Orientierung in Zeiten postfaktischer Verunsicherung

Gefühlte Wahrheiten


Ortwin Renn (2019): Gefühlte Wahrheiten – Orientierung in Zeiten postfaktischer Verunsicherung, Verlag Barbara Budrich, Opladen/Berlin/Toronto 2019, ISBN: 978-3-8474-2271-6. Rezension

Die Wahrnehmung potenzieller Risiken wird häufig durch Ängste dominiert. Die aktuelle Epidemie SARS-CoV-2, der Klimawandel oder vermeintlich kriminelle Einwandererinnen und Einwanderer führen zu Irritationen und einer eher "gefühlten Wahrheit". Aktueller könnte das Buch "Gefühlte Wahrheiten: Orientierung im postfaktischen Zeitalter" von Ortwin Renn, wissenschaftlicher Direktor am Institut für Transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam und Professor für Umwelt- und Techniksoziologie an der Universität Stuttgart, kaum sein.

Die Publikation ist in sieben Abschnitte aufgeteilt. Im einführenden Kapitel "Wie wahr ist die Wahrheit? Die These von der postfaktischen Kommunikation" skizziert Ortwin Renn drei wesentliche Entwicklungen in unserem Verständnis von Wahrnehmung und Realität: der linguistischen Wende, der Komplexitätswende sowie der stochastischen Wende. Die linguistische Wende umschreibt damit die Tatsache, dass Menschen ihre (Um)Welt mit Hilfe der Sprache erkennen, ordnen und deuten. Dass was wir als "objektive" Erkenntnis der äußeren Wirklichkeit wahrnehmen, ist ein Koppelprodukt der durch unsere Sinnesorgane aufgenommen Reize und der mit diesen Reizen verbundenen Bedeutungen, die wir je nach Kultur erlernt haben und weiterhin erlernen. Dies führt im Ergebnis dazu, dass es keinen stichhaltigen Nachweis einer Strukturähnlichkeit zwischen Wahrnehmung und Realität geben kann, weil ja auch diese Beweise wieder auf kulturelle Deutungen zurückgreifen müssen. Dies führt im Ergebnis auch dazu, dass beispielsweise Risiken in unterschiedlichen Kulturräumen völlig anderes wahrgenommen und bewertet werden. Dies hängt allein schon damit zusammen, dass der Begriff "Risiko" in unterschiedlichen Kultur- und Sprachräumen völlig anderes gedeutet wird.

Die Komplexitätswende beschäftigt sich mit der Tatsache, dass viele Gefahren, mit denen sich die Menschheit heute beschäftigt (beispielsweise Klimawandel, Epidemien, Finanzkrisen) keiner einfachen und linearen Ursache-Wirkungslogik folgen. Je komplexer die Zusammenhänge sind, desto unsicherer ist das Wissen und desto eher sind Irrtümer und fehlerhafte Projektionen zu erwarten. Als Beispiel sei das Klimasystem genannt. Dieses komplexe System ist nichtlinear und durch zahlreiche positive Rückkopplungen gekennzeichnet. Veränderungen in einem solchen System können über "Kipppunkte" zu einem "Umkippen" des gesamten Systems führen. So hat beispielsweise das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung insgesamt 16 potenzielle Kipppunkte im Erd-Klimasystem identifiziert, die durch menschliche Einflüsse verändert werden (u.a. Permafrost-Böden, Amazonas-Regenwald, arktische Meereisbedeckung, Golfstrom). Sie haben das Potenzial, dass sich die Klimaerwärmung und deren Effekte sich verselbstständigen können.

