Der Bankensektor in der Europäischen Union (EU) ist nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in einer sehr stabilen Verfassung. In ihrem aktuell veröffentlichten jährlichen Bericht zur Stabilität der EU-Banken betont die Notenbank, dass sich die finanzielle Situation der Institute im ersten Halbjahr 2006 abermals verbessert habe. Damit habe sich die seit 2003 zu beobachtende gute Entwicklung weiter konsolidiert. Gleichzeitig, so die EZB, sei die Verwundbarkeit der europäischen Banken gegen negative Schocks gesunken. Für die Zukunft werde zudem eine anhaltende Steigerung der Profitabilität erwartet. Dennoch sieht die EZB verbleibende Risiken für den EU-Bankensektor. Diese beziehen sich vor allem das makroökonomische Umfeld. Die EZB verweist in diesem Zusammenhang auf die Anhebung der Zinsen in vielen Währungsräumen und die damit verbundene Rückführung der gegenwärtig noch reichlich umlaufenden Liquidität. Angesichts der höheren Zinsen sei die plötzliche Auflösung von spekulativen Handelspositionen an den Finanzmärkten - mit den entsprechenden Kursverlusten für die Banken - nicht auszuschließen, warnt die EZB.
Basel II fördert Risikomanagement
Zudem seien die Banken wachsenden Kreditrisiken ausgesetzt, da die Ausleihungen zuletzt weiter gestiegen seien, ohne dass die Anforderungen an die Kreditstandards angehoben worden sind. Die EZB bezeichnet zwar die derzeitige Qualität der Kreditportfolios als hoch, andererseits sieht sie aber wegen des starken Wettbewerbs auf den Kreditmärkten auch eine gestiegene Verwundbarkeit der Banken. Als weiteres Risiko macht die EZB auf die Tatsache aufmerksam, dass die geringe Volatilität auf vielen Finanzmärkten den Risikoappetit der Banken gesteigert habe. Die EZB merkt ferner an, dass die Einführung des Regulierungswerkes Basel II zu Beginn des kommenden Jahres für eine zusätzliche Stabilisierung des europäischen Bankensektors sorgen sollte. Werde Basel II erst einmal vollständig implementiert sein, dann dürfte dies noch einmal mit erheblichen Verbesserungen des Risikomanagements in den Banken verbunden sein, so die Notenbank. Der reibungslose Übergang zu dem neuen Aufsichtswerk werde dabei sichergestellt durch die enge Zusammenarbeit zwischen den Banken, Notenbanken und Regulierungsbehörden.