Energiekonzerne warnen vor Marktinfrastrukturrichtlinie EMIR

Höhere Risiken durch EMIR


Höhere Risiken durch EMIR: Energiekonzerne warnen vor Marktinfrastrukturrichtlinie EMIR News

Führende europäische Energiekonzerne warnen vor teuren Auswirkungen der Marktinfrastrukturrichtlinie EMIR. Eigentlich dazu bestimmt, mehr Licht ins Dunkel der undurchsichtigen Derivativemärkte zu bringen, könnte der Schuss nach hinten losgehen und ihre Geschäfte riskanter machen, befürchten die Unternehmen.

Für nicht in der Finanzbranche tätige Gesellschaften würden die strengeren Anforderungen an die Sicherheiten, die im Handel mit Energiederivaten hinterlegt werden müssen, enorme Kosten mit sich bringen, schreiben drei Branchenorganisationen in einem Brief an die EU-Kommission. Solche Firmen nutzen üblicherweise Terminkontrakte und Optionen, um sich gegen Schwankungen von Energiepreisen abzusichern.

"Die Änderungen werden die Handelskosten von Energieunternehmen steigen lassen und die Anreize zur Absicherung von Positionen verringern, was ein höheres kommerzielles Risiko schafft", sagte Jerome Lepage von der Europäischen Vereinigung der Energiehändler. Sie ist eine der drei Organisationen, die den Brief an die EU unterschrieben hat. Mitglieder sind führende Energieunternehmen wie RWE, GDF Suez, Royal Dutch Shell und Exxon Mobil.

Bereits vor rund einem Monat haben auch einige große europäische Strombörsen, darunter die Nasdaq OMX, die EU vor hohen Kosten gewarnt. Die neuen Regeln würden Nicht-Finanzfirmen mindestens 110 Millionen Euro pro Jahr kosten. Sie könnten zudem dazu führen, dass sich der Handel von den überwachten Börsen entfernt - genau das Gegenteil von dem, was eigentlich erreicht werden soll.

"Es ist eine ziemlich unglückliche Situation. Es gibt ein sehr großes Risiko, dass der Strommarkt in Europa zerstört wird", sagte Hans-Ole Jochumsen von der Nasdaq OMX.

Konkret geht es um die Art der Aktiva, die Nicht-Finanzfirmen als Sicherheit für den Handel mit Stromderivaten hinterlegen können. Derzeit können sie Bankgarantien nutzen, ab 2016 müssen solche Garantien vollständig mit liquiden Aktiva hinterlegt sein.

Die Regeln sind Teil der neuen Marktinfrastrukturrichtlinie EMIR. Sie zielt darauf ab, die Risiken im Bereich des außerbörslichen Handels mit Derivaten (OTC) besser abzusichern.

Nach dem Kollaps von Lehman Brothers und der Rettung der American International Group haben Regulierer auf beiden Seiten des Atlantiks Händler dieser kaum regulierten Kontrakte dazu ermuntert, mehr Absicherungen vorzunehmen und diese bei zentralen Stellen zu hinterlegen, statt nur bilateral. Auf diese Weise sollte das Risiko verringert werden, dass der Zusammenbruch eines großen Instituts das ganze Finanzsystem zu Fall bringt.

Stromerzeuger und Verbraucher halten dem entgegen, dass sie nicht über die gleiche Menge an liquiden Aktiva verfügen wie Finanzfirmen, da ihr Kapital in Anlagegegenständen wie Produktionsanlagen investiert sei.

Eine Änderung der Vorgaben für die Sicherheiten würde nicht unbedingt eine Neuauflage von EMIR zur Folge haben, ein Prozess, der Monate oder Jahre dauern könnte, sagte Lepage. Die Details des Gesetzes, das im vergangenen Jahr verabschiedet wurde, werden derzeit von der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA ausgearbeitet.

Hinter dem Brief stehen außer der Händlervereinigung auch Eurelectric, die nationale Verbände von Stromerzeugern vertritt, sowie Eurogas, der Vertreter der Gasbranche.

Eine Sprecherin der Europäischen Kommission wollte sich zu dem Brief nicht äußern. Auch Eurelectric und Eurogas lehnten einen Kommentar ab. 

 

[Bildquelle: © Kautz15 - Fotolia.com]

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