Die dritte Dimension beschreibt die stochastische Wende. Stochastische Zusammenhänge bedeuten, dass zwischen zwei Phänomenen zwar eine kausale Beziehung besteht, diese sich aber nur mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsrechnung abbilden lässt. Die aktuelle Risikokommunikation über den Corona-Virus liefert uns viele Beispiele für die Inkompetenz vieler "Experten" beim Thema Stochastik sowie im Umgang mit Unsicherheit. Je mehr wir über komplexe Zusammenhänge wissen, desto häufiger entdecken wir stochastische Wirkungen. Potenzielle Risiken können in der Regel nur über Bandbreiten, d.h. mit Hilfe der Stochastik, beschrieben werden. "Mit der Einführung stochastischer Überlegungen werden Aussagen über die Wirklichkeit nicht mehr eindeutig, sondern es gibt mehrere wissenschaftlich gleich gut belegte Aussagen, die parallel Geltung beanspruchen" So Ortwin Renn. Alles andere wäre eine "Anmaßung von Wissen", über welches wir schlicht und einfach nicht verfügen. In diesem Kontext verweist Ortwin Renn auf die Tatsache, dass stochastische Aussagen kein Zeichen von Schwäche sind, sondern vielmehr die Stärke wissenschaftlicher Erkenntnis. Mit Hilfe wissenschaftlicher Methoden der Stochastik können wir auch unsichere und scheinbar willkürliche Ereignisse und Prozesse bewerten und beschreiben.

Das zweite Kapitel "Die Empfänger von Botschaften: Verunsichert im Post-Erfahrungs-Dschungel" diskutiert die Tatsache, dass uns häufig alles das plausibel erscheint, was intuitiv einen Sinn ergibt.

Zur Verdeutlichung der Mechanismen zur Beurteilung von Plausibilität skizziert Ortwin Renn als Beispiel die Hexenverfolgung im späten Mittelalter und der beginnenden Neuzeit. "Der Harvard-Wissenschaftler William Clark konnte aufzeigen, dass die Hexenverbrennung im engen Zusammenhang mit dem Auftreten von sogenanntem Mutterkorn im Getreide steht. Der Mutterkornpilz ist ein Parasit, der sich während der Gras- und Getreideblüte an der Ähre festsetzt. Er entwickelt sich bis zur Reife zu einem 4 cm langen und etwa 3 mm breiten, blauschwarzen, kornähnlichen Gebilde." (Seite 44). Die im Mutterkorn enthaltenen Alkaloide und Farbstoffe weisen eine hohe Toxizität auf und können zu Darmkrämpfen, Halluzinationen sowie einem Absterben von Fingern und Zehen aufgrund von Durchblutungsstörungen führen. 5 bis 10 Gramm frisches Mutterkorn können bei einem Erwachsenen zu Atemlähmungen und Kreislaufversagen führen und tödlich sein. Weil zur damaligen Zeit niemand die Zusammenhänge kannte, suchten die Menschen nach einfachen und plausiblen Ursachen. Dieser war schnell gefunden. Es konnte nur der Teufel sein und die Frauen standen mit diesem im Bunde. Ortwin Renn: "Die Art, mit der die Gesellschaft damals Risikomanagement betrieb, ist aus der Geschichte bekannt: Die vermeintlichen Hexen wurden verbrannt."

Auf die heutige Zeit übertragen, zeigt Ortwin Renn auf, dass Alltagserfahrung und -wissen um plausible Zusammenhänge bei komplexen und stochastischen Aussagen ein schlechter Ratgeber ist.

Psychologen können belegen, dass wir Informationen vermehrt Glauben schenken, die direkt an gespeicherte Erinnerungen aus der Vergangenheit anknüpfen und die analog sind zu Informationen, an die wir schon immer glaubten. Die Wahrnehmung von Risiken ist nicht objektiv (siehe exemplarisch SARS-CoV-2) und basiert nur selten auf tatsächlichen Fakten. So weiß kaum jemand, dass in Deutschland pro Jahr mehr als 10.000 Patienten und Patientinnen an mangelnder Hygiene sterben (Seite 52; Studien der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) schätzen die Anzahl der Todesfälle durch mangelnde Hygiene in deutschen Krankenhäusern sogar auf mehr als 30.000 pro Jahr).

