Downgrades für weitere 13 Länder

Kreditrisiken steigen in der Folge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise


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Nachdem der der Kreditversicherer Coface zu Jahresbeginn bereits 22 Länder und im April nochmals 47 Länder herabgestuft oder auf die negative Beobachtungsliste gesetzt hatte, sind jetzt 13 weitere Länder von Downgrades betroffen, darunter auch Österreich und die Niederlande. Vor allem Industrieländern, aber generell auch kleineren Volkswirtschaften, die hochgradig vom Welthandel abhängig sind, macht die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise nach Einschätzung der Coface immer mehr zu schaffen.

Mit dem Länderrating dokumentiert die Coface das durchschnittliche Risiko eines Zahlungsausfalls bei Unternehmen in einem bestimmten Land. So fließen neben makroökonomischen Daten vor allem die Zahlungserfahrungen mit den Unternehmen ein. Somit unterscheidet sich die Bewertung von den Länderratings anderer Agenturen, die in der Regel die Staatsbonität oder die Sicherheit von Anleihen zum Gegenstand haben. Regelmäßig werden 155 Länder analysiert und bewertet. Die Bewertungen folgen einer ähnlichen siebenstufigen Skala wie die der Ratingagenturen: "A1" bis "A4" entsprechen Investmentgrades, die Einstufungen "B", "C" und "D" stehen für ein mittleres bis hohes Risiko.

Industrieländer von Zahlungsschwierigkeiten besonders betroffen

Besonders stark sind seit letztem Herbst die Zahlungsausfälle und -verzögerungen in den Industrieländern gestiegen. Dementsprechend wurde im April das Rating zahlreicher westeuropäischer Länder von der Bestnote "A1" auf "A2" herabgesetzt, darunter auch von Deutschland und Frankreich. "In diesen Ländern scheint die Talsohle erreicht zu sein", zeigt sich der Vorstandsvorsitzende von Coface Deutschland, Benoît Claire, nun jedoch vorsichtig optimistisch. "Nun folgen jedoch Finnland, Österreich und die Niederlande auf ‚A2‘. Wie Deutschland leiden auch diese Länder unter der schlechten Konjunktur in den Nachbarländern und dem rasanten Einbruch des Exportgeschäfts," so Claire weiter.

Finnland werde außerdem von der zunehmenden Schärfe des Wettbewerbs und der Stärke des Euro gegenüber den Währungen wichtiger Handelspartner negativ getroffen. Vor allem Schlüsselindustrien wie die Holzwirtschaft und Telekommunikationsausrüster seien hier in Schwierigkeiten geraten. Die Niederlande wiederum seien mit ihrer offenen Wirtschaft sehr abhängig von ihren traditionellen Handelspartnern Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien. In diesem Jahr dürften hier Exporte und Investitionen nach Einschätzung der Coface weiter sinken, wobei Rückgänge um 16,2 bzw. 14,7 Prozent prognostiziert werden. Die Probleme der Unternehmen würden sich zwangsläufig auf die Zahlungsmoral niederschlagen.

Speziell in Österreich hätten die Zahlungsausfälle enorm zugelegt, zumal in der Alpenrepublik dieses Jahr mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um drei Prozent zu rechnen sei. Besonders betroffen seien der Automobilbereich und die Banken. Das starke Engagement der österreichischen Banken in Mittel- und Osteuropa mache bis zu 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts des Landes aus.

Mittel- und Osteuropa besonders stark betroffen

Die aufstrebenden Länder Mittel- und Osteuropas seien von der Krise besonders betroffen. "Aufgrund des rapiden Wachstumsrückgangs mussten wir das Rating der Slowakei mit ‚A3‘ unter Beobachtung für eine Abwertung stellen", kommentiert Claire die jüngsten Rating-Entscheidungen seines Hauses. Auch bei den baltischen Republiken, im April erst herabgestuft, werde eine weitere Abwertung in Erwägung gezogen. Noch stehen Estland und Litauen auf "A4", Lettland wird mit "B" bewertet. Das Ausmaß der Rezession und das Risiko einer Währungskrise werde den hoch verschuldeten Unternehmen in diesen Ländern jedoch zunehmend zum Verhängnis.

Portugal schließlich, das die Coface erst im Frühjahr auf "A3" abgestuft hatte, wurde erneut auf die negative Watchlist gesetzt. Der Nachfragerückgang in Spanien, wohin 30 Prozent der portugiesischen Exporte gehen, aber auch die Abhängigkeit von der Wirtschaftsentwicklung in der übrigen Europäischen Union, treffe das Land besonders. Neben den Exporten und Investitionen breche zunehmend auch der private Verbrauch ein. Mangelnde Liquidität der Unternehmen führe dann zu steigenden Zahlungsausfällen. Vor allem Zulieferer für Automobilteile, Bau, Textil und Leder sowie der Großhandel und die Bauindustrie selbst hätten mit vielen Insolvenzen zu kämpfen.

Nachdem Finnland, Österreich und die Niederlande den Ratingspitzenplatz verloren haben, hält Coface weltweit nur noch für Schweden, die Schweiz und Luxemburg die Bewertung "A1" aufrecht. Allerdings drohe in absehbarer Zeit wohl auch hier eine Abwertung.

Weitere Informationen zur aktuellen Einschätzung der Länderrisiken stehen kostenlos auf der Website www.laenderrisiken.de zur Verfügung.


[Bildquelle: iStockPhoto]

 

Kommentare zu diesem Beitrag

Robert /24.08.2009 20:24
Wie passt das zu den Prognosen, die landauf und landab gepredigt werden, dass die Krise vorbei wäre? Führen nicht die höheren Kreditrisiken zu weiteren Ausfällen bei den Banken und zu einem massiven Einfluss auf die Realwirtschaft?
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