Branchenanalyse

Krise kein Thema für deutsche Automobilindustrie


Krise kein Thema für deutsche Automobilindustrie News

Von einer Krise in der deutschen Automobilindustrie ist trotz der weitverbreiteten Rezessionsängste momentan nichts zu spüren: Die Inlandsnachfrage legt zu, die Exporte brummen und in den heimischen Werken wird mehr produziert denn je, wie aus am Freitag veröffentlichten Daten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) hervorgeht. Verbandspräsident Matthias Wissmann trat angesichts des schwieriger gewordenen Marktumfelds und der immer schwerer zu toppenden Vergleichszahlen aber auf die Euphoriebremse: "Natürlich wird das Wachstum jetzt - wo der Aufholprozess weit fortgeschritten ist - wieder eine langsamere Gangart einlegen". Allerdings rechne niemand in der Branche mit einer Rezession. Etwas Luft zum Atmen sei für die unter Vollast fahrenden Autofabriken gar nicht schlecht, erklärte Wissman.

Alles in allem seien die Zeiten zwar nicht einfach, die deutsche Automobilindustrie habe aber eine sehr robuste Ausgangsposition, sagte der ehemalige Bundesverkehrminister am Freitag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt am Main. "Die Automobilindustrie ist auch nach 125 Jahren Wachstumsbranche - mit guten Perspektiven". Sowohl die Märkte in Schwellenländern wie China als auch der US-Markt versprächen mittel- und langfristig Wachstum.

Der VDA beobachtet laut Wissmann die aktuelle Entwicklung an den Finanzmärkten sehr genau. Man habe das Gefühl, dass es zu einer Abkopplung von Finanz- und Realwirtschaft gekommen sei. Die Schuldenproblematik sei dabei kein neues Phänomen. "Wir als VDA haben sie schon seit langem benannt." Nun gelte es, das Vertrauen in die Stabilität der Finanzmärkte zu sichern, sagte der Verbandspräsident. Dazu müsse die Schuldenkrise in den USA und in einigen europäischen Staaten "glaubhaft und mit Führungsstärke" angepackt werden.

In den vergangenen Wochen hatten die fortdauernde Schuldenkrise und die davon ausgelösten Börsenturbulenzen zu der Befürchtung geführt, die zuletzt so erfolgreiche Autoindustrie könnte ausgebremst werden. Die aktuellen Verwerfungen wecken böse Erinnerungen an die große Finanzkrise von 2008, die zu einer Weltwirtschaftskrise ausgewachsen war. Damals machten Konsumenten einen großen Bogen um die Autohäuser; die Absätze - vor allem in den gesättigten Märkten Westeuropas und Nordamerikas - brachen massiv ein und mit ihnen die Ergebnisse der Hersteller und Zulieferer. Industrieflaggschiffe wie General Motors wurden sogar zahlungsunfähig. Hätte die Politik nicht nahezu weltumspannend interveniert, wäre der Absturz der Industrie wohl noch fataler verlaufen.

Die deutschen Autohersteller spüren vom schwierigen Umfeld momentan aber noch nichts: Auf dem Heimatmarkt legten die Neuzulassungen insgesamt um 18% auf 237.700 Fahrzeuge zu - das Plus der deutschen Marken lag nach VDA-Angaben bei sogar 23%. Besonders stark entwickelten sich laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einmal mehr die Premiumhersteller: Audi legte um ein Fünftel auf knapp 19.000 Verkäufe zu, Mercedes-Benz um mehr als ein Drittel auf etwa 21.500 Verkäufe und BMW und Mini sogar um 60% auf rund 23.250 Verkäufe. Volkswagen schaffte ein Absatzplus von 14% auf knapp 48.700 Autos und Opel eines von 23% auf knapp 19.300 Wagen.

Deutschland habe zusammen mit einigen osteuropäischen Ländern in den vergangenen Monaten den europäischen Markt zusammengehalten, sagte VDA-Präsident Wissmann. In anderen Ländern mit möglicherweise überbordenden Schulden wie Spanien, Portugal und Italien waren die Autoveräufe angesichts der schwierigen konjunkturellen Bedingungen zuletzt auf Talfahrt gegangen.

Gefragt blieben Autos "Made in Germany" vor allem auch im Ausland: Die Exporte deutscher Hersteller aus dem Heimatland stiegen dank des guten Auftragsbestands und der starken Nachfrage außerhalb Europas - vor allem in Schwellenländern - um 17% auf 299.400 Wagen. "Noch nie vorher wurde in einem August ein höheres Exportvolumen erzielt", sagte Wissmann.

Die Produktion heimischer Hersteller legte um fast ein Fünftel auf 399.000 Wagen zu - ebenfalls eine neue Bestmarke. Dies hat wiederum positive Implikationen für den deutschen Arbeitsmarkt: Nach Daten des Statistischen Bundesamtes stieg die Stammbelegschaft auf gut 724.000 Mitarbeiter. "Die deutsche Automobilindustrie - Hersteller wie Zulieferer - sichert und erhöht die Beschäftigung", sagte VDA-Chef Wissmann.

Die Prognosen für das Gesamtjahr bekräftigte Wissmann: So rechnet der VDA 2011 weiter mit mehr als 3,1 Mio Neuzulassungen in Deutschland, über 4,5 Mio Exporten und über 5,9 Mio in Deutschland produzierten Autos. "Das würde auch das Volumen des bisherigen Rekordjahres 2007 toppen", so der Verbandschef. Lediglich bei den Neuzulassungen in Deutschland würde keine neue Bestmarke erreicht werden, sollten sich die Prognosen bewahrheiten. Das ist allerdings kein Wunder, denn die Bestmarke stammt aus dem Jahr 2009. Damals hatte die Abwrackprämie für alte Autos die Nachfrage künstlich hochgehalten und die Verkäufe über die Marke von 4 Mio gehievt. Im Jahr 2010 gaben die Verkäufe in Deutschland dann deutlich auf gut 2,9 Mio Autos nach.

 

[Bildquelle: iStockPhoto]

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