Gerade bei unsicherem Wissen dominieren persönliche Erlebnisse, sog. Gedankenanker, die Risikowahrnehmung. Abstrakte stochastische Verteilungen werden in diesem Kontext eher ausgeblendet. Viele Beispiele für unvollständig und emotional aufgeladene Informationen, aus denen wir Verallgemeinerungen ableiten und die keinem statistischen Text standhalten, enthält die Publikation "Factfulness: Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist" von Hans Rosling. Der Statistiker und Wissenschaftler füllt die "tiefen schwarzen Löcher des Unwissens" mit Fakten. "Die Medien können der Versuchung nicht widerstehen, unseren Instinkt der Angst zu befeuern. Die größten Schlagzeilen sind oft die, die mehr als eine Art von Angst auslösen", so Hans Rosling. So hat sich beispielsweise die Zahl der Menschen, die in der Folge von Naturkatastrophen sterben, in den letzten 100 Jahren um das Vierfache reduziert. Vielfach spiegelt Medien aber ein Bild wider, als sei das Risiko heute höher. Rosling identifiziert zehn verschiedene menschliche "Instinkte", die zu einer solchen Fehleinschätzungen führen. So führt beispielsweise die in einem Millionen Jahre währenden Evolutionsprozess entstandene Gefahrenwahrnehmung basierend auf "Angst" und "Schuldzuweisung" zu einer verzerrten Weltsicht.

Renn skizziert in seinem Buch fünf praktische und wichtige Faustregeln der intuitiven Wahrnehmung. Diese Faustregeln (Verfügbarkeit, Gedankenanker, Repräsentationsschluss, Bestätigungseffekt, Affekt-Heurismus) helfen uns, komplexe und widersprüchliche Informationen zu strukturieren. Allerdings führen sie auf der anderen Seite auch nicht selten in die Irre, weil sie komplexe Sachverhalte unsachgemäß vereinfachen und uns eine Sicherheit des eigenen Urteils vorgaukeln, die nicht gerechtfertigt ist. Anders formuliert: Intuition ist für die Erfassung und Lösung komplexer Probleme ein schlechter Ratgeber.
Der dritte Teil des Buches ("Wem kann man noch trauen: Die Post-Glaubwürdigkeitsfalle") zeigt auf, dass sich Menschen in der Moderne mehr als je zuvor auf die Glaubwürdigkeit und Aufrichtigkeit derer verlassen müssen, von denen sie Informationen über Zusammenhänge in einer komplexen Wirklichkeit erhalten. Beispielsweise sollte man skeptisch sein, wenn bei Bedrohungen von Gesundheit und Leben (siehe Glyphosat) eine Belastung als "absolut harmlos" oder als "100 Prozent sicher" bezeichnet wird. In der Realität gibt es weder ein Null-Risiko noch die absolute Sicherheit. Renn weiter: "Umgekehrt sollten wir auch immer dann misstrauisch sein, wenn Einzelereignisse herausgegriffen und diese dann als Beleg für die Höhe eines Gesamtrisiko verallgemeinert werden." Wer Nullrisiko verspricht, ist entweder mit den Methoden der Stochastik nicht vertraut oder er will uns bewusst hinters Licht führen.

Das anschließende vierte Kapitel "Gefangen sein in Echoräumen: Das Post-Informations-Dilemma" setzt sich mit Macht der Echoräume auseinander. Echoräume bzw. der sog. Echo-Chamber-Effekt verstärkt Nachrichten innerhalb von Gruppen, die ohnehin einer bestimmten Ideologie oder auch politischen Orientierung anhängen. Fakten können diese eigene Weltsicht kaum noch verändern. Wer beispielsweise Informationen über das Weltgeschehen vor allem über soziale Medien oder ideologisch ausgerichtete Webseiten bezieht, der wird Nachrichten nur noch selektiv aufnehmen und sein Weltbild modellieren. Ortwin Renn zeigt auf, dass die durch Medien geschaffene Realität eine dritte Dimension ist, die parallel zur der objektiv umgebenden Realität und deren Repräsentation in Form unserer individuellen und kollektiven Deutungsmustern verläuft. Sie ist häufig fokussiert auf das Außergewöhnliche und das Dramatische, die auch in anderen Medien das Bild dominieren (hier sei beispielsweise auch die Berichterstattung zu SARS-CoV-2 verwiesen). Renn weist darauf hin, dass vor allem im Medium Internet und Fernsehen zunehmend die Grenze zwischen erlebter und konstruierter Realität, zwischen Fiktion und Wirklichkeit und zwischen Projektion und faktische Analyse verwischt. Der IASS-Direktor Ortwin Renn skizziert hierzu als Beispiel: "Da wir in den Medien nie etwas über die friedlichen Regionen Afrikas hören, hat sich bei uns ein Bild verfestigt, das den gesamten afrikanischen Kontinent als Hort skrupelloser Diktatoren, kriegerischer Auseinandersetzungen, zermürbender Bürgerkriege und nicht zuletzt brutaler Völkermorde brandmarkt."

