Die auf Risikoberatung, Krisenprävention, Krisen- und Sicherheitsmanagement spezialisierte Firma Control Risks hat vor wenigen Tagen die aktuelle RiskMap 2007 veröffentlicht. Aus der "Weltkarte des Risikos" können Investoren und Unternehmen ablesen, wo sie im Jahr 2007 mit einer neuen Gefahrenlage rechnen müssen.
So haben die Experten sowohl das allgemeine Sicherheitsrisiko als auch das politische Risiko ermittelt und in der Risikolandkarte abgebildet. Bei dem allgemeinen Sicherheitsrisiko handelt es sich um die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, dass Vermögensgegenstände oder Mitarbeiter von Unternehmen geschädigt werden. In die Bewertung fließt dabei auch ein, inwieweit der Staat willens und in der Lage ist, diese zu schützen. Zu Sicherheitsrisiken für Unternehmen zählen etwa Diebstahl, Verletzungen, Entführung, Beschädigung von Anlagen, Informationsdiebstahl, Bestechung, Betrug, Erpressung und Verlust der Kontrolle. Beim politischen Risiko handelt es sich um die Einschätzung der Wahrscheinlichkeit, dass politische Akteure Geschäfte negativ beeinflussen sowie die Bewertung des Ausmaßes, in dem der Staat die Einhaltung von Verträgen garantiert. Außerdem handelt es sich hierbei um die Einschätzung der Stabilität von Politik, Wirtschaft und Institutionen. Zu den politischen Risiken für Unternehmen zählen ein nachteilige Politik der Regierung, rechtliche Unsicherheit, Anfälligkeit für Korruption, Rufschädigung, Enteignung und Verstaatlichung sowie internationale Sanktionen.
Sicherheitslage für Unternehmen weder wesentlich sicherer noch unsicherer
Unterm Strich wird die Welt für Investoren und Unternehmen im Jahr 2007 weder wesentlich sicherer noch unsicherer. Allerdings gibt es Verschiebungen in der Sicherheitslage: In 21 von 199 Ländern schätzen die Experten von Control Risks die Risikolage anders ein als im Vorjahr. In 46 Ländern erwarten sie Veränderungen der allgemeinen Sicherheitslage. So wurde etwa Kuba vom mittleren Risiko zum hohen Risiko heraufgestuft, da für die Experten unklar ist, wie die Verhältnisse in der Zeit nach Fidel Castro sein werden. Als extrem hoch wird die Sicherheitslage u.a. in den folgenden Ländern eingeschätzt: Somalia, Demokratische Republik Kongo, Irak sowie in Teilen von Afghanistan. Experten erwarten für Somalia, dass der Nachbar Äthiopien verstärkt gegen Islamisten in Somalia vorgehen wird, die in den letzten Jahren an Einfluss gewonnen haben. Eine Verschärfung des Bürgerkriegs wird von vielen Experten erwartet. Hieraus resultiert auch, dass das Land keine Grundlage für unternehmerisches Engagement bietet. Auch im angrenzenden Somaliland sind die Bedingungen nur unwesentlich besser.
In dem einige Hundert Kilometer westlich gelegenen Kongo sieht es nicht viel besser aus. Der Nordosten der Demokratischen Republik Kongo gilt als extrem gefährlich. Dort kämpfen Milizen um Einfluss und Ressourcen. Das politische Risiko liegt eher im mittleren Bereich. Insbesondere erwarten die Experten, dass die Präsidentschaftswahlen dazu beitragen werden, die Demokratie in dem Land langfristig zu festigen und Wirtschaftswachstum zu fördern.
Als hoch wird die allgemeine Sicherheitslage u.a. in Pakistan, Papua-Neuguinea, Simbabwe, Tschad, Saudi-Arabien und Jemen eingestuft.
Terrorismus stellt nicht das bedeutendste Risiko für Investoren und Unternehmen dar
Die Experten von Control Risks weisen auch darauf hin, dass man die wesentlichen Risiken nicht aus dem Auge verliert. Insbesondere die Furcht vor Terroranschlägen führt dazu, dass viele Unternehmen und Experten den Blick auf die bekannten Geschäftsrisiken – wie organisierte Kriminalität, Erpressung und Patentverletzungen verlieren. Internationaler Terrorismus stellt nach der aktuellen RiskMap 2007 nicht das Hauptsicherheitsrisiko für Unternehmen dar. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung habe die Anzahl von Terroranschlägen außerhalb des Nahen Ostens und Asiens abgenommen – allerdings bei einem Anstieg der durchschnittlichen Opferzahl. Außerhalb des Irak verharre die Anzahl von Anschlägen mit zehn oder mehr Toten auf dem Niveau der Jahre 2003 und 2004.
Unternehmen investieren viel Geld, Ressourcen und Zeit, Terrorgefahren zu minimieren. Dabei werden häufig viele andere Risiken auf der Risikolandkarte vernachlässigt. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass man die Terrorgefahr weltweit unterschätzen sollte. Sowohl in Europa als auch in den USA zählen vor allem Zivilisten weiter zu den bevorzugten "weichen Zielen". Die Sicherheitsstudie weist auch darauf hin, dass möglicherweise zukünftig vor allem Häfen und Schiffe verstärkt im Fokus von Terroristen stehen. Reeder und Hafenbetreiber haben – nach Ansicht der Control-Risks-Experten bisher zu wenig zum Schutz vor Terrorismus unternommen.
China steht unter Beobachtung
Die Experten von Control Risks gehen davon aus, dass sich im Jahr 2007 in vielen Teilen der Welt die politischen Rahmenbedingungen verschlechtern werden. Mit Spannung wird etwa die Sitzung des Nationalen Volkskongresses Ende 2007 in China erwartet. Politiker, die der Integration Chinas in die Weltwirtschaft skeptisch gegenüberstünden, würden zunehmend an Einfluss gewinnen, schreibt Control Risks. Ein großes Thema sind auch die von China verübten Patentverletzungen. Obwohl die Regierung neue Gesetze zum Kampf gegen Produktpiraterie erlassen hat, wurden in China im vergangenen Jahr allein gefälschte Waren im Wert von 16 Mrd. US-Dollar verkauft. Weitere Gefahren sehen die Risikoexperten bei Erpressung, Diebstahl, Naturkatastrophen oder sozialen Unruhen in Großstädten und einzelnen Provinzen.
Auch Klimaveränderung auf der "Watch List"
Nach Ansicht der Control-Risks-Experten erfordert insbesondere das Thema Klimawandel rasche Antworten. Sofern nicht schnell Maßnahmen ergriffen werden, könnte die globale Erwärmung zu vermehrten Ressourcenkonflikten, Fluchtbewegungen und einer drastischen Verringerung landwirtschaftlicher Produktion in den nächsten 15 Jahren führen.
Die komplette Studie "RiskMap 2007" können Sie hier herunterladen: