Vorbereitungen auf den Ernstfall

IWF startet Notfallplanungen für Spanien


IWF startet Notfallplanungen für Spanien News

Der Internationale Währungsfonds hat mit Diskussionen über einen Notfallplan für Spanien begonnen. Der IWF bereite sich auf den Ernstfall vor, wenn es Spanien nicht aus eigener Kraft gelingen sollte, die taumelnde Großbank Bankia zu retten, sagten mehrere informierte Personen übereinstimmend gegnüber der Presse.

EU und IWF wollen unbedingt vermeiden, dass auch Spanien unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss. Erste Überlegungen für dieses Krisenszenario habe die Europaabteilung des IWF aber dennoch angestellt, sagte einer der Insider. "Ein genaueres Bild ergibt sich erst nach dem Stresstest zur spanischen Wirtschaft, mit dem der IWF am 4. Juni beginnt." "Einige sagen, dass so eine Rettungsaktion gedanklich nicht fassbar ist, aber es ist genauso wenig vorstellbar, dass Planungen deshalb unterbleiben", ergänzte die damit vertraute Person.

Offiziell dementierte der Fonds seine Überlegungen für eine Pleite des Euro-Schwergewichts. Der IWF entwerfe keine Pläne für eine Rettung Spaniens und sei von dem Land auch nicht darum ersucht worden, sagte IWF-Sprecher Gerry Rice. Auch der spanische Finanzminister versuchte, die Gerüchte zu zerstreuen. Die angeblichen IWF-Planungen seien Spekulationen ohne jede Grundlage, sagte Luis de Guindos. Er kündigte an, dass die Ergebnisse des Stresstests am 11. Juni vorliegen sollen.

Laut einem der IWF-Informanten sei es nichts Ungewöhnliches, dass regionale Abteilungen Überlegungen anstellten, die dann dem Direktorium präsentiert werden, wenn sie gebraucht würden.

Neuralgischer Punkt jeder möglichen Rettung Spaniens wäre die Lastenverteilung zwischen EU und dem IWF. Sie könnte teurer werden und mehr Geld verschlingen, als die Kredite für Griechenland, Irland und Portugal zusammen. "Werder der IWF noch die Eurozone könnten diese Rechnung zahlen, wenn gleichzeitig drei andere Rettungsaktionen laufen", sagte ein weiterer Kenner der Materie. Das genaue Volumen, wieviel Geld das Land tatsächlich brauchen würde, könne erst nach dem Stresstest beziffert werden. Einer der Insider geht von 300 Milliarden Euro aus, die es kosten würde, dass Land drei Jahre am Leben zu halten.

Spanien muss der Großsparkasse Bankia mit 19 Milliarden Euro unter die Arme greifen. Der eigene, nationale Rettungsfonds verfügt aber nur noch über 9 Milliarden Euro. In der Bilanz des strauchelnden Instituts schlummern große Berge toxischer Immobiliendarlehen, die wegen sinkender Hauspreise und der Rekordarbeitslosigkeit nicht mehr bedient werden. Die Regierung hat angedeutet, Bankia mit eigenen Schuldscheinen oder Schuldscheinen des nationalen Bankenrettungsfonds auszustatten, damit die Bank gegen diese Pfänder Liquidität bei der Europäischen Zentralbank erhalten kann.

Wenn die Regierung um Ministerpräsident Mariano Rajoy weitere Milliarden in die marode Bank stecken muss, drohen ihre Sparanstrengungen ins Leere zu laufen. Das wiederum würde den Druck an den Finanzmärkten erhöhen. Schon jetzt haben zehnjährige Staatsanleihen eine Rendite von deutlich über 6 Prozent erreicht, am Mittwoch waren die Zinsen sogar auf 6,66 Prozent geklettert. Das ist für die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone nicht lange durchzuhalten. Der Druck auf Deutschland steigt, seinen Widerstand gegen die direkte Rettung von Banken durch den Rettungsfonds ESM fallen zu lassen.

 

 

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

RiskNET Redaktion /04.06.2012 06:37
+++ Bundesregierung will Spanien unter Rettungsschirm drängen +++

Spanien wird von der deutschen Regierung nicht zur Inanspruchnahme des europäischen Rettungsschirms EFSF gedrängt. Mit dieser Aussage trat ein Regierungssprecher am Sonntag gegenüber Dow Jones Newswires einem entsprechenden Magazinbericht entgegen. Weder in der vergangenen Woche noch davor habe es eine solche Aufforderung gegeben.

Der Spiegel hatte ohne Nennung von Quellen berichtet, die Bundesregierung wolle das hoch verschuldete Spanien unter den europäischen Rettungsschirm EFSF drängen. Schäuble habe den spanischen Wirtschaftsminister Luis de Guindos bei dessen Besuch am Mittwoch in Berlin unter Druck gesetzt. Spanien müsse sich Geld vom Rettungsschirm besorgen, um damit das Kapital seiner Banken aufzupolstern, habe der Deutsche gefordert.

Die Krise des Finanzsektors hatte dazu geführt, dass Spanien sich nur noch zu steigenden Zinsen Geld an den Finanzmärkten besorgen kann. In der vergangenen Woche musste das Land bei Anleiheplatzierungen 6,7 Prozent an Zinsen bieten. Bei dieser Größenordnung waren Portugal und Irland im vergangenen Jahr unter den Rettungsschirm geschlüpft, auch auf Druck der übrigen Euro-Staaten.
RiskNET Redaktion /07.06.2012 03:43
+++ Spanischer Wirtschaftsminister versucht Lage zu beruhigen +++

Der spanische Wirtschaftsminister hat versucht die Aufregung um die finanzielle Lage seines Landes zu beruhigen. "Es gab keinerlei Gespräche über einen Notfallrettungsplan für die Banken", sagte Luis De Guindos vor Reportern in Brüssel. Es werde jedoch ein längerfristiger Plan zur Sanierung des spanischen Bankensektors vorbereitet. Am Dienstag hatte Finanzminister Christobal Montoro eingestanden, dass sich sein Land am Kapitalmarkt kaum mehr finanzieren könne. "Die Türen der Finanzmärkte für Spanien sind verschlossen."

Wirtschaftsminister De Guindos ergänzte, dass die Rettung der Großsparkasse Bankia Teil des längerfristigen Rettungsplans sei. Er wich der Frage aus, ob die europäischen Rettungsfonds ESM und EFSF direkt Geld an die strauchelnden Institute verleihen sollten.

Ein Bericht des Internationalen Währungsfonds, der in den kommenden Tagen veröffentlicht werden soll, werde zeigen, dass die Probleme auf "bestimmte Einheiten" im Finanzsektor des Landes begrenzt seien. Die Regierung hat außerdem zwei Wirtschaftsberatungsfirmen mit einer separaten Prüfung beauftragt.

Der Wirtschaftsminister des in der Krise steckenden Euromitgliedslandes sieht keine Alternative zu einer Bankenunion in der Eurozone. "Eine Bankenunion ist fundamental", erklärte er den wartenden Journalisten. Für die kommende Versteigerung von spanischen Staatsanleihen gab er sich optimistisch. Ich denke, wir werden unsere Ziele erreichen".
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