Verstärkte Spillover-Effekte in Krisenzeiten

Hedgefonds verstärken Finanzkrisen


Hedgefonds verstärken Finanzkrisen Studie

Hedgefonds tragen in Krisenzeiten verstärkt dazu bei, Risiken innerhalb des Finanzsystems zu verbreiten. Sie erhöhen damit wesentlich das systemische Risiko, das maßgeblich für die Verbreitung und das Ausmaß der jüngsten Finanzkrise verantwortlich gemacht wird. Mit neuen statistischen Messmethoden ist es einer Forschergruppe um Reint Gropp, Professor für Sustainable Banking and Finance im House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt und am Forschungszentrum SAFE, gelungen, Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Finanzmarktteilnehmern in normalen sowie in Krisenzeiten zu berechnen. Während die Spillover-Effekte zwischen Geschäftsbanken, Investmentbanken, Hedgefonds und Versicherungen in normalen Zeiten eher gering sind, verstärken Krisenzeiten die Wechselwirkungen immens – sowohl im Umfang als auch in der Dauer. In besonderem Maße erhöht sich der Risikotransfer zwischen Hedgefonds und den anderen Marktteilnehmern.

Die Forscher können die Verbreitung von Risiken auch konkret beziffern: Während beispielsweise ein Risikozuwachs bei Hedgefonds um einen Prozentpunkt zu normalen Marktbedingungen das Risiko in Investmentbanken um 0,09 Prozentpunkte erhöht, verursacht der gleiche Schock in Krisenzeiten dort eine Risikosteigerung um 0,71 Prozentpunkte. Der Höhepunkt der Risikotransfers wird in der Regel nach 10 bis 15 Tagen erreicht.

"Eine wichtige Lehre aus der Krise ist, dass die verbreiteten Risikomaße wie Value at Risksystemische Risiken deutlich unterschätzen", so Reint Gropp. "Die aktuellen Standard-Messverfahren müssen so angepasst werden, dass sie die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Teilen des Finanzsystems angemessen berücksichtigen."

Als Grund für das erhöhte Risiko von Hedgefonds nennen die Forscher deren Intransparenz und hohe Fremdfinanzierung. Umfangreich mit Fremdkapital finanzierte Hedgefonds sind in Krisenzeiten oftmals gezwungen, Wertpapiere schnell zu verkaufen, was in den entsprechenden Anlageklassen dramatische Verluste zur Folge haben kann. Dies führt bei systemisch relevanten Finanzinstituten zum einen auf direktem Wege – als Gegenparteien oder Gläubiger der Hedgefonds – zu Verlusten und zum anderen auf indirektem Wege durch den Preisverfall im Markt. Auf diese Weise verbreiten Hedgefonds systemische Risiken deutlich stärker und schneller als andere Finanzmarktteilnehmer und verstärken dadurch Finanzkrisen.

 

[Bildquelle: © Marco2811 - Fotolia.com]

Kommentare zu diesem Beitrag

Ronja /28.04.2014 23:23
Welche bahnbrechende Erkenntnis, dass der Value at Risk blind ist für die wesentlichen systemischen Risiken .. benötigt man dafür eine wissenschaftliche Studie ;-)
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