In diesem Kontext ist es interessant, dass gerade das Internet uns die Möglichkeit bieten würde, zuverlässige und wissenschaftlich fundierte Informationen mit einem Mausklick einzuholen. Und doch ist das Internet für viele Nutzer zu einer Echokammer geworden. Ortwin Renn begründet diese damit, dass zum einen das Internet den Hang zur Beliebigkeit in der Begründung von Urteilen unterstützt (irgendwo in der Tiefen des Internets wird man einen Beleg für die zuvor festgelegte Meinung finden) und dass zum Zweiten Suchmaschinen zur Verzerrung der Außenwelt beitragen, sofern diese im Lernmodus verwendet werden. Im Kontext Klimawandel wurde der Echoeffekt in einer Studie von Carmichael, Brulle und Huxster nachgewiesen. "Dies führt im sozialen Leben dazu, dass sich Menschen von Andersdenkenden abschirmen und meist – wiederum über das Internet – nur die Freunde und Kommunikationspartner suchen, die nichts anderes als Klone der eigenen Haltungen sind", führt Renn weiter aus. Ein wichtiger erster Schritt für einen Ausweg aus den Echoräumen ist eine bewusste Kenntnisnahme der Wirkungsweisen der Medien und Internet-Kanäle. Ziel muss vor allem eine gezielte und ausgewogene Informationsaufnahme sein. Wichtig ist hierbei auch, dass man sich mit den Basisdaten und tatsächlichen Fakten (beispielsweise den Statistiken der WHO oder des Statistischen Bundesamtes) auseinandersetzt.

Das fünfte Kapitel "Wissen und Moral: Auswege aus den Post-X-Verstrickungen" setzt sich mit der Frage auseinander, wie wir aus der Vielzahl der Eindrücke, die uns aus der Außenwelt erreichen, sinnvolle Rückschlüsse für unsere eigenen Urteile und Entscheidungen ziehen können. Ortwin Renn beschreibt hierbei der Notwendigkeit einer wissensbasierten Abwägungskultur. Im sechsten Kapitel "Die Post-X-Krise: Aufgaben für Politik und Wissenschaft" geht es um die Frage, wie Politik und Wissenschaft als kollektive Akteure und Entscheidungsträger der Gesellschaft auf die Herausforderungen  reagieren müssten, um der Verunsicherung in der Bevölkerung, was belastbares Wissen und allgemein gültige Werte betrifft, entgegen zu treten. Die Indizien über eine zunehmende Ausbreitung postdemokratischen Gedankenguts sollten ein Warnsignal sein, so Ortwin Renn. Er zeigt auf, dass das Gift, das über die postfaktischen und postethischen Strömungen in Politik und Gesellschaft einfließt, Beliebigkeit heißt. "Die Fakten werden so zurechtgebogen, dass sie dem Erzeuger der Nachricht politisch in den Kram passen. Über das Internet werden bewusst falsche und manipulative Informationen weitergeleitet, um damit politische Prozesse, wie etwa Wahlen, subtil (und manchmal auch weniger subtil) zu beeinflussen", so Renn weiter. Ein Lösungsweg wären transdisziplinäre Dialoge. So fordert Renn die Einbindung der Wissenschaft in partizipative Entscheidungsverfahren, damit die notwendigen Wissensgrundlagen zur Lösung komplexer Probleme mit einfließen. Ein solcher transdisziplinärer Dialog ist die Basis des "Instituts für Transformative Nachhaltigkeitsforschung" (IASS): Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler pflegen einen interdisziplinären Dialog mit Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft.

