Zuerst Corona, dann Brexit, dann Suezkanal-Blockade – innerhalb weniger Monate gerät die europäische Logistikbranche gleich mehrfach unter Druck. Das FreightTech-Unternehmen TIMOCOM gab heute bekannt, dass mehrere Tage in Folge über eine Million offene LKW-Frachtaufträge aufgelaufen sind und dringend abgefertigt werden müssen. Das Unternehmen erwartet auch für die kommenden Wochen eine weitere Eskalation der Situation und empfiehlt Transportdienstleistern aller Art, sich kurzfristig digitalen Frachtenbörsen anzuschließen.
Druck auf europäischen Straßengüterverkehr weiter erhöht
Der internationale Handel läuft seit Monaten wieder auf Hochtouren. Mit der Havarie der Ever Given im Suezkanal wurde vor rund zwei Monaten ein Ketchup-Effekt ("Nach wenig kommt viel") ins Rollen gebracht, der den nachgelagerten Hinterlandverkehr nun zeitversetzt erreicht. Besonders im Binnenschifffahrts- und Schienenverkehr mangelt es massiv an Ressourcen, was den Druck auf den europäischen Straßengüterverkehr weiter erhöht. Noch immer führen Staus an der Verladerampe zu Verzögerungen. Dadurch kommt es vermehrt zu Leerfahrten zum Folgeauftrag. Der massive Mangel an Laderaum wirkt sich nahezu flächendeckend auf den gesamten Industrie- und Handelsbereich aus.
"Es war klar, dass die große Masse an Gütern, die aufgrund der Suezkanal-Blockade nun geballt auf europäische Häfen trifft, nicht zeitnah abtransportiert werden kann. Auch die Kapazitäten an Laderaum für den Nachlauf waren von vornherein begrenzt. Wir hatten mit dieser Entwicklung gerechnet und gehen davon aus, dass sich dies in den nächsten Wochen weiter auf die Verfügbarkeit von Transportkapazitäten im europäischen Inland auswirken wird", kommentiert Gunnar Gburek von TIMOCOM die Situation im Straßengüterverkehr. "Wir müssen jetzt alles tun, um Leerfahrten zu vermeiden und alle verfügbaren Kapazitäten bereitzustellen, um das hohe Frachtvolumen zu bewältigen. Hier können Frachtenbörsen helfen."
Die aktuelle Situation
Das erste Quartal 2021 überstieg laut TIMOCOM Transportbarometer bereits den Vorjahreswert um 58 Prozent. Während dieser Zeit wurden im Vergleich zu Q1 2020 über 10 Mio. mehr Frachteingaben getätigt. Gerade in Deutschland, Polen und Frankreich entwickelte sich der Binnenverkehr exponentiell, nicht zuletzt aufgrund des veränderten Konsumverhaltens während der Pandemie: Anstelle von Freizeitangeboten, Reisen und anderen Dienstleistungen wurde in Konsumgüter, viele aus Übersee, investiert. Aktuell zeigt das Transportbarometer für alle drei Kernmärkte die gleiche Tendenz eines deutlichen Frachtenüberhangs gegenüber verfügbarem Laderaum.