Europäischer Stresstest

Jeder zehnte Versicherer in Europa nicht krisenfest


Jeder zehnte Versicherer in Europa nicht krisenfest News

Die europäischen Versicherer sind den Ergebnissen eines Stresstests zufolge überwiegend gut auf mögliche Finanz- und Wirtschaftskrisen vorbereitet. Wie die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA für die Versicherungsbranche am Montag in Frankfurt mitteilte, fielen bei den verschiedenen Tests jedoch bis zu 10 Prozent der teilnehmenden Institute durch. Gut 90 Prozent der Versicherer zeigten sich dagegen im Krisenfall robust. Anders als bei den bereits im vergangenen Jahr durchgeführten Stresstests wurden diesmal bereits die erst ab 2013 geltenden Kapitalerfordernisse unter Solvency II zugrunde gelegt.

In dem Test wurden drei verschiedene Szenarien mit wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen simuliert: ein Basis-Szenario, ein adverses Szenario und ein Inflationsschock. Unter dem adversen Szenario erfüllten 13 Versicherer (10 Prozent der Teilnehmer) nicht mehr die nötigen Kapitalerfordernisse. Ihr Solvenz-Defizit belief sich auf zusammen 4,4 Mrd EUR. Das Solvenz-Plus aller getesteten Versicherer fiel von zuvor 425 Mrd auf 275 Mrd EUR.

An dem Inflations-Szenario scheiterten 10 Versicherer (8 Prozent der Teilnehmer) mit einem Solvenz-Minus von insgesamt 2,5 Mrd EUR. Der Solvenz-Überschuss aller getesteten Versicherer fiel hier von zuvor 425 Mrd auf 367 Mrd EUR.

Neben den drei Szenarios untersuchte die EIOPA auch eine Staatsanleihenkrise. Zugrundegelegt wurde ein "Schock bei den Staatsanleiherenditen", so etwa ein Rendite-Anstieg bei griechischen Staatsanleihen um 255 Basispunkte (Bp), bei irischen um 258 Bp, bei portugiesischen Papieren um 246 Bp und bei spanischen um 165 Bp. Hier erreichten sechs Versicherer (5% der Teilnehmer) nicht mehr die Kapitalerfordernisse unter Solvency II. Das Solvenz-Plus aller Versicherer sank unter diesem Szenario um 33 Mrd EUR.

Die Aufsichtsbehörde geht davon aus, dass insbesondere die am Test gescheiterten Institute an ihrer Kapitalstruktur arbeiten werden. Die nationalen Aufsichtsbehörden würden nun mit den Versicherern die Ergebnisse der Stresstest diskutieren. Das Solvenz-Minus sei jedoch vergleichsweise gering ausgefallen, so dass es bis zur Einführung von Solvency II im Januar 2013 kein Problem sein sollte, die Kapitalstruktur so anzupassen, dass sie auch unter den Krisenszenarios bestehen kann, sagte der Präsident der EIOPA, Gabriel Bernardino.

Bernardino betonte, dass der Stresstest nicht dazu verleiten dürfe, auf heutige Kapitalerfordernisse der bei den am Test gescheiterten Versicherern zu schließen. Es sei unter künftigen regulatorischen Bedingungen getestet worden, um sich auf diese vorbereiten zu können. Aus diesem Grund werde auch keine Aufschlüsselung der Ergebnisse nach Ländern bzw Instituten bekanntgegeben. Dies sei "nicht sinnvoll".

Die größten Risiken für die Solvenz sieht die EIOPA in der negativen Entwicklung der Aktien-, Zins- oder Staatsanleihemärkte. Auf der Schadenseite seien Risiken aus dem Nicht-Leben-Bereich entscheidend, insbesondere große Naturkatastrophen sowie zunehmend teurere Schadensfälle.

An dem freiwilligen Stresstest nahmen insgesamt 129 Versicherer und Rückversicherer aus 31 Ländern teil, darunter die 27 Staaten der EU plus die Schweiz, Norwegen, Liechtenstein und Island. Sie repräsentieren gemessen an den Bruttoprämieneinnahmen rund 60 Prozent des europäischen Versicherungsmarktes. Getestet wurden aus jedem Land so viele Versicherer, dass mindestens 50 Prozent des Brutto-Prämienvolumens abgedeckt sind. Die deutschen Versicherer dürften daher sehr stark beteiligt gewesen sein, weil der Erstversicherungsmarkt hierzulande jenseits der Allianz sehr zersplittert ist.

[Bildquelle: iStockPhoto]

Kommentare zu diesem Beitrag

Markus /05.07.2011 01:24
"...Ihr Solvenz-Defizit belief sich auf zusammen 4,4 Mrd EUR..."

Peanuts, das ist ja noch einmal ein Drittel der zweiten Griechenlandtranche
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