Konjunkturprognose

Keine vergleichbaren Szenarien bekannt


Konjunkturprognose: Keine vergleichbaren Szenarien bekannt News

Das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung hat wegen der Corona-Krise seine Konjunkturprognose deutlich in den negativen Bereich gesenkt. "Die Botschaft unserer Prognose lautet, dass das Coronavirus und seine Folgen Deutschland in eine Rezession stürzen", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest bei einer Online-Pressekonferenz. Die Münchner Ökonomen erwarten nun in einem günstigen Szenario einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 1,5 Prozent in diesem Jahr. "Dabei sind aber nur kleinere Einschränkungen in der Industrie berücksichtigt", betonte Fuest. "In einem zweiten Szenario, das größere Produktionseinschränkungen unterstellt, schrumpft die Wirtschaftsleistung um 6 Prozent."

Im Dezember hatten die Ifo-Ökonomen noch mit einem Zuwachs des BIP um 1,1 Prozent in diesem und 1,5 Prozent im kommenden Jahr gerechnet. "Prognosen darüber, wie tief die Rezession ausfällt, sind derzeit mit extrem hoher Unsicherheit behaftet", betonte Fuest. Deshalb sei es sinnvoll, verschiedene Szenarien in den Blick zu nehmen.

Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser betonte, es gebe keine historischen Erfahrungen mit vergleichbaren Ereignissen, aus denen wahrscheinliche Krisenverläufe abgeleitet werden könnten. "Der historische Absturz des Ifo-Geschäftsklimas im März deutet allerdings darauf hin, dass der Konjunktureinbruch im zweiten Quartal alles Bisherige übertreffen wird", sagte er.

Massives Gegensteuern nötig

Niemand wisse genau, wie sich die Absagen und Schließungen wirtschaftlich auswirken würden, betonte das Institut. Der weitere Verlauf hänge stark von den weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie und von Entscheidungen in anderen Ländern ab. Umso wichtiger sei nun ein massives und gezieltes Gegensteuern von Regierung, EU und Europäischer Zentralbank (EZB). Zugleich müssten "dringend Konzepte entwickelt werden, um die Dauer und Intensität des Lockdown zu begrenzen, ohne die Bekämpfung der Epidemie zu beeinträchtigen".

Fuest betonte, es sei wichtig, dass die Politik "massive und gezielte Maßnahmen" ergreife, um damit die Schäden zu begrenzen, die das Einfrieren der Wirtschaft verursache. Für Selbständige sowie kleine und mittlere Unternehmen sollten für einige Monate alle Steuerzahlungen ausgesetzt werden, forderte er. "Zusätzliche Hilfen für Beschäftigte, die ihr Einkommen verlieren, sind dringend notwendig", sagte der Ifo-Chef. Liquiditätshilfen und staatliche Garantien könnten eine Insolvenzwelle abwenden. "Die Regeln des Insolvenzrechts sollten vorübergehend gelockert werden".

Verlören Banken durch Kreditausfälle Eigenkapital, könnten zudem die Kapitalregulierungen erzwingen, auch andere Kredite zu kündigen, gab Fuest außerdem zu bedenken. "Das würde die Krise verschärfen. Die Bankenaufsicht sollte die Spielräume der Banken deshalb vorübergehend erweitern", verlangte der Präsident des Ifo-Institutes.

Akute Gefahr drohe den Staatsfinanzen im Euroraum, warnte Fuest. Die Euro-Länder einschließlich der EZB müssten klar signalisieren, "dass alle Länder konsequent gestützt werden und Ausfälle bei Staatsschulden ausgeschlossen sind".

[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock ]
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