Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Sitzungsprotokolle veröffentlicht, sollte nach Ansicht des deutschen Direktors Jörg Asmussen das Abstimmungsverhalten der Ratsmitglieder offengelegt werden. "Nach meiner persönlichen Meinung sollten die Protokolle die geldpolitische Diskussion allgemein zusammenfassen und darlegen, wer für was gestimmt hat und mit welcher Begründung", sagte Asmussen bei einer Rede in Brüssel.
"Eine Publikation der Protokolle in dieser Weise wird unser Mandat schärfen, weil die EZB dann erklären muss, weshalb ihre Beschlüsse innerhalb des europäischen Mandats liegen", erläuterte Asmussen, der vor seinem Job bei der EZB Finanzstaatssekretär in Berlin war.
Dieses Thema ist umstritten, da gefürchtet wird, dass nach der Veröffentlichung starker Druck auf einzelne EZB-Vertreter in ihren Heimatländern ausgeübt werden könnte. "Man sollte das Risiko nicht unterschätzen, dass Druck auf Ratsmitglieder ausgeübt wird, besonders auf Gouverneure von nationalen Notenbanken. Nach meiner Ansicht sollte jedoch jeder, der eine solche Position annimmt, fähig sein, einem solchen Druck zu widerstehen", sagte Asmussen.
Mit der gewandelten Finanzwelt und der gestiegenen Komplexität sei klar, dass Kommunikationsstrategien eine zunehmend wichtige Rolle im Dialog zwischen den Zentralbanken und den Märkten spielten. Die jüngst eingeführte Forward Guidance der EZB beinhalte zwei Elemente der Kommunikation: "Eine Darlegung, wie die Zentralbank die Zukunft einschätzt und Information darüber, wie die Zentralbank darauf reagieren könnte", sagte Asmussen.
Im Juli hatte EZB-Präsident Mario Draghi mit einer bald 15-jährigen Tradition der Zentralbank gebrochen und sich im voraus auf eine bestimmte Geldpolitik festgelegt. Die EZB will demnach den Leitzins für einen längeren Zeitraum auf einem niedrigen Niveau halten, um einen unerwünschten Anstieg der Marktzinsen entgegenzuwirken.
[Bildquelle: © Gunnar Assmy - Fotolia.com]