Bundesbankvizepräsident Jürgen Stark hat am Mittwoch die Herausforderungen für das internationale Finanzsystem aufgrund von Finanzmarktinnovationen hervorgehoben. Bei einer Diskussionsveranstaltung im Rahmen einer Finanzkonferenz sagte das designierte Direktoriumsmitglied der Europäischen Zentralbank, die stürmische technisch-ökonomische Entwicklung und die Globalisierung hätten zu neuen Finanzinstrumenten geführt, von denen "aufgrund ihrer großen Transaktionsvolumina systemische Risiken" ausgehen könnten. Eine "echte Bewährungsprobe", etwa unter schlechteren konjunkturellen Bedingungen, stehe noch aus. Hauptmotor dieser grundsätzlich globalen Entwicklung seien vor allem anglo-amerikanische Länder.
Das Volumen außerbörslich gehandelter Derivate sei in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen, wobei Instrumente zum Kreditrisikotransfer die wichtigste Rolle spielten. Sie erlaubten eine breitere Streuung und damit auch eine effizientere Allokation von Kreditrisiken im Finanzsystem. Andererseits könnten jedoch Kreditrisiken gegen andere, "oft schwerer zu erfassende Risiken" ausgetauscht werden, mahnte Stark. Die hohe Komplexität der Produkte zum Kreditrisikotransfer mache es überdies "sehr schwierig, sie richtig zu bewerten sowie Risiken adäquat einzuschätzen und zu managen".
Bei der Immobilienfinanzierung werde vor allem in den USA verstärkt von "exotischen" Instrumenten Gebrauch gemacht, die es Kreditnehmern ermöglichten, den Schuldendienst über längere Zeiträume aufzuschieben. "Damit werden Risiken in die Zukunft verlagert", betonte der Bundesbanker.
Kritisch zeigte sich Stark überdies mit Blick auf die zunehmende Bedeutung von Hedge-Fonds. So sei ihr rasantes Wachstum - zahlen- wie volumenmäßig - ein typisches Beispiel für die jüngsten Herausforderungen. Zwar erhöhten sie die Effizienz der Märkte, doch sei zu wenig über ihre Geschäfte und die eventuell damit einhergehenden Risiken bekannt. Dies gelte etwa auch für Banken, die als so genannte "Prime Broker" mit den Fonds zusammenarbeiten.
Die potenziellen Risiken seien nicht nur bei offiziellen Stellen Grund zur Sorge. Auch die Marktteilnehmer hätten erkannt, dass durch besseres Risikomanagement und effektivere Risikoüberwachung Krisen vorgebeugt werden müsse. Stark forderte in diesem Zusammenhang mehr Transparenz, um die Risikolage besser beurteilen zu können.
Quelle: Dow Jones Newswires