Finanzkrise erfordert Umbau der Weltfinanzarchitektur und des Risikomanagements


Nach Einschätzung von Klaus-Peter Müller, Vorsitzender des Commerzbank-Aufsichtsrates, ist die Situation an den Finanzmärkten ernst. Auf die Frage, ob es "zu einem Tsunami an den Finanzmärkten" kommen wird, sagte er  während einer Podiumsdiskussion: "Wir können nicht ruhigen Gewissens sagen, er kommt nicht." In Zukunft werde die Frage nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell und das Risikomanagement von Banken eine höhere Bedeutung bekommen. In Deutschland gebe es derzeit eine Reihe von Banken, die große Probleme mit ihrem Geschäftsmodell haben. "Diese Banken werden Schwierigkeiten haben, in der Zukunft zu bestehen", sagte Müller weiter. Für 2009 erwartet Müller, der auch Präsident des Bundesverbands deutscher Banken ist, höhere Kreditausfälle. "Aus der Bankensicht haben wir eine Reihe unglaublich guter Jahre hinter uns", sagte er. Im Jahr 2009 rechnet er dagegen mit "ersten Verspannungen". Diese versucht die HSH Nordbank AG schon jetzt zu entkrampfen und rechnet noch im zweiten Halbjahr 2008 mit weiteren Abschreibungen. In der zweiten Jahreshälfte werde die Bank weitere Abschreibungen auf ihr Wertpapierportfolio vornehmen müssen, sagte eine Sprecherin der Bank in Hamburg. Sie bestätigte damit Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Hans Berger in einem Reuters-Interview. Die Landesbank rechnet demnach mit weiteren Abschreibungen von 210 Mio. EUR. Für 2008 seien Wertkorrekturen über insgesamt 400 Mio. EUR eingestellt. Im ersten Quartal 2008 verbuchte die HSH Nordbank wegen der Subprimekrise eine Belastung von insgesamt 230 Mio. EUR, davon 189 Mio. EUR als Abschreibung. Rund zwei Milliarden Euro des Kreditportfolios sind in Subprimepapiere investiert. Vor diesem Hintergrund verzichtet die Bank auch weiterhin auf einen Börsengang. Zwar seien alle Voraussetzungen für einen Börsengang geschaffen, lediglich der Wertpapierprospekt müsse noch eingereicht werden, hieß es. Doch gebe der Finanzmarkt es derzeit nicht her, an die Börse zu gehen.

USA fordern Stärkung des Risikomanagements

Spannungen am Finanzmarkt bereiten auch Fed-Chairman Ben Bernanke weiterhin Sorgen. Zuletzt am Dienstag sprach er sich für weitere Maßnahmen aus, um die US-Finanzmärkte stabiler und widerstandsfähiger zu gestalten. In diesem Zusammenhang erwäge die Fed eine Verlängerung ihrer wegen der Finanzmarktkrise neu eingeführten Kreditfazilitäten, sagte Bernanke bei einer Rede in Arlington. Außerdem regte er an, der US-Notenbank mehr Verantwortung bei der Bankenaufsicht zu übertragen. Am Geldmarkt seien am kurzen Ende noch immer Spannungen zu beobachten, sagte Bernanke. Daher ziehe die Fed unter anderem in Betracht, ihre außerordentliche Kreditfazilität, aus der die Primary Dealer zu Bedingungen leihen können, die denen des Diskontfensters für die übrigen Geschäftsbanken gleichen, bis über das Jahresende hinaus zu verlängern. Dies gelte für den Fall, dass die "ungewöhnlichen und anspruchsvollen Umstände" anhalten, die gegenwärtig die Liquiditätslage bestimmten. Zudem sollten die politischen Entscheidungsträger erwägen, der Federal Reserve die Aufsicht über weitere Teile des Finanzmarkts zu unterstellen, sagte der Fed-Chairman. Der Prozess zur Stützung angeschlagener Banken - wie bei Bear Stearns im März - müsse "formalisiert" werden. Außerdem sollten die Kapital-, Liquiditäts- und Risikomanagement gestärkt werden. Im Weiteren kündigte Bernanke an, in der kommenden Woche neue Regeln für die Hypothekenvergabe anzukündigen, die für alle Kreditfinanzierer gelten und nicht nur für Banken.

[Quelle: Text von Michael Crittenden/Stefan Hirschmann/Madeleine Winkler auf RISIKO-MANAGER.com]

 

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