Die sieben wichtigsten Industrienationen (G7) haben sich als Antwort auf die massive Finanzmarktkrise ein gemeinsames Massnahmenpaket geeinigt. In diesem Kontext soll vor allem die Transparenz des Finanzsektors wie auch der Ratingagenturen verbessert sowie das Liquiditäts- und Risikomanagement gestärkt werden. Ein primäres Ziel sei es, die Widerstandsfähigkeit des globalen Finanzsystems auf lange Sicht zu stärken, Vertrauen zurückzugewinnen und das Funktionieren der Märkte zu verbessern. Die kurzfristigen Schritte sollen kurzfristig innerhalb von 100 Tagen umgesetzt werden, die mittelfristigen bis zum Ende des Jahres.
So fordern die G7-Staaten von allen Banken die vollständige Offenlegung von Risiken und Abschreibungen. Finanzhäuser sollten zudem ihr Risikomanagement verbessern und falls nötig ihre Kapitalbasis bzw. ihre Risikotragfähigkeit stärken. Der Präsident der Deutschen Bundesbank, Axel Weber, bezifferte den Umfang der Abschreibungen und Wertberichtigungen der 47 großen, international operierenden Banken als Folge der Finanzmarktkrise im vergangenen Jahr sowie im ersten Quartal 2008 auf insgesamt rund 225 Milliarden US-Dollar.
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten werden noch andauern
Die G7-Staaten fordern ausserdem, dass die Ratingagenturen bis zum Jahresende strukturierte Anlageprodukte differenzierter bewerten und ihre dabei verwendeten Methoden transparent machen. In diesem Zusammenhang soll auch die Zusammenarbeit der Regulatoren und Zentralbanken intensiviert und verbessert werden, um Risiken für die Finanzmarktstabilität schneller zu erkennen.
Unter den kurzfristigen Maßnahmen, die bis Ende 2008 eingeführt werden sollen, befindet sich vor allem eine schärfere staatliche Regulierung über Kapital, Liquidität und Risikomanagement. Die Eigenkapitalvorschriften, die vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht initiiert wurden und seit dem 1. Januar 2007 in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in Kraft sind, müssten umfassend - vor allem in den Nicht-EU-Ländern - umgesetzt und ergänzt werden. So muss eine adäquate Risikotragfähigkeit der Finanzdienstleistungsunternehmen etwa durch zusätzliche Kapitalpuffer für risikoreiche Produkte und Instrumente sichergestellt werden.
Analog zu Vorschlägen der EU sprachen sich die G7-Staaten für eine international zusammengesetzte Gruppen von Bankenaufsehern aus, die die großen grenzüberschreitend tätigen Finanzinstitute überwachen sollen.
Die massiven Turbulenzen in den globalen Finanzmärkten seien noch immer nicht ausgestanden und dauerten länger, als zunächst angenommen, heisst es in der G7-Erklärung weiter. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte in einer aktuellen Studie auf negative makroökonomische Rückkopplungen hingewiesen. "Die reduzierten Kapitalpuffer der Banken und die Unsicherheit hinsichtlich der Größe und der Verteilung des Abschreibungsbedarfs dürften zusammen mit dem normalen Kreditzyklus dafür sorgen, dass die Kreditaufnahme privater Haushalte und Unternehmen ebenso unter Druck gerät wie die Preise von Vermögenswerten", erklärte der IWF. Dies werde Rückwirkungen auf Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und Bankenbilanzen haben.
Währungsrisiken steigen rasant
Äußerst beunruhigt zeigten sich die G7-Teilnehmer über die jüngste Entwicklung der Wechselkurse. Es habe in den vergangenen Monaten „bisweilen starke Schwankungen bei den wichtigsten Währungen gegeben, was wir mit Blick auf mögliche Folgen für die Finanz- und Wirtschaftsstabilität mit Sorge betrachten“. In einem Communiqué unterstrich die Gruppe der 24, eine Organisation wichtiger Entwicklungs- und Schwellenländer, ihre Sorge über die steigenden Lebensmittelpreise, unter denen gerade die arme Bevölkerung zu leiden habe. Die Entwicklungsländer forderten daher auch die Weltbank auf, ihre finanzielle Unterstützung gerade für die Länder auszuweiten, die besonders von den hohen Nahrungsmittel- und Energiepreisen getroffen würden.