Der Wertverlust des US-Dollar und der Rückgang des US-Leistungsbilanzdefizits hat nach Einschätzung von John Lipsky die globalen Ungleichgewichte nicht verringert. Der stellvertretende Geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) warnte bei einer Rede in Tokio, dass die Abwertung des Dollar wegen der mangelnden Flexibilität einiger asiatischer Währungen (etwa des chinesischen Yuan) vornehmlich von flexiblen Währungen wie dem Euro getragen und daher ein Ausgleich der globalen Zahlungsbilanzungleichgewichte verhindert worden sei. Der IWF sehe das Risiko, dass der jüngste Abbau des US-Leistungsbilanzdefizits nicht das Ende der großen Ungleichgewichte bedeute, sondern lediglich einen Wechsel zu neuen Ungleichgewichten, sagte Lipsky. In Volkswirtschaften mit geringerer Fähigkeit zur Absorption, schwächeren Finanzmärkten und einer weniger festen Glaubwürdigkeit der Politik, wie in einigen Schwellenländern, habe sich das Risiko neuer Ungleichgewichte erhöht.
Doch gibt es Lipsky zufolge auch Grund für Optimismus, da der Rückgang des US-Leistungsbilanzdefizits dauerhaft zu sein scheine. Dies erleichtere einen Ausgleich der globalen Ungleichgewichte, äußerte Lipsky und forderte anhaltende Reformen vornehmlich an den asiatischen Finanzmärkten. Höchste Priorität habe gegenwärtig das Wiederherstellen der Ruhe an den Finanzmärkten, sagte Lipsky und verwies auf die beim jüngsten G-7-Treffen vorgelegten Vorschläge des Finanzstabilitätsforums. Allerdings zeigte er sich weiterhin vorsichtig und bekräftigte die vom IWF wiederholt vorgebrachte Warnung, dass die Regierungen Notfallpläne ausarbeiten sollten, für den Fall, dass sich die Lage wieder überraschend verschlechtere. "Auch wenn wir einige Anzeichen für eine Normalisierung an den Kreditmärkten sehen, bestehen weiterhin ernste Risiken für die internationale Finanzstabilität," führte Lipsky aus.
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