Governance und Kontrolle in der Finanzbranche


Laut der jährlichen Untersuchung "Governance and Controls" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte setzen nur 25 Prozent der Finanzdienstleister in Europa, Nordamerika und Asien ein integriertes Governance- und Kontrollsystem ein – jedoch sind viele Unternehmen trotzallem überzeugt, bereits jetzt über exzellente Kontrollmechanismen zu verfügen. Insbesondere asiatische Unternehmen liegen aber bei der Implementierung solcher Systeme deutlich hinter ihren europäischen und nordamerikanischen Pendants zurück.

"Die Regulierungsvorgaben werden immer zahlreicher und strenger: Was einst mit Einführung der International Financial Reporting Standards (IFRS), Sarbanes-Oxley oder Basel II begann, wird auch künftig mit Neuerungen wie MiFID und Solvency II nicht nachlassen. Die Unternehmen sind gezwungen, zu reagieren. Während einige schon Benchmarks setzen, sind andere noch nicht so weit fortgeschritten. Generell sollte ein umfassendes Governance- und Kontrollsystem Unternehmenswerte schützen, das operative Geschäft sowie das Risikomanagement unterstützen, Datenintegrität und -qualität sowie die Verlässlichkeit der Finanzberichterstattung gewährleisten und die Compliance mit Gesetzen und regulatorischen Anforderungen sicherstellen", erklärt Jörg Engels, Partner Enterprise Risk Services von Deloitte.

Aufwendungen für Governance- und Kontrollsysteme steigen

Entsprechend den zahlreichen regulatorischen Vorgaben steigen auch die Unternehmensausgaben. So erwarten die Top-100-Finanzdienstleister bei Governance- und Kontrollkosten einen durchschnittlichen jährlichen Anstieg von 14,3 Prozent auf knapp 100 Mrd. US-Dollar bis 2010. Dabei sind kleinere Banken und Versicherungen stärker von den Kosten betroffen als größere – ihre Ausgaben liegen im Schnitt bei 6,8 Prozent des operativen Budgets, bei großen Häusern belaufen sie sich auf 4,3 Prozent. Signifikante Unternehmensunterschiede bestehen aber nicht nur bezüglich der Firmengröße, sondern auch der Region: So sind europäische und nordamerikanische Finanzdienstleister bei der Implementierung von Governance- und Kontrollsystemen weiter fortgeschritten als vergleichbare asiatische Unternehmen.

Zwischen den einzelnen Segmenten gibt es ebenfalls Unterschiede: So geben Geschäftsbanken im Vergleich zu Versicherungen und Investmentbanken am meisten für Governance und Kontrollen aus – und erwarten auch in der Zukunft erhebliche Ausgabensteigerungen.

Exzellente Ergebnisse ohne integriertes System?

Unabhängig von Region und Segment nutzt nur ein Viertel der befragten Finanzdienstleister ein voll funktionsfähiges und in die Firmenstruktur integriertes Governance- und Kontrollsystem. 40 Prozent haben hier lediglich Teilerfolge vorzuweisen, 35 Prozent begnügen sich sogar mit Einzelmaßnahmen, um den gesetzlichen Voraussetzungen zu entsprechen. Obwohl diese Unternehmen über kein vollwertiges System verfügen, bezeichnen sie ihre Governance- und Kontrollmechanismen dennoch als exzellent. Verbesserungsbedarf besteht jedoch bei den meisten Banken und Versicherungen vor allem bei der Verantwortlichkeit für diese Maßnahmen – weniger als die Hälfte (41 Prozent) siedelt diese bei der obersten Managementebene an, die übrigen verteilen die Zuständigkeiten auf mittlere Führungsebenen.

"Unsere Befragung hat enorme Unterschiede aufgezeigt, doch lassen sich drei Unternehmensgruppen erkennen: Die ‚Vorreiter’ machen 32 Prozent aller Befragten aus, die ‚Follower’ stellen mit 45 Prozent die größte Gruppe, und die ‚Nachzügler’ erreichen insgesamt 32 Prozent. Zwar ist die ‚Vorreiter’-Gruppe deutlich größer als die der ‚Nachzügler’, nachdem aber aus Sicht der Rating-Agenturen Governance- und Kontrollsysteme zunehmend auch die Kreditwürdigkeit beeinflussen werden, besteht hier branchenweit noch enormer Nachholbedarf", so das Fazit von Jörg Engels.

Die komplette Studie steht auf der Deloitte-Website unter www.deloitte.de zum Download zur Verfügung.


Risk Academy

Die Intensiv-Seminare der RiskAcademy® konzentrieren sich auf Methoden und Instrumente für evolutionäre und revolutionäre Wege im Risikomanagement.

Seminare ansehen
Newsletter

Der Newsletter RiskNEWS informiert über Entwicklungen im Risikomanagement, aktuelle Buchveröffentlichungen sowie Kongresse und Veranstaltungen.

jetzt anmelden
Lösungsanbieter

Sie suchen eine Softwarelösung oder einen Dienstleister rund um die Themen Risikomanagement, GRC, IKS oder ISMS?

Partner finden
Ihre Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.