Der französische Kreditversicherungskonzern Coface sieht ein Ende der internationalen Wirtschaftskrise und hat den Ausblick für 20 Länderratings auf positiv gestellt. Die Verwerfungen an den Finanzmärkten hätten das größte Ausmaß seit 60 Jahren gehabt, doch seit dem zweiten Halbjahr 2009 seien die Zahlungsausfälle erkennbar zurückgegangen, so die Einschätzung von Coface-CEO Jérôme Cazes auf der 14. Länderrisiken-Konferenz in Paris.
Während die Kreditrisiken im ersten Halbjahr noch um 19 Prozent gestiegen seien, verzeichnete der weltweit drittgrößte Kreditversicherer in den vergangenen sechs Monaten einen Rückgang der Ausfälle um 40 Prozent. Gleichwohl vollziehe sich die wirtschaftliche Erholung insbesondere in den Schwellenländern äußerst langsam und werde vom Risiko der Entstehung neuer Spekulationsblasen begleitet. "Die Kreditkrise ist vorbei, die Rezession in den größten Industriestaaten ist beendet", so Cazes. Zu rechnen sei allerdings mit einer verkürzten Erholungsphase. Die nächste Krise komme bestimmt und werde durch die globale Vernetzung der Volkswirtschaften für die Unternehmen zunehmend brutalere Folgen nach sich ziehen.
Ein systemisches Risiko sieht Cazes auf Seiten der großen Investmentbanken. Je größer und einflussreicher die Institute seien, desto höher sei auch die Gefahr von Dominoeffekten an den Kapitalmärkten. Dieses Problem lasse sich nur durch eine Verkleinerung der systemrelevanten Banken in den Griff bekommen. Zudem empfiehlt der Coface-Chef eine Testphase bei neuartigen Finanzprodukten. "Wenn Pharmaunternehmen wie Roche oder Novartis ein neues Medikament auf den Markt bringen wollen, bedarf es einer Testphase von mehreren Jahren, bis das Produkt für den Verkauf zugelassen wird“, so Cazes. Bei Finanzdienstleistern gehe dies von einem Tag auf den anderen. In diesem Segment sei deshalb ein grundsätzliches Umdenken bzw. eine stärkere Kontrolle neuer Finanzprodukte angebracht. Die Politik müsse nun handeln und mehr Augenmerk auf die Verhinderung künftiger Krisen legen sowie verantwortungslose Spekulationen unterbinden. Konkret schlägt Cazes zudem Reformen bei der Bilanzierung sowie Steuern auf Spekulationsgeschäfte vor.
Staatsverschuldung als größtes Risiko
Das größte Risiko des Jahres 2010 sieht Coface-Chefvolkswirt Yves Zlotowski bei der Entwicklung der Staatsverschuldungen. "Die Blase im Bereich der Staatsverschuldung und öffentlichen Finanzierung ist besonders gefährlich“, so die Einschätzung Zlotowskis. Dieses Risiko müsse zwar nicht zwangsläufig in einen Totalausfall münden, doch ohne restriktive Vorgaben für die Konsolidierung der Staatsfinanzen werde auch das Wachstumspotenzial der Unternehmen empfindlich gestört. Neben den Überkapazitäten in China sieht der Coface-Ökonom vor allem weitere Risiken an den Aktienmärkten, die im laufenden Jahr durch eine hohe Volatilität gekennzeichnet sein dürften. Das Platzen dieser Blasen werde für die Unternehmer einen neuen Schock erzeugen, zumal die Betriebe in vielen Branchen durch die Finanzkrise der vergangenen zwei Jahre stark anfällig sind und ein schwaches Risikoprofil aufweisen.
Weltweit geht der Kreditversicherer von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 2,3 Prozent aus, wobei der prognostizierte Wert für die Industriestaaten mit 1,4 Prozent annähernd vier Basispunkte unter den Schwellenländern liegt, die der Coface-Prognose zufolge eine Wachstumsrate von 5,3 Prozent erreichen sollten. Während das Coface-Länderrating für Deutschland (A2) mit einem positiven Ausblick versehen wurde, droht Griechenland eine Herabstufung von derzeit A3, möglicherweise sogar um mehr als einen Notch. Auch Großbritannien, Italien, Irland, Portugal und Spanien verbleiben vorerst auf A3.
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