Grenzüberschreitender Kartenbetrug nimmt zu


Während in Deutschland der Betrug mit gestohlenen Bankkarten zurückgeht, nimmt der Missbrauch bei grenzüberschreitenden Zahlungen deutlich zu. Laut Einschätzung der Unternehmensberatung Steria Mummert Consulting wird in diesem Jahr der Schaden durch den Einsatz gefälschter deutscher Bankkarten im Ausland erneut um rund ein Viertel ansteigen. Als wichtigen Grund nennen die Experten insbesondere die Tatsache, dass Betrüger ohne nennenswerte Einschränkungen über Grenzen hinweg operieren können, während dies für Banken und Ermittlungsbehörden nicht gilt. So behindern in der EU beispielsweise national abweichende Datenschutzregelungen übergreifende oder gar zentrale Lösungen, um Betrügereien bereits im Vorfeld aufzudecken.

Datenschutzbestimmungen und steigender Wettbewerb erschweren Betrugsbekämpfung

Beim grenzüberschreitenden Transfer von Informationen zur Aufdeckung und Bekämpfung von Kartenmissbrauch existieren erhebliche Barrieren. Dazu zählen Hürden in Bezug auf den Datenfluss sowie die strikten nationalen Datenschutzbestimmungen für die Verarbeitung persönlicher Daten. Diese Problematik behindert unter anderem den länderübergreifenden Aufbau von Anti-Betrugs-Datenbanken oder den Austausch von Betrugsmusterprofilen.
Darüber hinaus erschwert der zunehmende Wettbewerb unter den Kartenzahlsystemen in Europa die Betrugsabwehr für grenzüberschreitende Zahlungen mit Bankkarten: Bisher wurden nahezu alle Auslandszahlungen mit deutschen Karten über ein einziges Kartenzahlsystem abgewickelt, was die Betrugsabwehr erheblich vereinfachte. Die Möglichkeit, Auslandszahlungen nun über verschiedene Kartenzahlsysteme (wie beispielsweise Maestro, V Pay oder EAPS) durchzuführen schafft zwar Wettbewerb, von dem Händler und Karteninhaber profitieren. Allerdings erhöht sich damit auch der Aufwand für eine übergreifende Betrugserkennung.

Kartenherausgeber spielen Schlüsselrolle bei der Betrugsabwehr

Mehr Sicherheit für Kartenbesitzer in Europa wird der EMV-Chip bieten, der bis 2011 auf den rund 350 Millionen Bankkarten in der EU vorhanden sein soll. Allerdings können Betrüger immer noch in Länder ausweichen, in denen Kartenzahlungen auf der Basis des Magnetstreifens ohne EMV-Chip weiterhin möglich sind. Wann die EMV-Technologie weltweit verfügbar ist und auf den Magnetstreifen ganz verzichtet werden kann, ist aufgrund der dafür notwendigen Umrüstung aller Kartenleser auf Chiptechnologie noch nicht erkennbar.

Angesichts der eingeschränkten Möglichkeiten für ein EU-weites Vorgehen und der Auffächerung der Kartenzahlungen auf unterschiedliche Stellen steigt die Bedeutung der Kartenherausgeber bei der Betrugsabwehr: „Die Kartenherausgeber können den nationalen Datenschutzbedingungen am besten Rechnung tragen“, zeigt sich Johannes Prinz von Steria Mummert Consulting überzeugt. „Letztendlich können vor allem sie die Karteninhaber wirksam schützen, da alle nationalen und internationalen Kartenzahlungen über sie abgewickelt werden.“


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