Laut einer internationalen Vergleichsstudie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte trauen sich deutsche Aufsichtsräte im internationalen Vergleich besonders gut zu, potenzielle Risiken zu erkennen und zu beurteilen. Überdies sind sie sich ihres Wertbeitrags zur Unternehmensperformance stärker bewusst viele ihrer internationalen Pendants. Sie fühlen sich zudem sehr gut über Marktentwicklung, M&A-Perspektiven und Marktanteile der Unternehmen informiert. Auf der anderen Seite zeigt sich ein überdurchschnittlich hoher Prozentsatz unzufrieden mit dem Auswahlverfahren neuer Aufsichtsratsmitglieder. Gleiches gilt für die Nachfolgeplanung sowie für den Posten des Vorstandsvorsitzenden. Nicht zuletzt findet ein hoher Prozentsatz, dass die Vorstandsvergütung nicht ausreichend transparent gestaltet ist.
Weltweit übernehmen die Boards bzw. Aufsichtsräte der Studie zufolge eine starke, direkte Aufgabe bei der Strategieplanung: International sehen sich 85 Prozent der befragten Aufsichtsräte in einer entsprechenden Rolle. In Deutschland sind es sogar 94 Prozent – jedoch herrsche hierzulande eine klare Kontrollpflicht, der die Aufsichtsräte auch nachkommen. Bei Informationen zu strategischen Entscheidungsparametern fühlen sich 88 Prozent der befragten deutschen Aufsichtsräte gut informiert – Grund ist wiederum ihre gesetzliche Verpflichtung. International trifft dies nur auf 78 Prozent zu. Bei der Frage, was Aufsichtsräte für das Unternehmen leisten, haben 41 Prozent der Befragten in Deutschland eine sehr klare Vorstellung. Auf internationaler Ebene liegt der Wert dagegen um 13 Prozentpunkte niedriger.
Weltweit geben nur zehn Prozent der befragten Aufsichtsräte an, nicht in die Gestaltung der Risikobereitschaft ihres Unternehmens eingebunden zu sein, 72 Prozent sehen sich aktiv beteiligt. In Deutschland sorgt das dualistische System für eine klare Aufgabenteilung. Dennoch hat etwa ein Viertel hierzu keine klare Haltung, was auf eine entsprechend dominante Position der jeweiligen Vorstände hinweist. Deutlich über dem internationalen Durchschnitt liegt jedoch das Verständnis deutscher Aufsichtsräte für potenzielle Risiken – 94 Prozent der Befragten traut sich zu, diese zu verstehen und deren Auswirkungen auf das Unternehmen beurteilen zu können.
Ein gegenteiliges Ergebnis zeigt die Frage nach der Transparenz der Auswahlverfahren für neue Aufsichtsratsmitglieder: In Deutschland sind nur 59 Prozent mit den formalen Kriterien zufrieden, international liegt der Wert mit 61 Prozent geringfügig höher. Ähnlich sieht es bei der Nachfolgeplanung aus: 47 Prozent sehen keinen wirksamen Nachfolgeplan für den Aufsichtsrat. Auch bezogen auf den Vorstandsvorsitzenden glauben nur 42 Prozent, dass es eine effektive Regelung für die Nachfolge im Unternehmen gibt. Die Gründe könnten darin liegen, dass Investoren in vielen Fällen ein starkes Mitspracherecht bei Nachfolgefragen beanspruchen.
Die Aufsichtsrats-Vergütung ist in den letzten Jahren weltweit immer mehr in den Fokus gerückt. International halten 65 Prozent die Vergütung der Aufsichtsräte für angemessen. In Deutschland liegt der Anteil mit 76 Prozent deutlich darüber. Allerdings ist auch die Zahl derer, die entschieden gegenteiliger Meinung sind, mit zwölf Prozent signifikant höher als im internationalen Durchschnitt. Bezogen auf die Vorstandsvergütung stimmen insgesamt 88 Prozent der deutschen Aufsichtsräte der Aussage zu, ihr Vergütungssystem schaffe eine optimale Balance zwischen kurzfristiger Leistung und langfristiger Wertschöpfung. Im Hinblick auf die Transparenz dieser Systeme gibt es allerdings einen auffallend hohen Anteil an Skeptikern – immerhin ein Viertel sieht hier noch deutlichen Optimierungsbedarf. Auf der anderen Seite liegt aber auch die Zahl derer, die bei diesem Thema überhaupt keinen solchen Bedarf konstatieren, über dem internationalen Schnitt.
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