Im Rahmen einer Konferenz hat die Deutsche Bank 500 weibliche Führungskräfte aus 10 europäischen Ländern zum Thema Risikomanagement befragt. Europäische Managerinnen sind in der deutlichen Mehrheit davon überzeugt, dass unternehmerische Risiken besser beherrscht würden, wenn es mehr Frauen in Führungspositionen gäbe: 63 Prozent der Befragten stimmen dieser Aussage zu. Fast zwei Drittel erkennen bei Männern eine deutlich ausgeprägtere Risikobereitschaft als bei Frauen (64 Prozent). Gefragt nach ihrer Einschätzung der drei wichtigsten Risiken für ihr Unternehmen nennen die Befragten an erster Stelle die "Qualität des Managements", gefolgt von "Regulierung und Gesetzgebung" sowie "Reputation" an dritter Stelle. Das bedeutet, dass sich Managerinnen ihrer eigenen Verantwortung als Führungskräfte für den Unternehmenserfolg sehr bewusst sind. Gleichzeitig weisen sie dem Staat und den Regulierungsbehörden, die die Rahmenbedingungen setzen, eine wichtige Bedeutung dafür zu, ob unternehmerisches Handeln gesteckte Ziele erreicht. Nicht zuletzt halten die Managerinnen das positive Bild ihres Unternehmens in der Öffentlichkeit für eine wichtige Voraussetzung des Erfolgs.
Dabei sind die europäischen Managerinnen keineswegs risikoscheu. Sie sind im Gegenteil davon überzeugt, dass es notwendig ist, auch für die eigene Karriere Risiken einzugehen. 64 Prozent unterstützen die Aussage: "Eine höhere Risikobereitschaft hilft beim Vorantreiben der eigenen Karriere." Dabei nehmen sie ihre Geschlechtsgenossinnen mit und agieren nicht etwa als Einzelkämpferinnen: Fast drei Viertel der Befragten (72 Prozent) fördern aktiv talentierte Frauen und schaffen so ein Netzwerk, nicht zuletzt um die eigene Karriere voranzutreiben. Auch dem verbreiteten Vorurteil, Frauen seien weniger technikaffin als Männer, widersprechen die Ergebnisse der Umfrage: Europäische Managerinnen sind vielmehr in ihrer deutlichen Mehrheit Technik-Fans. Mehr als drei Viertel von ihnen (82 Prozent) sehen in modernen Technologien Chancen für sich selbst und für ihr Unternehmen.
Für Risikomanager sind die "soft skills" entscheidend
Die Praxis sieht leider etwas anders aus: Nur wenige Frauen arbeiten im Risikomanagement von Banken, Versicherungen und Industrie- und Handelsunternehmen. Dies ist erstaunlich, da sie Risikomanager vor allem ausgeprägte soziale, analytische und kommunikative Fähigkeiten mitbringen sollten. Und hier sind die weiblichen Risikomanager nicht selten ihren männlichen Kollegen überlegen. Risikomanagement ist insbesondere ohne Kommunikation nur schwer vorstellbar. In dem Kontext ist jedoch auch ein "dickes Fell" vorteilhaft, da das Risikomanagement nicht selten Entscheidungen konterkariert, die beispielsweise der Vertrieb favorisiert. So muss man sich als künftiger Risikomanager bewusst sein, dass man im Unternehmen nicht nur Freunde haben wird. Die Anzahl der Freunde steigt jedoch rasant, wenn man den Klippen in der globalen, stürmischen See erfolgreich ausgewichen ist.
Risikomanager bauen in der Regel Leitplanken und unterstützen den Vorstand dabei bessere Entscheidungen – basierend auf einer höheren Transparenz – zu treffen. Und von Zeit zu Zeit stellen Risikomanager dann auch Stoppschilder auf. Daher müssen Risikomanager vor allem konfliktbereit sein.
Risikomanager sollten tendenziell eher Generalisten sein. "Schubladendenker" sind im Risikomanagement fehl am Platz! Wichtig ist in dem Kontext auch eine eher interdisziplinäre Ausbildung, die es ermöglich auch komplexe Zusammenhänge zu analysieren. Gleichzeitig sollten Risikomanager keine Angst vor quantitativen, mathematischen Methoden haben. Denn Risikomanagement funktioniert nicht ohne Mathematik und Statistik.
Die Wege ins Risikomanagement sind vielfältig
Neben reinen Risikomanagement-Studiengängen – beispielsweise das Masterprogramm "Risiko- und Compliance-Management der Hochschule Deggendorf mit Studienort München oder "Master in Risk Management & Regulation (M.Sc.)" der Frankfurt School of Finance & Management – haben auch Quereinsteiger aus anderen Studiengängen (Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften etc.) die Möglichkeit im Risikomanagement tätig zu werden, sofern sie bestimmte "soft skills" mitbringen. Auch für Risikomanager gilt: Der Erfolg basiert zu 50 Prozent auf Fachkompetenz. Über den Rest entscheiden die weichen Faktoren. In Bezug auf die sozialen Kompetenzen sollten beim Bewerber die folgenden Eigenschaften besonders ausgeprägt sein: Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Konsequenz, Vorbildfunktion, Empathie/ Perspektivenübernahme, Kompromissfähigkeit, Menschenkenntnis, Sprachkompetenz, Interkulturelle Kompetenz und Emotionale Intelligenz. Wichtig für Risikomanager ist aber vor allem auch analytisches Denken. Risikomanagement-Profis sollten die Fähigkeit besitzen, Sachverhalte mit der passenden Wenn-dann-Formel zu durchleuchten. So sollten sie – etwa bei Szenarioanalysen – Zusammenhänge erkennen, sie richtig strukturieren und resümieren, sowie dann angemessenen Schlüsse daraus ziehen.
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Kommentare zu diesem Beitrag
@Martin: Vollkommen richtig!
Mir erscheint die "Studie" (??? Mißbrauch von Fachbegriffen ???) reine Effekthascherei. Da wollte wohl eine billige, aber übereifrige Marketingagentur unbedingt Aufmerksamkeit für die Deutsche Bank generieren...