Laut der Studie "Limits of Liability 2008" für die der Industrieversicherungsmakler Marsh weltweit über 7.700 Unternehmen zu ihren Produkthaftpflicht- und allgemeinen Haftpflichtversicherungsprogrammen befragte, sind die Prämien in der Industriehaftpflichtversicherung auch im vergangenen Jahr europaweit gesunken. Allerdings waren die Preisrückgänge für Versicherungsleistungen nur noch vergleichsweise schwach ausgeprägt. Über alle betrachteten Unternehmen und Branchen hinweg sank die Prämie für eine Million Euro Deckungssumme um etwa zwei Prozent, von 10.227 Euro auf 10.063 Euro.
Unternehmen senken ihre Deckungssummen
Die durchschnittliche Deckungssumme reduzierte sich europaweit von 34 Mio. auf 32 Mio. Euro. Weltweit war der Rückgang stärker ausgeprägt, für alle untersuchten Unternehmen sank die Deckungssumme von 36 Mio. auf 31 Mio. Euro. "Haftungsverschärfungen und rezessionsbedingt geringere Liquiditätsdecken machen eine generelle Reduzierung der Deckungssummen gefährlicher denn je", warnt Nicole Mattersberger von Marsh, "wer Kosten senken muss, sollte in einem sorgfältigen Risikomanagementprozess seinen Versicherungsbedarf spezifizieren und selektiv handeln."
In Deutschland ist der Trend zu sinkenden Deckungssummen derzeit noch nicht erkennbar. Die durchschnittliche Haftpflichtdeckung blieb mit 26 Mio. Euro in etwa auf Vorjahresniveau. Gleichzeitig war der Preisrückgang in der Industriehaftpflichtversicherung mit durchschnittlich acht Prozent stärker als im Rest Europas. Die Prämie für eine Deckungssumme von einer Million Euro sank hierzulande von 10.483 Euro auf 9.633 Euro. Rund sieben Prozent der untersuchten Unternehmen hatten in den letzten fünf Jahren einen Haftpflichtschaden von fünf Millionen Euro und mehr. Damit liegt Deutschland über dem europäischen Durchschnitt von rund fünf Prozent.
Haftungsrisiken in Europa und Asien steigen
Eine zunehmende Regulierungsdichte sorgt in Europa und Asien dafür, dass sich die Haftungssituation für Unternehmen deutlich verschärft. Der Vorstoß der EU-Kommission, gesamteuropäische Sammelklagen einzuführen, ist zwar vorerst am Widerstand einzelner Länder gescheitert. Doch in den skandinavischen Ländern sind derartige Klagen bereits in abgewandelter Form möglich.
Bei Produktrückrufen hat zwar die jüngste Rechtsprechung die Rückrufverpflichtungen etwas abgeschwächt, doch die Schwelle zur Bewertung der Gefährlichkeit von Produkten sinkt weiter. Die europäische Datenbank RAPEX, die als Frühwarnsystem dient, listete Ende 2008 bereits 1.900 "unsichere und gefährliche" Produkte auf – zwei Jahre zuvor waren es erst 1.050, im Jahr 2004 waren sogar lediglich 468 Produkte verzeichnet. Trotz dieser Entwicklung ist die Absicherungsphilosophie bei Rückrufen in Unternehmen außerhalb der Automobil- und Lebensmittelbranche nicht stark ausgeprägt.
In Asien wurden ebenfalls diverse neue Gesetze und Verordnungen erlassen: Beispielsweise wurden in Thailand und China neue Regularien zur Produkthaftung von Unternehmen verabschiedet. Nach Einschätzung von Marsh ist davon auszugehen, dass Produktrückrufe in den nächsten Jahren deutlich zunehmen werden Auch Umweltthemen nehmen nicht nur in Europa, sondern auch in Asien an Bedeutung zu. Unter anderem in China entstehen auch auf diesem Gebiet durch gesetzliche Veränderungen neue Haftungsrisiken für Unternehmen.
Für Unternehmen in Europa stellt allerdings ein Engagement in den USA nach wie vor das größte Risiko dar. Erwarben Unternehmen ohne US-Tochtergesellschaften im Durchschnitt eine Deckungssumme von 23 Mio. Euro, so lag diese bei Unternehmen mit US-Engagement bei 56 Mio. Euro und damit mehr als doppelt so hoch.
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