Laut der Studie "Flood – an underestimated risk: Inspect, inform, insure" der SwissRe ist die Zunahme von Schäden durch Hochwasser alarmierend und die Versicherbarkeit des Risiko Überschwemmung stellt die Versicherungsbranche vor besondere Herausforderungen. So seien weltweit mehr Menschen von Überschwemmungen betroffen als von anderen Naturkatastrophen: Jedes Jahr würden ca. 500 Mio. Menschen tangiert. Zudem hätten Schäden aus Überschwemmungen stark zugenommen: Beliefen sich diese im Jahr 1970 noch auf ein bis zwei Milliarden US-Dollar, so waren es 2011 bereits 15 Mrd. US-Dollar. Die jüngsten Überschwemmungen in Thailand, Australien und den Philippinen hätten gezeigt, dass die durch Hochwasser entstandenen wirtschaftlichen Schäden ein ebenso großes Ausmaß haben können wie Erdbeben oder Wirbelstürme. Allerdings sind Überschwemmungsrisiken und deren Auswirkungen nach Ansicht der SwissRe noch zu wenig im Bewusstsein der Bevölkerung verankert.
Bevölkerungswachstum, demografische Veränderungen, eine größere Konzentration von Vermögenswerten und der Klimawandel tragen zu den steigenden Kosten von Flutkatastrophen bei. Diese Kosten stellen die Versicherungsindustrie vor große Herausforderungen, weshalb die Wirtschaftlichkeit der Überschwemmungsversicherung zurzeit einer genauen Prüfung unterzogen wird. Insbesondere die im letzten Jahr in Thailand entstandenen Schäden von zwölf Milliarden US-Dollar hätten verdeutlicht, welches Schadenausmaß Überschwemmungen nach sich ziehen könnten. Die versicherten Schäden entsprachen 1.800 Prozent der jährlichen Sachversicherungsprämien des Landes – diese Zahl mache deutlich, welche Schwierigkeiten der Versicherungssektor überwinden müsse, um Deckungen für Überschwemmungen wirtschaftlich tragbar auszugestalten. Eine der wichtigsten Lektionen aus der Flutkatastrophe in Thailand ist, dass es so genannte "Hotspots" gibt, d. h., die Ballung von global wichtigen Produktionsstätten in hochwassergefährdeten Gebieten. In solchen Gebieten können Überschwemmungen extreme Verluste verursachen. Die Schäden fallen nicht nur lokal an, sondern haben auch globale Auswirkungen infolge der Unterbrechung von Lieferketten und einem weltweiten Rückgang der Produktivität. Das so genannte "Global Flood Zones"-Modell der Swiss Re helfe, solche Hotspots zu identifizieren. Es liefert hochauflösende Karten mit Flutdaten für den ganzen Globus. Diese Informationen können in das unternehmensinterne Risikomanagement einfließen, um so potenzielle Risiken in den Wertschöpfungsketten besser identifizieren zu können.
Im Zentrum des Studie steht darüber hinaus die Frage, wie man angemessene Versichertengemeinschaften bilden könne, damit das Flutrisiko aufgeteilt werden kann und wie die Versicherungsindustrie die Bevölkerung bei der Minimierung der Risiken beraten kann, beispielsweise durch Städteplanung und Hochwasserschutzmauern. Ausserdem untersucht der Bericht nationale Programme, die bereits heute Flutdeckungen anbieten.
Zusammen mit der Veröffentlichung dieses Berichts lanciert Swiss Re eine Überschwemmungs-App für das iPad, welche die Fachkenntnisse der Swiss Re auf interaktive Weise präsentiert. Die App ist kostenlos im iTunes-Store erhältlich.
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