Aktuelle Insolvenzstatistik

Insolvenzen: Europa der zwei Geschwindigkeiten


Insolvenzen: Europa der zwei Geschwindigkeiten News

Laut einer aktuellen Analyse des Wirtschaftsinformationsdienstes KSV1870 Holding AG aus Wien war 2010 für viele europäische Länder ein Jahr des Durchatmens und der (jedenfalls vorübergehenden) Erholung nach den deutlichen Zuwachsraten des Jahres 2009. In Westeuropa ging daher auch die Zahl der Unternehmenspleiten 2010 in Summe um rund zwei Prozent zurück, nachdem sie 2009 um 19 Prozent angestiegen war. Dabei zeigten die europäischen Staaten jedoch eine stark divergierende Entwicklung: Während einige Länder (etwa Deutschland, Österreich, Italien, die Niederlande und Schweden) im vergangenen Jahr nur knapp über oder gar unter dem Wert von 2005 lagen, verzeichneten andere  nach wie vor ein Niveau, bei dem von langfristig entstandenen Strukturdefiziten gesprochen werden muss. Verglichen mit dem Wert aus dem Jahr die Zahl der Insolvenzen Irland oder Spanien beispielsweise auf einem Niveau von 461 bzw. 522 Prozent.

Die Darstellung des Insolvenzverlaufes seit 2005 (siehe Tabelle) kann zeigen, ob die Krise als zyklisches Einmalphänomen verarbeitet werden konnte, oder ob sie eine latente wirtschaftliche Schwäche des jeweiligen Landes aufgedeckt und folglich eine Insolvenzwelle ausgelöst hat. Ein Teil der Länder lag im Jahr 2010 knapp über oder unter dem Wert von 2005: Es waren dies Deutschland, Österreich, Italien, die Niederlande, Schweden. Ein weiterer Teil liegt deutlich darüber, aber letztlich krisenbedingt erklärbar zwischen 110 und 140 % des Wertes von 2005. Eine dritte Gruppe allerdings liegt so exorbitant über dem Ausgangswert von 2005, dass tatsächlich von langfristig entstandenen Strukturdefiziten gesprochen werden muss, die hier abzuarbeiten sind. Mit wenigen Ausnahmen zeigen alle Länder (siehe nachstehende Tabelle) im Jahr 2010 deutlich geringere Zuwächse als davor oder bereits Rückgänge, sodass europaweit davon ausgegangen werden kann, dass die Insolvenzwelle ihren Zenit überschritten hat.

 

Insolvenzverlauf europäischer Länder von 2005 bis 2010

2005 = 100% 20062007200820092010Anteil 2010 von 2005
Griechenland580-10%-2%4%-0%-1%61%
Deutschland 36.843-17%-15%0%12%-2%87%
Italien12.476-19%-48%43%23%20%90%
Österreich7.056-5%-6%0%9%-8%90%
Niederlande6.780-12%-23%1%73%-10%107%
Schweden6.692-8%-6%9%21%-5%109%
Frankreich41.739-7%3%23%7%-5%122%
Belgien7.799-3%1%11%11%2%123%
Finnland2.2780%-1%16%25%-13%126%
Schweiz 4.751-5%-5%-2%24%20%132%
Großbritannien12.8932%-5%25%23%-13%133%
Luxemburg675-8%10%-13%17%32%136%
Norwegen2.160-10%-6%41%38%-12%205%
Portugal2.2785%63%54%36%16%226%
Dänemark2.495-20%21%54%54%13%259%
Irland331-8%3%123%82%8%461%
Spanien929-2%8%187%97%-3%522%

Hinweis: Die Prozentsätze beziehen sich jeweils auf die korrigierten absoluten Vorjahreswerte.

 

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

peter /12.09.2011 20:46
Logische Konsequenz der unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklung. Es gibt Länder, die haben ihre Hausaufgaben erledigt und andere eben nicht ... so einfach ist das
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