Die schwindende Konjunkturzuversicht in führenden Industrienationen drückt die Nachfrage nach deutschen Exportgütern, warnt der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Aufgrund des wachsenden Pessimismus senkt der DIHK daher seine Prognose für das deutsche Exportwachstum in diesem Jahr auf nur noch 1 Prozent nach dem zuletzt Ende Mai erwarteten Wachstum von 1,2 Prozent.
Eine neue Umfrage des Verbandes unter 4.500 Unternehmen mit Exportgeschäft hat ergeben, dass lediglich noch 24 Prozent eine besser laufende Weltwirtschaft erwarten. Da 27 Prozent von einer Verschlechterung ausgehen, ergab sich zum ersten Mal seit Bestehen der Umfrage ein negativer Saldo aus den positiven und negativen Antworten. Im Herbst lag der Saldo noch bei plus 2 Punkten, nach plus 30 vor einem Jahr.
"Vor allem in vielen Industrienationen macht sich zunehmend Wachstumsskepsis breit", erklärte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier in einer Pressemitteilung. "Damit dürfte sich mittelbar die Nachfrage nach deutschen Maschinen, Autos oder Dienstleistungen abschwächen." Ursächlich für die Eintrübung seien vor allem die Unsicherheiten aus neuen Handelskonflikten, aus der Einführung von Zöllen und neuen Sanktionen sowie dem Brexit.
Diese belasten besonders die Stimmung von Unternehmen in der Europäischen Union (EU) und Nordamerika. Etwas positiver blicken die Firmen auf die Lage in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern. Einige Länder in Südostasien und auch Indien oder einzelne afrikanische Staaten verzeichnen hohe Wachstumsraten und deutsche Unternehmen erwarten dort gute Geschäfte.
Insgesamt sehen mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer die Wirtschaftspolitik in den jeweiligen Ländern als steigendes Hindernis für ihre Geschäfte. Dazu zählen Handelsbarrieren und die Bevorzugung einheimischer Unternehmen.
Allerdings bezeichnete noch immer die Hälfte der befragten Unternehmen ihre derzeitige Lage als gut und lediglich 10 Prozent als schlecht. Der Saldo aus guten und schlechten Bewertungen geht im Vergleich zur Vorumfrage dennoch leicht um einen Punkt auf 40 Punkte zurück. Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate sinken etwas, so der DIHK.
"Zwar schlagen sich die deutschen Unternehmen unter den aktuell schwierigen Umständen recht passabel - die Geschäftserwartungen der Betriebe sind weltweit weiterhin positiv, doch das Umfeld wird rauer", so Treier.
Er forderte die EU dazu auf, mit möglichst vielen Partnern in der Welt Handelsabkommen zu schließen. Auch sei eine stärkere Welthandelsorganisation nötig, denn deutsche Unternehmen seien auf faire und verlässliche Regeln im internationalen Handel mehr denn je angewiesen.
Maschinenbaufirmen von Exportschwäche besonders betroffen
Die deutsche Maschinen- und Anlagenbaubranche leidet weiter unter den internationalen Handelskonflikten und den vielen regionalen politischen Krisen. Im Mai sanken die Auftragseingänge den sechsten Monat in Serie. Wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) meldete, lagen die Bestellungen um 7 Prozent niedriger als im Vorjahr. Während die Inlandsnachfrage nahezu stagnierte (minus 1 Prozent), lagen die Bestellungen aus dem Ausland insgesamt um 9 Prozent unter dem recht hohen Vorjahresniveau.
"Die Maschinenbaufirmen bekommen die schwache Performance der exportierenden Industrie sehr deutlich zu spüren, viele Investoren treten auf die Bremse", sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Die Auftragseingänge aus den Euro-Partnerländern sanken im Mai um 6 Prozent, aus dem restlichen Ausland gingen 10 Prozent weniger Aufträge ein.
Im Dreimonatsvergleich März bis Mai 2019 lagen die Bestellungen insgesamt um 9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Während die Inlandsorders um 11 Prozent sanken, gingen die Auftragseingänge aus dem Ausland um 8 Prozent zurück. Die Bestellungen aus dem Euroraum gaben um 5 Prozent nach, aus den Nicht-Euro-Ländern kamen 10 Prozent weniger Aufträge.
Der VDMA vertritt mehr als 3.200 Betriebe des mittelständisch geprägten Maschinen- und Anlagenbaus. Mit aktuell 1,3 Million Beschäftigten im Inland und einem Umsatz von 232 Milliarden Euro (2018) ist die Branche größter industrieller Arbeitgeber in Deutschland.