Frühwarnsystem und Risikomanagement sollen künftige Systemkrisen verhindern


Josef Meinrad Ackermann, seit  Mai 2002 Vorstandschef der Deutschen Bank, fand in Washington, bei der Vorstellung eines Verhaltenskatalogs, den der Branchenverband Institut of International Finance (IIF), klare Worte: "Die Finanzbranche erkennt ihre Verantwortung an." Damit reagiert der Verband, dem rund 380 Finanzinstitute und Versicherungen aus der ganzen Welt angehören, auf die aktuelle Krise auf den internationalen Finanzmärkten. Ackermann ist seit dem Jahr 2003 Vorsitzender des Verbandes. Ackermann empfahl als IIF-Vorsitzender, einen gemeinsamen Ausschuss der Geldhäuser als eine Art Risikokomitee und Frühwarnsystem einzurichten. Ziel sei, "neue, heraufziehende Schwachstellen in den Märkten und im Finanzsystem besser und früher zu erkennen". Auch müsse es stabile Methoden zur Kontrolle der Liquidität geben. Außerdem sollen allen Bankvorständen durch einen Risikomanager unterstützt werden.

Ackermann erklärte, den Chefs der großen Banken sei bewusst, dass "Aktionen jetzt entscheidend sind". Man sei entschlossen, die Probleme anzugehen und mit künftigen Systemrisiken "besser umzugehen". Dem IIF-Bericht zufolge trieben vor allem Fehler im strategischen Management die Banken dazu, dass einige Marktteilnehmer Milliardenverluste erlitten und ihre Risikotragfähigkeit massiv überschätzten. So seien die Kreditstandards gesenkt worden und damit Kredite an Kunden vergeben worden, die diese nicht zurückzahlen konnten. Mit einem Verhaltenskodex wollen die Konzerne nun für Ruhe sorgen. In diesem Kontext wies das IIF darauf hin, dass Risiken aus Wertpapieren, die nicht in den Bilanzen auftauchten, transparent gemacht werden sollten. Ergänzend nahm das IIF auch die Bezahlung von Bankmanagern in den Verhaltenskodex auf. Demnach sollen nicht nur die Gewinne, sondern auch die Risiken, die die Manager zu verantworten hätten, in die Vergütung einfließen. Abfindungen sollten davon abhängen, ob die Manager ihrem Unternehmen langfristig geschadet hätten oder nicht. Auf diese Weise solle eine allzu große Risikobereitschaft verhindert werden.

IIF Vorschläge werden kritisch bewertet

Die IIF-Vorschläge sind umstritten - Kritiker sehen darin lediglich den Versuch, staatlichen Regulierungsbehörden zuvorzukommen und einer schärferen Kontrolle zu entgehen. Ackermann betonte jedoch, dass die Banken keineswegs eine schärfere staatliche Regulierung verhindern wollten. Der Verhaltenskodex hatte selbst innerhalb des IIF für Streit gesorgt. So war die US-Investmentbank Goldman Sachs bereits am 2. Juni aus dem Verband ausgetreten. Das Unternehmen hatte zwar offiziell keine Gründe für diesen Schritt genannt, zuvor aber bemängelt, eine Umsetzung der IIF-Pläne würde auf Kosten der Transparenz gehen. Von einer "Bilanzierung wie bei Alice im Wunderland" war die Rede. Goldman Sachs betonte, man wolle "an dem Grundsatz einer Bewertung zu Marktpreisen festhalten". Das Institut kündigte Berichten zufolge an, einen eigenen Verhaltenskodex auszuarbeiten.

Bundesverband deutscher Banken unterstützt IIF-Empfehlungen

Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) unterstützt die vom Institute of International Finance (IIF) vorgelegten Empfehlungen und hat sich für deren zügige Umsetzung ausgesprochen. "Alle Beteiligten sollten jetzt konstruktiv an der Umsetzung der Schlussfolgerungen mitarbeiten", sagte Manfred Weber, Geschäftsführender BdB-Vorstand. Wer darin nur den Versuch sehe, staatliche Regulierung zu vermeiden, liege völlig fehl in dieser Einschätzung. Entscheidend werde der richtige Mix aus neuen bzw. angepassten staatlichen Regeln und Selbstregulierung sein.

Die IIF-Schlussfolgerungen leisteten einen wichtigen Beitrag, die richtigen Schlussfolgerungen aus der US-Subprimekrise zu ziehen, sagte Weber. Der Bankenverband unterstütze das Vorhaben, die Stellung des Risikomanagements zu stärken und dem Aufsichtsorgan für die Beurteilung der Gesamtrisikosituation mehr Verantwortung zu übertragen. Für die dauerhafte Existenzsicherung einer Bank sei es wichtig, den "Risikoappetit der jeweiligen Bank" sorgfältig festzulegen und einzuhalten. Die Vorschläge dazu stünden in Übereinstimmung mit den Vorgaben der deutschen Mindestanforderungen an das Risikomanagement. "Wir gehen davon aus, dass die deutschen Banken die von IIF geforderten Veränderungen bereits heute im Wesentlichen erfüllen", sagte Weber.

Der Bdb sprach sich zudem für eine regelmäßige externe Überwachung der Ratingagenturen auf internationaler Ebene aus. Diese Überprüfung müsse Methoden und Governance der Agenturen umfassen. Wichtig ist laut Weber außerdem, die Transparenz von Risikopositionen, vor allem von Verbriefungsaktionen, zu verbessern.

[Eigener Text basierend auf diversen Presseberichten, u. a. FAZ und Spiegel]

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