Laut einer aktuellen Sonderauswertung des Zahlungserfahrungspools der Creditreform (ZaC) kommen Großunternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten ihren Zahlungsverpflichtungen deutlich schleppender nach als die mittelständische Wirtschaft: Während Unternehmen mit einer Belegschaftsgröße zwischen 50 und 1.000 Mitarbeitern im Schnitt 12,3 Tage benötigen, bis eine bereits überfällige Rechnung endlich beglichen wird, müssen Lieferanten von Großunternehmen mit 13,4 Tagen mehr als einen Tag länger warten.
Die säumigen Zahler unter den international agierenden Großunternehmen und Konzernen nutzen anscheinend ihre Einkaufsmacht geschickt aus. Allerdings sind auch in dieser Gruppe lediglich 0,7 Prozent der Zahlungsbelege mehr als 90 Tage überfällig. Obwohl die Rechnungen in der Regel also bezahlt werden, ist es offenbar üblich geworden, das ursprünglich vereinbarte Zahlungsziel verstreichen zu lassen.
Zahlungsverzögerungen belasten Lieferanten
Für die Lieferanten kann allerdings die zunehmende Differenz zwischen gesetztem Zahlungsziel und tatsächlichem Eingang des Geldes gravierende Folgen für die Liquidationssituation haben – immerhin beläuft sich ein ausstehender Zahlungsbeleg auf durchschnittlich 3.500 Euro. Damit drohen im Zuge steigender Zinsen und sich verschärfender Kredit- und Finanzierungsbedingungen auch von dieser Seite weitere Belastungsfaktoren für die mittelständische Wirtschaft.
Deutliche Verzögerungen beim Zahlungsverhalten von Schuldnern sind erfahrungsgemäß auch ein fast sicherer Insolvenzindikator. Die Auswertungen von Creditreform zeigten, dass ausfallgefährdete Unternehmen bereits in den Monaten vor der Pleite ihr Zahlungsverhalten deutlich verschlechtern. So warten Gläubiger von kritischen Schuldnern bereits ein Jahr vor der Insolvenzanmeldung gut 30 Tage auf den Zahlungseingang einer überfälligen Rechnung. Gesamtwirtschaftlich betrachtet sind es dagegen lediglich 14 Tage.