Hedge Fonds erkennen die Bedeutung eines proaktiven Risk Managements


In der Hedge Fonds-Branche werden derzeit 1,2 Billionen Euro gemanaged, Tendenz steigend. Hedge Fonds und deren Broker sind sich einig, dass die zunehmend komplexen und differenzierten Risiken gezielt angegangen werden müssen und haben bedeutende Investitionen in ihre Ressourcen, Systeme und Organisation getätigt. Die Fonds und deren Broker haben ihr Risiko-Management in Hinblick auf Qualität und Umfang entscheidend verbessert. Diese Verbesserungen zielen direkt darauf ab, die Ausfallwahrscheinlichkeit von Fonds zu reduzieren und mögliche Schäden für die Anleger, Broker und den globalen Finanzmarkt zu begrenzen. Sie tragen damit zur Stabilität des Finanzsystems bei, so die Resultate einer aktuellen Studie von Mercer Oliver Wyman, einem führenden Beratungsunternehmen für Finanzdienstleister und Risikomanagement. Für die Studie hat das Beratungsunternehmen mehr als 100 Risk- und Fonds-Manager bei 15 weltweiten Brokern und 35 Hedge Fonds befragt. Die Broker stehen für über 90 Prozent der Umsätze, die internationale Geschäftsbanken im Bereich Hedge Fonds investieren. „Die führenden Unternehmen der Hedge Fonds-Branche und ihre Banken haben in vielfacher Hinsicht bedeutende Fortschritte gemacht“, sagt Bradley Ziff, Direktor des Geschäftsbereichs Finance & Risk und Capital Markets bei Mercer Oliver Wyman. „Die größten, einflussreichsten Hedge Fonds-Gesellschaften und ihre Gläubigerbanken kennen ihr Risikoprofil und den Markt sehr genau und können die Fonds immer besser durch mögliche Krisen führen.“ Die Branche erkenne allerdings, dass noch wesentlich mehr getan werden muss, um mit den Marktinnovationen Schritt halten zu können, so Ziff. Die Mercer Oliver Wyman-Studie beleuchtet sowohl das Management des Liquiditäts- und Kreditrisikos, der Marktrisiken sowie der Transaktions- und Rechtsrisiken.

Liquiditäts- und Kreditrisikomanagement

Liquidität ist ein entscheidendes Risiko, das sowohl Hedge Fonds-Manager als auch Broker mit Besorgnis betrachten. Die Brokerfirmen haben die Transparenz verbessert und damit ihre Möglichkeit, den Liquiditätsstatus der Fonds zu überprüfen, die sie vermitteln. Die Hedge Fonds haben verschiedene Kontrollen zur Liquiditätssicherung entwickelt: Sie verpflichten die Investoren und Broker zu längeren Haltefristen des „Kapitals“ und haben zusätzliche Zugangssperren und Kündigungsfristen eingerichtet, mit denen die Fonds kurzfristige Marktereignisse besser abfangen können. So bieten 75 Prozent der befragten Broker ausgewählten Kunden Haltefristen von 60 oder 90 Tagen an. Die Mercer Oliver Wyman-Studie zeigt, dass Hedge Fonds und Brokerfirmen intensiven Gebrauch von ausgefeilten Stress-Tests und Szenarioplanungen machen. Allerdings ist sich die Branche größtenteils einig, dass es keine quantitative Methode gibt, die ausreichend ist, um Aktivitäten zu identifizieren, welche das System belasten könnten – die Szenarienmethode und Stress-Tests können den Prozess nur unterstützen. Im Bereich der Risikoaufnahme erwarten institutionelle Investoren und Kreditsachbearbeiter bei Brokerfirmen eine erhöhte Transparenz der Fonds und verbesserte Offenlegung ihrer Aktivitäten – um nicht zuletzt auch eigene Image-Risiken zu vermindern. Um dies zu erreichen haben alle befragten Brokerfirmen spezielles Kreditpersonal, darunter durchschnittlich 18 Analysten im Team.

Marktrisiko

Brokerfirmen und Fonds haben begonnen, konzentrierte und untereinander korrelierende Risiken zu identifizieren. Fast jeder der für die Studie untersuchten Fonds führt Risikozusammenfassungen und die Festsetzung von Limits auf der Positions-, Portfolio- und Fondsebene durch. Risikomanager und Fonds suchen aktiv nach Konzentrationen in bestimmten Risikofaktoren quer durch verschiedene Portfolios, die für sich betrachtet möglicherweise nicht auffallen würden. 77 Prozent der Broker haben in den letzten 24 Monaten bedeutende Investitionen für den Umgang mit dem Marktrisiko getätigt. 80 Prozent der Brokerfirmen investieren zurzeit in Stress-Tests, die Bildung von Risikomodellen und Szenariotests, um ihr Risiko durch Hedge Fonds besser überwachen und managen zu können.

Transaktions- und Rechtsrisiko

Die Branche arbeitet zusammen, um ihre Transaktionen stärker zu standardisieren sowie Risiken in den Bereichen Dokumentation, Rechtslage und Bestätigung von Transaktionen zu verringern. Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass die Reduzierung von Transaktionsrisiken Brokerfirmen und Fonds voraussichtlich helfen wird, mögliche Marktschäden zu begrenzen. Die überwiegende Mehrheit der Brokerfirmen hat auf die durchgängige Bearbeitung (Straight Through Processing, STP) und die Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC)-Verfolgung ihrer Geschäfte umgestellt, um Transaktionsbestätigungen zu verwalten. Alle Brokerfirmen beschäftigen für den Umgang mit Hedge Fonds spezielle Juristenteams, die aus durchschnittlich elf Mitarbeitern bestehen. Bei den Hedge Fonds sind hingegen durchschnittlich drei Rechtsanwälte fest angestellt und 95 Prozent arbeiten mit externen Rechtsberatern zusammen, wenn sie die Handelsbedingungen und Dokumentationen ausarbeiten. 78 Prozent aller befragten Firmen haben spezielle Modelle für das Reporting über ihre Hedge Fonds-Aktivitäten für die Geschäftsleitung entwickelt.

Investitionen in Risiko-Infrastruktur

„Die Ergebnisse dieser Studie sollten nüchtern betrachtet werden. Hedge Fonds, deren Anleger, Gläubiger und die Regulierungsbehörden sehen sich einer ständigen Herausforderung gegenüber, mit den sich weiterentwickelnden Methoden der Risikoaufnahme und des Risikomanagements Schritt zu halten“, erläutert Ziff.

 

Risk Academy

Die Intensiv-Seminare der RiskAcademy® konzentrieren sich auf Methoden und Instrumente für evolutionäre und revolutionäre Wege im Risikomanagement.

Seminare ansehen
Newsletter

Der Newsletter RiskNEWS informiert über Entwicklungen im Risikomanagement, aktuelle Buchveröffentlichungen sowie Kongresse und Veranstaltungen.

jetzt anmelden
Lösungsanbieter

Sie suchen eine Softwarelösung oder einen Dienstleister rund um die Themen Risikomanagement, GRC, IKS oder ISMS?

Partner finden
Ihre Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.