Nach Aussage von Klaus P. Diederichs, Managing Director von JP Morgan in London, hat sich im europäischen Bankenmarkt ein Kapitalüberschuss von rund 70 Mrd. Euro aufgebaut, der für Akquisitionen in schnell wachsenden Märkten sowie für internes Wachstum in kapitalintensiven Geschäftsfeldern nutzbar gemacht wird. "Der Aufbau des Kapitalüberschusses erhöht den Druck auf das Management, einer klaren Strategie zu folgen", so Diederichs im Rahmen des 10. Duisburger Bankensymposiums. Als Hauptgründe für die große Menge an Überschusskapital nannte er vor allem die historisch niedrigen Zinsen und Kreditkosten, hohe Handelsergebnisse sowie ein begrenztes Potenzial für organisches Wachstum. Zudem werden Banken mit bestimmter Geschäftsausrichtung bzw. Großbanken, die den IRB-Ansatz wählen, unter Basel II noch mehr Kapital freisetzen, glaubt Diederichs. Da der Überschuss primär zur Akquisition eingesetzt wird, trage ein aktives Risikomanagement indirekt zur Entstehung einer Superliga europäischer Banken bei. Deutsche Banken spielen allerdings keine maßgebliche Rolle in der paneuropäischen Branchenkonsolidierung. Unter den zwölf, von JP Morgan definierten führenden Banken finden sich keine deutschen Kreditinstitute. Aufgrund des Drei-Säulen-Modells gebe es für Privatbanken hierzulande wenig Übernahmeziele. Bis auf die Deutsche Bank habe kein Institut signifikante Zukäufe im Ausland getätigt. "Die Position in Wachstumsmärkten in Zentral- und Osteuropa ist deutlich unterdurchschnittlich", so Diederichs. Obwohl JP Morgan auf absehbare Zeit nicht mit einem Bröckeln der drei Säulen rechnet, dürften sich mittelfristig die Grenzen zwischen den Sektoren vermischen und sektorübergreifende Institute entstehen. Ob allerdings die deutsche Kreditwirtschaft zeitnah wieder in die Superliga europäischer Banken aufschließt, bleibt eher fraglich.
IRB-Ansatz von Basel II setzt Kapital frei
Dr. Stefan Hirschmann