Die aktuelle Flutkatastrophe in Deutschland könnte nach Einschätzung der Ratingagentur Fitch noch teurer werden als die sogenannte "Jahrhundertflut" im Jahr 2002. Sollte die Hochwasserwelle so weiterrollen wie in den vergangenen Tagen, dürften die wirtschaftlichen Schäden in Deutschland rund 12 Milliarden Euro erreichen. Die versicherten Schäden würden sich auf 2,5 bis 3 Milliarden Euro summieren, glaubt Fitch.
Auf die Bonität der Versicherer wird sich das jedoch nicht auswirken: Die Branche werde "versicherungstechnisch rentabel" bleiben, schreiben die Analysten der Agentur. Die Auswirkungen auf die Kreditprofile seien nur gering.
Die Hochwasserwelle schiebt sich derweil weiter nordwärts in der Elbe nach Hamburg. Nach dem Bruch eines Elbdeiches in Sachsen-Anhalt hat der Katastrophenschutz in Deutschland mit Massenevakuierungen begonnen. Eine Reihe weiterer Dämme drohen den steigenden Fluten ebenfalls nicht mehr standzuhalten. Zugleich haben Meteorologen weitere Regenfälle und Gewitter für Tschechien und Süddeutschland vorhergesagt, was die Hoffnung auf eine rasche Entspannung der schlimmsten Hochwasserkrise seit 500 Jahren vorerst zerschlägt. Allein in Sachsen-Anhalt sind inzwischen 44.000 Menschen evakuiert worden.
Die meisten Versicherungsansprüche dürften bei Eigenheim-, Hausrats- und Kraftfahrzeug-, sowie Betriebsunterbrechungs-Versicherungen angemeldet werden. Versicherer, die im Eigenheim- und Hausratssektor stark vertreten sind, dürften dabei am stärksten getroffen werden, schätzt Fitch Ratings. Dazu zählten die meisten öffentlichen Versicherer in Westdeutschland - wie die Versicherungskammer Bayern und die Sparkassen Versicherungen - und die Allianz im Osten des Landes.
Im Durchschnitt deckten rund 32 Prozent aller Eigenheimversicherungen in Deutschland Schäden durch Naturgefahren ab. Regional gebe es dabei große Unterschiede. In den von der aktuellen Flut betroffenen Gebieten habe Bayern mit rund 21 Prozent die niedrigste Rate an Versicherungen mit Naturgefahrenabdeckung. In Sachsen liege diese Rate bei 42 Prozent.
Die jährlichen Schadensansprüche in dem Sektor summieren sich laut Fitch auf rund 50 Milliarden Euro, die Flutschäden dürften also 5 bis 6 Prozent ausmachen. Das versicherungstechnische Ergebnis der Branche dürfte 2013 unter Berücksichtigung höherer Prämien stabil bleiben, schätzt die Ratingagentur.
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Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo, sieht keine spürbaren Auswirkungen der Flutkatastrophe auf die Konjunktur. "Ich gehe nicht davon aus, dass es einen konjunkturellen Dämpfer gibt", sagte Grillo der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post. Von der Hochwasserkatastrophe sei die deutsche Wirtschaft bislang nur punktuell betroffen.
Grillo mahnte die Politik, die Flutopfer-Hilfen nicht mit neuen Schulden zu bezahlen. "Die finanziellen Hilfen von Bund und Ländern dürfen die Konsolidierung der Haushalte nicht verzögern", so Grillo. Eine neue Bundesregierung müsse nach der Wahl außerdem unverzüglich eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes angehen, forderte Grillo. "Die Energiekosten und das schlechte Management der Energiewende können das Wirtschaftswachstum gefährden", sagte der BDI-Chef.