Der US-Ökonom Nouriel Roubini sorgt sich um den Euro und warnt davor, dass sich die griechische Schuldenkrise rasant global ausbreiten wird. "Griechenland ist nur die Spitze des Eisbergs", sagte Roubini, der die globale Wirtschaftskrise schon zwei Jahre vor ihrem Eintritt detailliert vorhergesagt hatte, dem Magazin "Spiegel". Die bisherigen Rettungspläne seien nicht ausreichend. "Wenn nicht bald ein Plan B erarbeitet wird, besteht die Gefahr eines Dominoeffekts."
Dann werde sich die Krise sehr schnell auf Länder wie Portugal oder Spanien ausbreiten. "Das würde am Ende den Euro sprengen", sagte Roubini. Der Ökonom werfe dabei der deutschen Regierung vor, wertvolle Zeit verschwendet zu haben: "Die deutsche Innenpolitik und die wachsende Skepsis über die Währungsunion haben die Reaktion verzögert, das hat den Bemühungen geschadet, die Griechenland-Krise einzudämmen."
Die Milliardenhilfe durch den IWF und die Euro-Staaten hält der Ökonom nicht für ausreichend, um die Krise zu bekämpfen: "Das verschiebt das Problem nur ins nächste Jahr", sagte er. Zudem werde die Krise nicht in Europa haltmachen. Roubini fürchtet, dass die horrende Staatsverschuldung bald auch Japan und den USA "ernste Probleme" bereiten werde.
Euro unter starkem Druck
Unmittelbar vor dem Sondergipfel der EU-Finanzminister zur Stabilisierung des Euro am heutigen Sonntag haben führende Wirtschaftsexperten vor einem weiteren Verfall des Euro gewarnt. Der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, sagte "Bild am Sonntag" (BamS): "Solange die Unsicherheit über Griechenland und andere Länder am Rand der Währungsunion andauert, bleibt der Euro unter Druck." Er denke, "wir werden bald 1,20 gegenüber dem Dollar sehen und ein weiterer Rückgang in Richtung Parität zum Dollar ist durchaus möglich."
Der Präsident des wirtschaftswissenschaftlichen Instituts "Bayerisches Finanz Zentrum", Wolfgang Gerke, rechnet laut der Zeitung mit einer Inflation. "Zwar keine Hyperinflation, aber bei 3 bis 4 Prozent wird sie liegen. Ursache sind die hohen Haushaltsdefizite der Staaten", wird Gerke zitiert.
Eckhard Cordes, Vorstandsvorsitzender des Einzelhandelskonzerns Metro, warnte unterdessen vor den negativen Folgen für den Arbeitsmarkt: "Ein langfristig schwacher Euro kann den wirtschaftlichen Zusammenhalt Europas und damit die begonnene Erholung der deutschen Wirtschaft aufs Spiel setzen. Das kann sich letztlich negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken und Arbeitsplätze gefährden."
Diese Meinung wird allerdings nicht von allen geteilt. Michael Hüther, Leiter des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), erwarte eine eher positive Entwicklung: "Der deutsche Arbeitsmarkt entwickelt sich ungetrübt von der Situation in Griechenland. Als indirekte Folge der Abwertung der Staatsanleihen gewinnen Unternehmensanleihen an Attraktivität, was sich positiv auf die Unternehmen und im besten Fall auch auf den Arbeitsmarkt auswirken könnte."
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