Risikomanager kämpfen zur Zeit mit hohen Volatilitäten an den globalen Finanzmärkten und mit dem Risiko, dass sie auch selbst über Bord gespült werden. So ging es dem 56-jährigen Jorge Bermudez, der nach nur dreimonatiger Amtszeit als Chief Risk Officer der Citigroup seinen Job schon wieder los ist. Ihm folgt der 48-jährige Brian Leach, den Bermudez selbst vor einigen Wochen erst als Mitglied in ein neues Beratungsgremium geholt hatte, das die Citigroup gegen weitere Turbulenzen rüsten sollte. In dem Ausschuss entwickeln die Risikomanager aus den verschiedenen Geschäftsbereichen der Citigroup Ideen, um die Risikomanagement-Prozesse zu verstärken. Brian Leach war zuvor Chief Risk Officer des konzerneigenen Hedge-Fonds Old Lane und gilt als erfahrener Krisenmanager: Nachdem 1998 der US-Hedge-Fonds Long-Term Capital Management implodiert war, hatte er mitgeholfen, die Gesellschaft abzuwickeln. Zuvor machte er sich bei Morgan Stanley als Risikoprofi einen Namen. Selbst für Branchenkenner kam der Wechsel an der Spitze des Risk Managements überraschend. Weder Leach noch Bermudez waren für einen Kommentar zu erreichen. Bermudez will sich dem Vernehmen nach zur Ruhe setzen. Zeitgleich berief die Citigroup mit Suneel Bakhshi, Charles Monet, Greg Hawkins und Adil Nathani vier neue Senior Manager für die Risikomanagement-Einheit.
Morgan Stanley entlässt Risikochef Daula
Und auch bei Morgan Stanley werden die Stühle eifrig hin- und hergeschoben. Sie haben Kenneth DeRegt ins Risikomanagement berufen und reagieren damit auf die Milliardenverluste. DeRegt solle das Institut in Fragen des Risikomanagements, der internen Kontrolle und Strategie beraten, so Chairman und CEO John Mack in einer internen Note an die Mitarbeiter der Bank. Chief Risk Officer Thomas Daula muss dagegen seinen Hut nehmen. Der 52-jährige DeRegt war bis zum Jahr 2002 rund 20 Jahre für Morgan Stanley tätig und betreute das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren der Bank. Danach war er Managing Director der Beteiligungsgesellschaft Aetos Capital und ist zudem Board-Mitglied bei Morgan Stanley Capital International und KKR Financial. DeRegt berichtet direkt an CEO Mack und wird vor allem mit CFO Colm Kelleher zusammenarbeiten. Die New Yorker Investmentbank hat im vierten Quartal Abschreibungen auf mit Subprime-Krediten unterlegte Kapitalanlagen von 7,8 Mrd. US-Dollar vorgenommen.
Brandbekämpfung beim Anleiheversicherer MBIA
Auch der weltgrößte Anleiheversicherer MBIA wechselt die Führung aus und setzt auf seinen früheren Chef. Der wird als Krisenmanager gebraucht: Der Monoliner kämpft gegen die Auswirkungen der US-Hypothekenkrise. Joseph Brown ist Anfang Februar an die Unternehmensspitze zurückgekehrt. Der bisherige Vorstandsvorsitzende, der 52-jährige Gary Dunton, ist aus dem Konzern ausgeschieden.
Der 59-Jährige Brown stand bereits in den Jahren 1999 bis Mai vergangenen Jahres an der Spitze von MBIA. Er wird zugleich Vorsitzender des Verwaltungsrates. Der Branchenführer kämpft wie die Wettbewerber mit massiven Problemen durch die Kreditkrise. MBIA verschaffte sich zur Stabilisierung gerade erst eine erneute Kapitalspritze von mehr als 1 Mrd. US-Dollar. Die Branche diskutiert zudem unter Hochdruck zur Stützung der verschiedenen Spezialversicherer eine Aufspaltung in relativ sichere und hoch riskante Bereiche. Die Branche versichert laut Schätzungen Anleihen (Bonds) im Wert von rund 2.500 Mrd. US-Dollar (1.700 Mrd. Euro) gegen Zahlungsausfall. Sollten sich die Probleme der Anbieter noch verschärfen, drohen den Finanzmärkten weltweit neue Turbulenzen.
Stühlerücken im Bawag-Vorstand
Und auch in Österreich werden Stühle gerückt. Erst Anfang Januar diesen Jahres war es an der Spitze der Bawag zu einem Wechsel gekommen. Der vom neuen Bawag-Eigentümer, dem US-Fonds Cerberus, entsandte Brite David Roberts löste Ewald Nowotny als Generaldirektor der Bank ab. Nowotny wechselte in den Aufsichtsrat. Jetzt baut Roberts sein Team um und verkleinert gleichzeitig den Vorstand.
Bardo Akay, der erst seit dem Frühjahr des Vorjahres im Bawag-Vorstand saß und dort für das Risikomanagement zuständig war, verlässt die Bank. Akay hatte im Auftrag von Cerberus die Bawag unter die Lupe genommen, bevor der Kauf über die Bühne ging. Dann baute er für die ehemalige Gewerkschaftsbank ein modernes Risikomanagement auf. Jetzt habe er sich "entschlossen, in die USA zurückzukehren, um mehr Zeit mit seiner Familie verbringen zu können und andere Geschäftsinteressen, beispielsweise eine Beratungstätigkeit, zu verfolgen", so die Bawag-Pressemeldung.
Oberster Risikomanager im Bawag-Vorstand ist künftig Jochen Bottermann. Ursprünglich war geplant, dass Bottermann, den vor einigen Jahren der damalige Bawag-Großaktionär Bayern-LB nach Wien entsandt hatte, sich nach dem Auslaufen seines Vertrags im April 2008 in den Ruhestand verabschiedet. Nun übernimmt er bis Ende 2008 die bisher von Akay wahrgenommenen Vorstandsagenden. Bottermann war seit dem Jahr 2000 in der Bawag/PSK-Gruppe tätig, zunächst im Vorstand der Postsparkasse, seit der Fusion im Oktober 2005 im Vorstand der Bawag/PSK. Wer ab 2009 im Bawag-Vorstand für das Risikomanagement zuständig sein wird, ist noch offen.
Feuerwehrmann aus Schwaben nach Sachsen
Neuer Vorstandsvorsitzender der SachsenLB ist der 59-jährige Harald R. Pfab. Pfab kam im vergangenen Jahr von der zum LBBW-Konzern gehörenden Baden-Württembergischen Bank (BW-Bank) und ist seit September 2007 Firmenkundenvorstand der SachsenLB. Er tritt die Nachfolge von Joachim Hoof an, der wie geplant als Vorstandsvorsitzender zur Ostsächsischen Sparkasse Dresden zurückkehren wird. Pfab soll auch nach der für Mitte April geplanten Umwandlung der SachsenLB von einer Aktiengesellschaft zu einer unselbstständigen Anstalt innerhalb der LBBW Vorstandsvorsitzender bleiben. Der bisherige Generalbevollmächtigte der SachsenLB, Andreas Fohrmann, wird dann neu in den Vorstand eintreten. In den Zuständigkeitsbereich von Harald Pfab fällt nun auch das Risikomanagement der Bank. Für das Kreditrisikomanagement zeichnet weiterhin Holger Grimm, für das Risikocontrolling Dirk Erdmann verantwortlich.