Das Buch schließt mit einem "10-Punkte-Programm zum persönlichen Umgang mit der Post-X-Gesellschaft" ab. Die 10 Thesen liefern einen fundierten Orientierungsanker für den persönlichen Umgang mit den Post-X-Tendenzen:

  1. Lassen Sie sich nicht einreden, dass es keine objektive Wahrheit gäbe und alles nur relativ zum Zeitgeist, zur Macht oder zum gerade modischen Diskurs gesehen werden könne.
  2. Seien Sie sich bewusst, dass Wissen über komplexe Zusammenhänge intuitiv häufig wenig plausibel erscheint und oft unserem gesunden Menschenverstand widerspricht.
  3. Seien Sie besonders kritisch bei Informationen, die all das zu bestätigen scheinen, was Sie ohnehin schon glauben oder für richtig halten.
  4. Seien Sie kritisch gegenüber Aussagen, die pauschale Urteile enthalten, bestimmte Gruppen von vornherein ausschließen oder Sie als Mitglied einer besonders wichtigen Volksgruppe identifizieren.
  5. Nutzen Sie die Ressourcen der Internets als wichtige Informations- und Kommunikationsquelle, seien Sie sich aber stets der Risiken und der Verzerrungen durch die virtuellen Kommunikationskanäle bewusst.
  6. Seien Sie behutsam und vorsichtig, wem Sie Glauben schenken, wenn es um Themen geht, zu deren tieferem Verständnis Fachexpertise benötigt wird.
  7. Seien Sie achtsam, dass sich bei Entscheidungen die beiden Komponenten "Wissen über die Folgen, die mit jeder Handlungsoption zu erwarten sind" und "Wünschbarkeit dieser Folgen" nicht vermischen.
  8. Hüten Sie sich vor zwei Extremen in der Auseinandersetzung um den in einer Gesellschaft als gültig anerkannten Wertekanon: ethische Beliebigkeit und kulturelle Abgeschlossenheit.
  9. Engagieren Sie sich politisch! Politisches Engagement ist ein wirksames Gegengift gegen postdemokratische Tendenzen in Politik und Gesellschaft. Engagement bedeutet mehr Bürgerbeteiligung, mehr politisch wirksame Meinungsäußerung und mehr Teilhabe an sozialen Gemeinschaftsdiensten.
  10. Wirken Sie aktiv am Aufbau einer transparenten und fairen Abwägungskultur in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit und unterstützen Sie die dazu notwendigen politischen Innovationen.

Fazit: In dem Buch "Gefühlte Wahrheiten – Orientierung in Zeiten postfaktischer Verunsicherung" skizziert Ortwin Renn konkrete Orientierungshilfen zum seriösen Umgang mit Unsicherheit und für einen kritischen Umgang mit Informationen, die all das zu bestätigen scheinen, was Sie ohnehin schon glauben oder für richtig halten. Der "Mechanismus der kognitiven Dissonanzreduktion" vereinfacht komplexe Zusammenhänge in einem scheinbar einfachen Bild. Dies führt dazu, dass alles, was jemand an Informationen aufnimmt, erst einmal danach gefiltert wird, ob ich diese Informationen für wünschenswert halte oder nicht.

In einer leicht verständlichen Sprache und unterlegt mit vielen praktischen Beispielen zeigt Ortwin Renn Wege aus der Angst und der Verunsicherung in einer Welt von Populisten und Demagogen, die scheinbar plausible Erklärungen für komplexe Zusammenhänge anbieten, auf. Er wirbt für eine transparente Abwägungskultur und ein stärkeres Engagement zahlreicher Bürgerinnen und Bürger, um die repräsentative Demokratie durch neue Elemente zu ergänzen und zu stärken. Die abschließenden zehn Thesen bieten konkrete Wegweiser auf der mitunter schwierigen Reise in Zeiten postfaktischer Verunsicherung.

[ Bildquelle Titelbild: Verlag Barbara Budrich ]
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