Die Naturkatastrophen und von Menschen verursachte Unglücke haben die weltweite Versicherungsbranche nach Aussage der Swiss Re in diesem Jahr 36 Mrd. USD gekostet. Das waren 34 Prozent mehr als im Vorjahr. Der volkswirtschaftliche Schaden liegt allerdings wesentlich höher und wird von der Züricher Rückversicherungsgesellschaft am Dienstag nach einer vorläufigen Schätzung auf 222 Mrd. USD beziffert.
Durch die schweren Katastrophen kamen in diesem Jahr nahezu 260.000 Menschen ums Leben, deutlich mehr als die 15.000 Opfer im vergangenen Jahr. Dazu trug vor allem das schwere Erdbeben in Haiti im Januar bei, das allein über 220.000 Opfer forderte. Auch die Flutkatastrophe in China und Pakistan und die Hitzewelle in Russland kosteten viele Menschenleben.
Die humanitären Katastrophen dieses Jahres hätten zudem aufdeckt, wie unterschiedlich die Versicherungssysteme in den einzelnen Ländern entwickelt seien. "Während der Großteil der teuersten Schäden durch die Erdbeben in Chile und Neuseeland und den Wintersturm in Westeuropa von Versicherungen gedeckt wurden, waren Ereignisse wie das Erdbeben in Haiti und die Fluten in Asien kaum versichert", sagte Swiss-Re-Chefökonom Thomas Hess.
Dank einer vergleichsweise milden Hurrikansaison in den USA in diesem Jahr lagen die Verluste für die weltweite Versicherungsbranche 2010 im Rahmen des 20-jährigen Durchschnitts. Die relativ geringen Verluste aus Katastrophen seien jedoch ein zweifelhafter Segen für die Versicherer, insbesondere Rückversicherer wie die Swiss Re. Die Branche leide schon seit mehreren Jahren darunter, dass sie ihre Preise nicht erhöhen könne, unter anderem auch, weil die Nachfrage nach Rückversicherungen so gering sei. Auch das Überschusskapital spiele eine Rolle: Bleiben teure Katastrophen aus, können die Rückversicherer ihr Kapital bewahren, doch dadurch erhöht sich auch der Wettbewerb und das deckelt die Preisen.
Das teuerste Ergebnis des Jahres war das Erdbeben in Chile im Februar. Der Versicherungsbranche entstanden daraus Schäden von 8 Mrd. USD, während das Erdbeben in Neuseeland rund 2,7 Mrd. USD kostete. Die Ansprüche im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko dürften sich laut Schätzungen auf eine Mrd. USD summieren. Hier bestehen jedoch noch etliche Unsicherheiten aufgrund der Komplexität der Ansprüche. Haftpflichtschäden sind in diesen Schätzungen nicht enthalten.
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