Der Internationale Währungsfonds hält die Banken der Industrieländer für ein Stabilitätsrisiko. Der Grund: Sie verdienen nicht genug Geld. Den Europäern legt der IWF in seinem aktuellen Finanzstabilitätsbericht sogar ans Herz, das Problem der Überkapazitäten im Bankensektor anzugehen.
Dem IWF bereiten die unter niedriger Profitabilität leidenden Banken Sorge, deren Aktienkurse zu Jahresbeginn stark unter Druck gerieten. Rund 15 Prozent von ihnen haben laut IWF ohne Reformen keine Chance auf auskömmliche Gewinne. Vor allem im Euroraum müsse das Problem der notleidenden Kredite dringend angegangen werden. "Nach und nach muss im Euroraum auch das Problem der Überkapazitäten im Bankensektor angegangen werden", fordert die in Washington ansässige Organisation.
"Der dramatische Rückgang der Finanzmarktpreise im Januar und Februar hat die Bewertungen so weit gedrückt, dass sie nicht mehr mit den fundamentalen Gegebenheiten im Einklang standen. Zwar haben sich die Märkte seitdem wieder erholt, aber es bleibt doch ein Vertrauensschock zurück, der sich nachteilig auf die Finanzstabilität auswirkt", lautet seine Diagnose.
Auch Chinas Banken haben laut IWF große Probleme. Der IWF beziffert das Volumen der dortigen Kredite, die ihre eigenen Zinskosten nicht verdienen, auf 1,3 Billionen US-Dollar, entsprechend 7 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. "Das klingt bedeutend, ist aber angesichts der vorhandenen Sicherheitspuffer und des anhaltend starken Wachstums zu meistern", urteilt er. Zudem seien sich die chinesischen Behörden dieser Herausforderungen voll bewusst.
Insgesamt haben sich die Risiken für die weltweite Finanzstabilität laut IWF in den vergangenen sechs Monaten erhöht. In den Industrieländern liege das an der erhöhten Unsicherheit und an Rückschlägen bei Wachstum und Vertrauen. Verstärkt worden sei dieser Druck von "Störungen" an den Märkten für Vermögenswerte.
In den Schwellenländern hat laut IWF der Rückgang von Öl- und Rohstoffpreisen für erhöhte Risiken gesorgt. Weltweit seien die Märkte zudem von der erhöhten Unsicherheit über Chinas Transformationsprozess beeinflusst worden. Diese Entwicklungen hätten zu strafferen Finanzierungsbedingungen, geringerer Risikoneigung, erhöhten Kreditrisiken und zu langsamerer Bilanzreparatur geführt, was die Finanzstabilität beeinträchtigte, konstatiert der IWF.
Die Hauptbotschaft des IWF-Berichts ist: Für einen besseren Wachstums- und Inflationsausblick braucht es einen potenteren und ausgewogeneren Politikmix. Bleiben solche Maßnahmen aus, könnte es erneut Marktturbulenzen geben.
"Dann könnten steigende Risikoprämien die Finanzierungsbedingungen weiter verschlechtern, einen sich selbst verstärkenden Kreislauf aus schwachem Vertrauen, schwachem Wachstum, schwacher Inflation und steigender Schuldenlast schaffen", warnt der IWF. Das würde die Bankbilanzen beschädigen und das weltweite Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem Basisszenario um 3,9 Prozent verringern.