IKB-Finanzvorstand und Ex-Chief-Risk-Officer verlässt das sinkende Schiff


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Der Finanzvorstand der durch die US-Hypothekenkrise in Schieflage geratenen IKB Deutsche Industriebank, Volker Doberanzke, hat mit sofortiger Wirkung sein Amt niedergelegt. Seine Aufgaben übernimmt kommissarisch der von der staatlichen KfW in den Vorstand geschickte Dieter Glüder. Der Vorstand der IKB kündigte weiterhin an, einen Krisenstab einzusetzen. Die ursprünglich für den 14. August 2007 vorgesehene Veröffentlichung der Drei-Monatszahlen für das Geschäftsjahr 2007/08 (1. April 2007 –  30. Juni) wird verschoben, ebenso die für den 27. August 2007 vorgesehene Analystenkonferenz. Der Vorstand des wegen Spekulationen am US-Kreditmarkt in Schwierigkeiten geratenen Instituts schlage außerdem den Verzicht auf die Dividende für das laufende Geschäftsjahr vor. Dies dürfte die Aktie des bislang als dividendenstark geltenden Instituts am heutigen Tag belasten. Der Kurs hatte sich seit Anfang Februar bis gestern Abend bereits halbiert.

Volker Doberanzke hatte mit Wirkung zum 1. Juni 2006 die Aufgaben des früheren Finanzvorstands Joachim Neupel übernommen. Bevor er im Jahr 2005 zur IKB wechselte, war Doberanzke bei der Commerzbank als Chief Operating Officer des Geschäftsfeldes Asset Management sowie Geschäftsführer der Cominvest tätig.

Auch Winfried Reinke, Geschäftsführer der IKB Credit Asset Management GmbH, die Rhineland Funding betreut hat, ist von seinen Aufgaben entbunden. Ob sich Ulrich Hartmann an der Aufsichtsratsspitze der IKB noch länger halten kann, wird von Branchenbeobachtern bezweifelt. Die "FAZ" will bereits erfahren haben, dass Hartmann seinen Posten schon bald seinem bisherigen Stellvertreter, Detlef Leinberger, übergeben wird.

Wichtiger Beitrag zur Marktstabilisierung

Unterdessen ist die IKB weiterhin bemüht, die Sorge um ihre Zukunft zu zerstreuen und ergriff weitere Stabilisierungsmaßnahmen. Zur Stärkung der angeschlagenen Zweckgesellschaft Rhinebridge plc will die IKB 80 Mio. EUR in Form von Junior Capital Notes einbringen. Damit solle die Refinanzierungsfähigkeit der Zweckgesellschaft sichergestellt werden, hieß es. Als Folge werde die IKB die Rhinebridge plc mit Aktiva in Höhe von 2,4 Mrd. USD in der eigenen Bilanz konsolidieren. Die Transaktion sei eine vorsorgliche Maßnahme und leiste einen wichtigen Beitrag zur Marktstabilisierung. Ein Sprecher der IKB konnte zuletzt gegenüber Dow Jones nicht sagen, wie sich die Konsolidierung von Rhinebridge auf die Tier 1 Ratio der Bank auswirken wird. Die Tier 1 Ratio, die das Verhältnis der liquiden Mittel zu den Vermögenswerten ausdrückt - habe Ende März bei 7,2 Prozent gelegen und die Bank sei zu einer Ratio von mindestens 4 Prozent verpflichtet, sagte der Sprecher.

Liquidität für Rhineland Funding zur Verfügung gestellt

Die Probleme der Bank resultieren vor allem aus dem von der IKB geführten Investmentvehikel Rhineland Funding, das auch in die US-Immobilienkredite aus dem Subprime-Bereich investiert war. Steigende Zinsen und fallende Immobilienpreise hatten in den USA dazu geführt, dass Schuldner mit geringer Kreditwürdigkeit den Zahlungen für ihre zweitklassigen Hypothekenkredite nicht mehr nachkommen konnten. Da die Forderungen aus diesen so genannten Subprime-Darlehen meistens gebündelt und als Kreditderivate über die Börse weiterverkauft wurden, können Banken und andere institutionelle Investoren in Schwierigkeiten geraten. Weltweit hat dies an den Aktienmärkten in den vergangenen Wochen für Kursverluste gesorgt. Die IKB teilte nun mit, nachdem die Finanzierung von Rhineland Funding derzeit nicht über Commercial Paper erfolge, werde das so genannte ABCP-Programm über mehrere vorhandene Liquiditätslinien finanziert. Vergangene Woche hatte die KfW bereits angekündigt, Rhineland Funding bis zu 8,1 Mrd Euro Liquidität zur Verfügung zu stellen. Die verbleibenden 6,5 Mrd Euro Liquiditätslinien würden unverändert von einer Gruppe anderer Banken bereitgestellt, teilte die IKB nun mit.

Dieter Glüder übernimmt kommissarisch

Unter der Führung von Lutz-Christian Funke setzt die Mittelstandsbank nun einen Krisenstab ein, um die Probleme des Instituts weiter zu untersuchen. Funke kommt als Direktor aus dem Vorstandsstab der mit 38 Prozent an der IKB beteiligten KfW Bankengruppe und wird nun Generalbevollmächtigten bei der Mittelstandsbank. Die Aufgaben des ausscheidenden Finanzvorstandes Doberanzke werden kommissarisch von dem Mitglied des Vorstandes Dieter Glüder (Foto rechts) übernommen. Wie der nun eingesetzte Generalbevollmächtigte kommt auch der neue Vorstandsvorsitzende Günther Bräunig von der Hauptaktionärin KfW.



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