Globale Risikolandkarte

Konjunkturaussichten trüben sich weiter ein


Globale Risikolandkarte: Konjunkturaussichten trüben sich weiter ein News

Laut Creditreform Rating haben sich die globalen Wirtschaftsaussichten deutlich verschlechtert und die ökonomischen Gesamtrisiken zugenommen. Als Hauptgrund nennt die Ratingagentur dabei insbesondere den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen wirtschaftlichen Folgen. Viele Regierungen, insbesondere in den Industrieländern, haben fiskalische Maßnahmen ergriffen, um die durch hohe Energiekosten belasteten Haushalte und Unternehmen zumindest in Teilen zu entlasten. Neben kräftig steigenden Kosten insbesondere für Energierohstoffe und Lebensmittel verstärken auch zunehmende Materialengpässe und Störungen bei Lieferketten – befeuert durch rigorose Null-Covid-Strategien in China – den Preisauftrieb. 

"Die Inflation hat in vielen Volkswirtschaften bereits vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine rasant zugenommen – auch aufgrund der pandemiebedingten Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage. Die aktuelle geopolitische Lage verschärft diese Situation, trifft sie doch vielfach auf einen zunehmenden Arbeitskräftemangel, das ganze vor einem Hintergrund von jahrelang akkommodierender Geldpolitik", kommentiert Benjamin Mohr, Head of Public Finance and Economic Research bei Creditreform Rating.

Abb. 01: Russland ist ein weltweit wichtiger Lieferant von Energie und anderen wichtigen RohstoffenAbb. 01: Russland ist ein weltweit wichtiger Lieferant von Energie und anderen wichtigen Rohstoffen

Inflation auf hohem Niveau

Dieser Mix setzt viele Zentralbanken unter Zugzwang, sodass es in einer zunehmenden Zahl von Staaten bereits zu einer deutlichen Straffung der Geldpolitik gekommen ist. Auch bei der Europäischen Zentralbank klingt an, dass die Leitzinsen bis zum Jahresende etwas deutlicher angehoben werden könnten als noch vor wenigen Monaten gedacht. Wenngleich sich Angebotsengpässe im Laufe der Zeit mildern könnten, wird die Knappheit in einigen Sektoren wohl deutlich bis ins kommende Jahr andauern und könnte mit einer teils angespannten Arbeitsmarktsituation den Aufwärtsdruck auf die Verbraucherpreise verschärfen. "Einige Zentralbanken sehen sich hier einer schwierigen Gemengelage gegenüber. Eine aggressivere Straffung der Geldpolitik birgt durchaus – zusätzliche – Abwärtsrisiken für die Konjunktur", sagt Fabienne Riefer, Senior Economist bei Creditreform Rating.

Abb. 02: Die Markterwartungen für die Leitzinsen sind stark gestiegenAbb. 02: Die Markterwartungen für die Leitzinsen sind stark gestiegen

Steigende Renditen bei Staatsanleihen

Aufgrund des zunehmenden Inflationsdrucks sind die Renditen langfristiger Staatsanleihen weltweit gestiegen, da zuletzt auch die Erwartungen einer restriktiveren Geldpolitik vielerorts zugenommen haben. Laut Creditreform Rating könnten die steigenden Renditen den finanzpolitischen Spielraum in vielen Ländern weiter einschränken. Insbesondere Schwellenländer, die stark von Öl- und Nahrungsmittelimporten abhängig sind, dürften hiervon betroffen sein.

Die Lage im Euroraum

Zwar konnte der wirtschaftliche Aufschwung des Euroraums im ersten Quartal 2022 fortgesetzt werden (+0,6%), jedoch sind insbesondere die europäischen Staaten von den ökonomischen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine betroffen, obschon in unterschiedlichem Maße, abhängig vom Grad der Handlungsverflechtungen der einzelnen Staaten mit Russland. Dabei nimmt das Risiko einer umfassenden Verknappung der Gasversorgung durch Russland in der EU weiter zu. Insgesamt haben sich zudem Finanzierungsbedingungen in der Eurozone verschlechtert und dürften zusammen mit den Pandemiemaßnahmen in China den Außenhandel belasten. 

Abb. 03: Der Krieg hat zu einer weiteren Verschärfung der finanziellen Bedingungen in Europa geführtAbb. 03: Der Krieg hat zu einer weiteren Verschärfung der finanziellen Bedingungen in Europa geführt

Gegenwind für deutsche Wirtschaftsentwicklung

Die Konjunkturaussichten für Deutschland haben sich in diesem Umfeld deutlich eingetrübt, trotz fiskalischer Unterstützungsmaßnahmen, die die Belastungen aufgrund der hohen Energiekosten für die privaten Haushalte und Unternehmen abfedern. Die hohe Abhängigkeit der deutschen Volkswirtschaft von russischem Gas macht die heimische Wirtschaftsentwicklung störungsanfällig. 

Creditreform Rating hat die Prognose für das reale BIP-Wachstum für 2022 und 2023 daher deutlich gesenkt. "Wir sind der Überzeugung, dass der enorme ökonomische Gegenwind länger anhalten wird als bisher angenommen und sich bis weit in das Jahr 2023 zieht. Für 2022 ist mit einem Anstieg der Gesamtproduktion um 1,5% und für 2023 mit einer geringfügigen Belebung des realen BIP-Wachstums auf 1,6 % zu rechnen", sagt Benjamin Mohr und ergänzt: "Wir können aktuell jedoch nicht ausschließen, dass die russischen Gaslieferungen nach Deutschland vollständig eingestellt werden." Ein solches Szenario könnte laut Creditreform Rating zu einer technischen Rezession in Q4-22 und Q1-23 führen.

Tab. 01: Wir haben unsere Prognose für das reale BIP angesichts des sich weiter verschlechternden geopolitischen Umfelds gesenktTab. 01: Wir haben unsere Prognose für das reale BIP angesichts des sich weiter verschlechternden geopolitischen Umfelds gesenkt

 

[ Bildquelle Titelbild: Adobe Stock.com / Robert Poorten ]
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