Der schärfste Konjunktureinbruch in der Geschichte der Bundesrepublik zeigt erste Auswirkungen auf das Zahlungsverhalten. Rechnungen werden schleppender bezahlt, Leistungserbringer bleiben häufiger als in der Vergangenheit auf offenen Forderungen sitzen. Dabei haben Wirtschafts- und Finanzkrise das Zahlungsverhalten der privaten und gewerblichen Auftraggeber deutlich stärker beeinträchtigt als das der öffentlichen Hand. Ein dramatischer Einbruch der Zahlungsmoral blieb bislang aber aus. Der Creditreform ZaC-Index (ZaCX), der das Zahlungsverhalten in Deutschland anhand regelmäßiger Unternehmensbefragungen und dem Zahlungserfahrungspool von Creditreform in einem Indikator zusammenfasst, sinkt gegenüber dem Vorjahr um drei Zähler und notiert bei 63,3 von 100 möglichen Punkten.
Wirtschaftskrise nagt am Zahlungsverhalten privater und gewerblicher Kunden
Die von Creditreform befragten Unternehmen beurteilen das Zahlungsverhalten ihrer Kunden merklich schlechter als im Vorjahr. 38,7 Prozent der mittelständischen Unternehmen bewerten die Zahlungsweise ihrer Auftraggeber mit den Noten sehr gut oder gut (Vorjahr: 45,9 Prozent). Allerdings waren nur 6,4 Prozent mit der Kundenzahlungsmoral überhaupt nicht zufrieden. Per Saldo ergibt sich daraus ein Wert von +32,2 Punkten nach +40,6 im Frühjahr 2008.
Trotz verschlechterter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen hält sich die Mehrzahl der Auftraggeber an die angegebenen Zahlungsfristen. Zuletzt gaben 72,4 Prozent der befragten Unternehmen an, dass Rechnungen zumeist innerhalb von 30 Tagen beglichen werden. Im Vorjahr behaupteten das aber noch 78,1 Prozent. Deutliche Unterschiede gibt es zwischen Privatkunden und der öffentlichen Hand. Innerhalb eines Jahres ist der Anteil der Unternehmen, die von pünktlichen Zahlungseingängen ihrer privaten und gewerblichen Auftraggeber berichten, von 78,2 auf 70,9 Prozent zurückgegangen. Für öffentliche Auftraggeber gilt wie im Vorjahr eine Quote von gut zwei Drittel (67,5 Prozent).
Forderungsausfälle erreichen knapp 30 Mrd. €
Forderungsausfälle nehmen sowohl in der Anzahl als auch in der Höhe leicht zu. Jedes siebte Unternehmen (14,3 Prozent) musste Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von mehr als einem Prozent des Jahresumsatzes als Verlust ausbuchen (Frühjahr 2008: 13,0 Prozent). Knapp die Hälfte der mittelständischen Unternehmen (45,6 Prozent) blieb ohne uneinbringliche Außenstände (Frühjahr 2008: 47,2 Prozent). Im Durchschnitt gingen 0,6 Prozent der Forderungen verloren. Die Summe der Forderungsausfälle summiert sich auf 29,2 Mrd. Euro pro Jahr.
Im Bau und Großhandel mehren sich die Zahlungsverzögerungen
Zusätzlich zu den Beurteilungen der befragten Unternehmen wird die durchschnittliche Überfälligkeit eines gespeicherten Rechungsbelegs aus dem ZaC-Pool ermittelt. Im Zahlungserfahrungspool von Creditreform (ZaC) liegen mittlerweile rund 80 Millionen Zahlungsbelege zu 1,7 Millionen Unternehmensdebitoren vor. Diese Datenbasis liefert verlässliche Rückschlüsse auf Entwicklungstendenzen beim Zahlungsverhalten und letztlich auf das Insolvenzrisiko von Unternehmen.
Die Auswertung der Zahlungserfahrungsdaten der zurückliegenden sechs Monate zeigt eine insgesamt negative Tendenz. Bereits überfällige Rechnungen bleiben im Durchschnitt 13,4 Tage über dem Zieldatum. Im Vorjahr waren die Zahlungsverzögerungen mit durchschnittlich 12,7 Tagen 0,7 Tage kürzer.
In allen Wirtschaftsbereichen nehmen die Zahlungsverzögerungen zu. Neben Bauunternehmen zeigen insbesondere Großhändler die deutlichsten Verschlechterungen beim Zahlungsverhalten. So benötigen Unternehmen aus dem Großhandel im Durchschnitt knapp einen Tag mehr als im Vorjahr (13 Tage statt 12,1 Tage), um eine schon überfällige Rechnung zu bezahlen. Bei Baubetrieben haben die Verzögerungen um 1,4 Tage auf 15,3 Tage zugenommen. Am schlechtesten wird derzeit im Verkehrs- und Logistiksektor gezahlt. Eine durchschnittliche Rechnung bleibt hier 15,7 Tage (Vorjahr: 15,1 Tage) über das eigentliche Zahlungsziel hinaus offen.