Die Krise am US-Immobilienmarkt hat die IKB Deutsche Industrie Bank AG schwer getroffen: Das Düsseldorfer Finanzinstitut musste eine Gewinnwarnung und den Rücktritt des Vorstandssprechers bekannt geben. Analysten sprechen von einem Vertrauensbruch, da das Unternehmen noch vor knapp zwei Wochen seine Ziele bekräftigt und erklärt hatte, dass das Engagement am US-Hypothekenmarkt nur einen geringen Beitrag ausmacht. Entsprechend enttäuscht reagierten auch die Investoren. Die Refinanzierung des von der IKB geführten Conduits "Rhineland Funding" habe gefährdet erschienen, und die IKB sei Gefahr gelaufen, aus ihren Liquiditätslinien für "Rhineland Funding" in Anspruch genommen zu werden, hieß es in einer Mitteilung der im MDAX gelisteten Bank. "Rhineland Funding" und in geringerem Maße auch die IKB selbst seien in strukturierten Portfolioinvestments engagiert, zu denen auch US-Immobilienkredite aus dem Subprime-Bereich gehören. Die staatliche Förderbank KfW, mit rund 38 Prozent Großaktionär der IKB, hat daher die "notwendigen Maßnahmen" getroffen, um die Bonität der Bank zu sichern, hieß es weiter. Mit Wirkung zum 30. Juli 2007 werde die KfW in die Liquiditätslinien gegenüber dem "Rhineland Funding" eintreten und darüber hinaus die IKB gegen Risiken abschirmen, die aus bestimmten Portfolioinvestments resultieren. Dies soll gewährleisteten, dass die IKB ein bonitätsstarkes Bankinstitut, insbesondere für den deutschen Mittelstand, bleibt.
Personelle Konsequenzen auf Druck der BaFin
Die Situation der IKB blieb nicht ohne personelle Konsequenzen: Der Sprecher des IKB-Vorstandes, Stefan Ortseifen (Bild), musste seinen Hut nehmen. Neuer Vorstandsvorsitzender wird der KfW-Manager Günther Bräunig. Zudem schickt die KfW mit Dieter Glüder einen weiteren Manager in den Vorstand der Düsseldorfer Bank. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat nach Angaben einer Sprecherin an der Ausarbeitung der Hilfsmaßnahmen mitgearbeitet und die Unterstützung der KfW für die IKB begrüßt. "Dadurch wird sichergestellt, dass es nicht zu Marktverwerfungen oder negativen Folgen für das Bankensystem in Deutschland kommt", sagte die Sprecherin. Auch das Bundesfinanzministerium, das im IKB-Aufsichtsrat vertreten ist, stellte sich ausdrücklich hinter das Engagement der KfW. "Das Vertrauen der Investoren in die IKB ist stark beschädigt", sagte Philipp Häßler, Analyst bei equinet. Nur eine umfassende Aufklärung von Seiten der IKB könne dazu beitragen, mittelfristig das Investorenvertrauen wieder zu gewinnen. Investoren dürften sich aber auf absehbare Zeit mit neuen Engagements zurückhalten. Dirk Becker, Analyst bei Kepler Equities, sprach sogar von einem "Debakel". Noch vor zweieinhalb Wochen habe die Bank mitgeteilt, dass Verluste im Zusammenhang mit US-Immobiliendarlehen nur einen relativ niedrigen Betrag ausmachen würden und die Bank ihre Ziele erreichen werde. "Nun wurde die IKB von den Ereignissen überholt", kommentierte der Analyst. "Ich würde die IKB-Aktie nicht kaufen, auch wenn sie 15 Prozent verliert", sagte der Analyst.
Steigende Risikoprämien an den Märkten für Unternehmensanleihen
Befürchtungen, dass neben der IKB auch andere deutsche Banken unter der Krise am US-Hypothekenmarkt leiden, scheinen sich derzeit aber nicht zu bewahrheiten. "In einer aktuellen Umfrage unter den großen deutschen Banken zum US-Subprime-Geschäft haben wir keine Anzeichen für negative Auswirkungen feststellen können.", sagte Stefan Best, Bankenanalyst bei der Ratingagentur Standard & Poor´s (S&P). Die IKB sei dabei allerdings nicht von S&P bewertet worden. "Daher sehen wir keinen direkten Einfluss auf diese deutschen Institute durch die Krise am US-Immobilienmarkt", so Best. Auch die großen Finanzhäuser geben sich gelassen. So sieht die Deutsche Postbank nach Angaben ihres Finanzvorstandes Marc Heß keine Auswirkungen auf ihr Geschäft aus der Krise um die IKB. Der Vorstandsvorsitzender Wolfgang Klein hatte zudem am 18. Juli bereits betont, dass die Postbank selbst von der Subprime-Krise "nicht nennenswert betroffen" sei.
Angst vor vermehrten Kreditausfällen
Eine Sprecherin der Deutschen Bank wollte sich am Montag dazu zwar nicht äußern. Anfang Juli hatte aber der Chief Risk Officer, Hugo Bänziger (Bild), in einem Interview aber gesagt, dass die Bank Anzeichen einer heraufziehenden Subprime-Krise bereits 2002 erkannt und daraus die Konsequenzen gezogen habe. Beim Münchener Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate verwies ein Sprecher auf Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Georg Funke, der auf der Bilanzpressekonferenz zum Geschäftsjahr 2006 angedeutet hatte, dass sein Haus von der Subprime-Krise nicht betroffen ist. Auch die Allianz sieht sich durch die Subprime-Krise in den USA nur gering belastet. Die Investments der Gruppe in so genannten CDOs (Collaterized Debt Obligations) und CLOs (Collaterized Loan Obligations) belaufen sich auf 1,4 Mrd EUR, wie der Allfinanzkonzern mitteilte. Dies entspreche weniger als 0,2 Prozent der Bilanzsumme. Von diesen Investments stünden rund 50 Prozent mit Subprime-Krediten in Verbindung. Die Allianz habe für die CDOs und CLOs eine Vorsorge von knapp 70 Mio. EUR vorgenommen.
[Bildquelle: IKB, Deutsche Bank]