen rechtzeitig bis Ende 2007 abschließen werden." Obwohl der Aufwand für die Einarbeitung der neuen Richtlinien umfangreich ist, halten sich die Kosten für die MiFID-Umsetzung in Grenzen. "Die Umsetzung der MiFID-Richtlinie wird bei den deutschen Finanzdienstleistern nach eigener Einschätzung der Häuser keine außergewöhnlich hohen Kosten verursachen", sagte Gomber, im Gespräch mit Dow Jones Newswires. An die Aufwendungen für die Euro-Einführung oder Basel II, wie von einigen Kommentatoren angeführt, werden sie nicht heranreichen.

Hohe Einführungskosten

Eine Umfrage des E-Finance Lab vom Frühjahr 2006 unter knapp 200 deutschen Finanzdienstleistern hat ergeben, dass eine große Mehrheit der Akteure die einmaligen Kosten recht gering ansetzt. "So rechnen 80% der Befragten mit Kosten von unter 1 Mio. EUR, 16% erwarten Aufwendungen von 1 Mio bis 5 Mio. EUR und nur 4% schätzen die Kosten auf über 20 Mio. EUR", sagte Gomber. Auch die Unternehmensberatung KPMG kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass sich die Aufwendungen bis in den zweistelligen Mio-EUR-Bereich bewegen können. Die Kosten für die Umstellungen auf die MiFID-Regelungen seien dabei naturgemäß stark abhängig von der Unternehmensgröße und dem betriebenen Geschäftsmodell, so KPMG-Consultant Schielke. Die neue Transparenz könnte sich aber letztlich für den Kunden als teuer herausstellen. Es stehe zu befürchten, dass die Banken die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergeben. "Das lässt befürchten, dass die Kosten für eine Wertpapierorder tendenziell steigen", so der KPMG-Consultant.


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