Zum 1. August hat der neu gegründete bayerische geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsverbund "Transnationale Netzwerke – Geschäftserfolg von KMU durch interkulturelles Risikomanagement (FORTRANS.net)" seine Arbeit aufgenommen. Das Bayerische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst finanziert den Forschungsverbund über drei Jahre mit einem Fördervolumen von rund einer Million Euro.
Wissenschaftler von vier bayerischen Universitäten (Bamberg, Bayreuth, Erlangen-Nürnberg und LMU München) sind an diesem Forschungsverbund beteiligt, die insgesamt sechs Einzelprojekte bearbeiten. Sie bilden selbst Netzwerke, die neben deutschen weitere europäische, amerikanische und asiatische Partner integrieren. Grenzüberschreitende transnationale Zusammenarbeit ist immer auch mit wirtschaftlichen, politischen, sozialen und kulturellen Risiken verbunden. Terroristische Anschläge, Aufrufe zum Produktboykott, Wechselkursschwankungen, Schmiergeldforderungen oder Verhandlungsmarathons sind nur einige – besonders offensichtliche – Beispiele. Aufbau und Pflege transnationaler Personen- oder Unternehmensnetzwerke gelten als wichtige Instrumente, um derartige Internationalisierungsrisiken kontrollieren zu können.
Solche transnationalen Netzwerke stellen für die Partner aber nicht nur ein Instrument des Risikomanagements dar, sondern müssen paradoxerweise gleichzeitig als Quelle neuer Risiken angesehen werden. Trotz der getroffenen Vereinbarungen, miteinander zu kooperieren, verfügen alle Partner über einen eigenen Handlungsspielraum, den sie auch zum eigenen Vorteil (aus-)nutzen können. So besteht das Risiko, dass ein Kooperationspartner die eigenen Interessen über die gemeinsamen und ausgehandelten der Kooperation stellt.
Der Forschungsverbund fortrans.net analysiert wissenschaftlich den Beitrag transnationaler Netzwerke für das Risikomanagement, entwickelt aber auch Handlungsempfehlungen für die praktische Gestaltung von Netzwerken. Die Wissenschaftler konzentrieren sich auf das Risikomanagement, um den Geschäftserfolg von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zu sichern und zu verstärken. Bei einem Auslandsengagement sind KMU Risiken weitaus ungeschützter ausgesetzt als große Unternehmen. Der Forschungsansatz geht über die traditionelle Netzwerkforschung hinaus, weil er die Untersuchung von Internationalisierungsrisiken und die Analyse von Risiken der Einbindung in Netzwerke zu kombinieren sucht. Das erlaubt den Wissenschaftlern, ein neues Verständnis von Risikomanagement als interkulturelle Interaktion zu entwickeln. Folgende Fragen stehen im Zentrum des Forschungsverbunds:
- Wie und mit welchem Erfolg gehen Netzwerke mit den Risiken der Internationalisierung von KMU um?
- Welche Wechselwirkungen bestehen zwischen den persönlichen Beziehungen und den Unternehmensbeziehungen im Netzwerk?
- Wie beeinflussen die Mechanismen, die sich im Netzwerk zur Kontrolle von Länderrisiken entwickeln, die Risiken, die aus der Zusammenarbeit in einem transnationalen Netzwerk entstehen? Wie verändern die Instrumente zur Bewältigung netzwerktypischer Risiken die Risiken der Internationalisierung?
- Wo liegen die Grenzen transnationaler Netzwerke für das Risikomanagement im Internationalisierungsprozess von KMU?