Die katastrophalen Ereignisse in Japan wirken sich bislang kaum auf die Produktion im deutschen Maschinen- und Anlagenbau aus. "Gravierende Produktionsausfälle und -behinderungen bestehen im Moment nicht", sagten Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) und Thomas Lindner, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Mittwoch nach einem Gespräch im Rahmen des Branchendialogs Maschinen- und Anlagenbau.
Auch kurzfristig seien solche Beeinträchtigungen nicht zu befürchten, auch wenn die Auswirkungen der Katastrophen auf den deutschen Maschinen- und Anlagenbau noch nicht abschließend eingeschätzt werden könnten. Die Krise in der Branche sei noch nicht in allen Bereichen überwunden, sagte der VDMA-Präsident. Zwar erreichten einige Teilbereiche bereits wieder die Spitzenniveaus der Jahre 2007/2008. Viele Teilbranchen des Maschinenbaus seien jedoch noch weit von den alten Niveaus entfernt, sagte Lindner.
Die Kurswende in der Energiepolitik mit möglicherweise höheren Energiepreisen werde die Branche unmittelbar nur wenig tangieren, da der direkte Kostenanteil Energie im Maschinen- und Anlagenbau nur bei rund 3 Prozent liege. "Insofern sind wir von Energiepreisen unmittelbar zunächst nur gering betroffen", sagte der VDMA-Präsident. Anders sehe das für den Bereich der Vormaterialien wie Kupfer, Aluminium und Stahl aus, die energieintensiv hergestellt würden.
"Wenn wir diese Branchen nicht mehr in Deutschland halten können, dann müssten wir unser Vormaterial aus dem Ausland holen", sagte Lindner. Das wäre mit dem Verlust von Know-how verbunden. "Mit jeder Beschaffung geben sie Know-how heraus, sprich: wenn wir unseren Stahl in China einkaufen, müssen wir damit Know-how aus den Häusern geben, und das sollten wir vermeiden", warnte Lindner. Der VDMA sei deshalb an einem breiten Energiemix interessiert, der "möglichst unideologisch und sachorientiert" sei. Von der Politik würden stabile, machbare Rahmenbedingungen erwartet bei gleichzeitiger Anerkennung des Primats der Politik, sagte der VDMA-Präsident.
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Die Allianz SE sieht ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr durch die Naturkatastrophen in Japan nicht in Gefahr. Für einen Erstversicherer sei es zwar schwierig, die genaue Höhe der zu erwartenden Schadensforderungen zu ermitteln, sagte Finanzvorstand Paul Achleitner auf dem Capital Markets Roundtable am Freitag in Frankfurt. Es gebe aber bislang keinen Grund, die Gewinnprognose für 2011 zu ändern. Er rechne deshalb weiterhin mit 7,5 Mrd bis 8,5 Mrd EUR operativem Gewinn.
"Wir arbeiten an verlässlichen Zahlen und werden sie hoffentlich zur Hauptversammlung am 4. Mai haben", sagte Achleitner weiter. Während der Allianz die Schadenshöhe in der Personenversicherung noch unklar ist, hatte ihre Industrieversicherungstochter AGCS bereits erklärt, sie rechne aus den Japan-Schäden mit einer Belastung von maximal 65 Mio EUR.
Ende vergangenen Monats hatte der weltgrößte Rückversicherer Munich Re wegen der Schadensforderungen im Zusammenhang mit den Beben und dem Tsunami seine Gewinnprognose von rund 2,4 Mrd EUR für das laufende Jahr einkassiert. Der Schadensmodellierer AIR Worldwide rechnet für die Versicherungsbranche inzwischen nach einer revidierten Schätzung mit 20 Mrd bis 30 Mrd USD versichertem Schaden durch das erste Beben und den folgenden Tsunami.
Hinsichtlich der Stillen Einlage bei der Commerzbank zeigte sich Achleitner zufrieden. Die 9% Rendite seien als gutes Investment anzusehen, erklärte der Manager. Bei der geplanten Kapitalerhöhung werde der Konzern "umfassend" frisches Geld in Aktien investieren. Die Allianz werde im Rahmen der 11 Mrd EUR schweren Kapitalerhöhung alle ihr zustehenden Bezugsrechte zeichnen.
Achleitner dementierte in diesem Zusammenhang nicht die Einschätzung von Commerzbank-CEO Martin Blessing, der Anteil der Allianz werde künftig nur noch zwischen 5% und 6% (derzeit gut 9%) liegen. Hintergrund für die Verwässerung ist die Ausgabe von Pflichtwandelanleihen, die der Ausgabe neuer Aktien mit Bezugsrecht vorausgeht.
Der Rückversicherer Hannover Rück wird seine Jahresprognose nach dem Erdbeben in Japan wohl senken. "Das ist wahrscheinlich", sagte Finanzvorstand Roland Vogel der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung": "Wir wollen aber erst einmal die Zahlen zum ersten Quartal abwarten." Vogel bezifferte die von seinem Unternehmen zu tragenden Schäden mit 250 Mio EUR.
Nach Vogels Angaben hat die Hannover Rück wegen der Unsicherheiten an den Finanzmärkten ihr gesamtes Aktienportfolio verkauft: "Wir haben es im ersten Quartal verkauft. Es machte 700 Mio EUR aus, rund 2% unseres Anlagevolumens." Seit Mitte 2010 war das Aktienportfolio aufgebaut worden.
Unterdessen wird die Steuerrückerstattung, mit der die Hannover Rück rechnen kann, höher ausfallen als die bisher genannten 75 Mio EUR. Vogel sprach laut Zeitung nun von einem dreistelligen Millionenbetrag. So lasse sich ein Verlust im ersten Quartal eventuell noch verhindern. Vogel räumte aber ein, dass wegen der vielen Großschäden im ersten Quartal rechnerisch ein Verlust droht.